Halle durch Flut zerstörtDrittliga-Handball des Leichlinger TV steht vor dem Abgrund

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Leichlinger TV Handball Halle Lars Hepp Optik

Lars Hepp, Handball-Trainer des LTV, steht vor der Leichlinger Sporthalle, die von der Flut schwer betroffen war.

Leichlingen/Burscheid – „Wir kommen hier in Leichlingen an die Grenze des Zumutbaren“, sagt Lars Hepp. Der Trainer der Drittliga-Handballer des Leichlinger TV ist verzweifelt: Die Sporthalle Am Hammer, sonst Trainings- und Heimspielort mit Platz für 2600 Zuschauerinnen und Zuschauer, ist nach der Zerstörung durch das Hochwasser noch lange nicht wieder nutzbar. Doch einen geeigneten Ersatz gibt es nicht. Und so stellt sich der 43-Jährige nun die Frage, wie lange der LTV noch Drittliga-Handball liefern kann: „Wir stehen am Scheideweg: Machen wir weiter oder stellen wir den Spielbetrieb auf diesem Niveau ein?“

Die Wucht des Hochwassers am 14. und 15. Juli machte vor der Halle, in der sonst auch Schulkinder ihren Sportunterricht haben, nicht Halt. Das gesamte Erdgeschoss wurde unterspült. Böden und Wände mussten rausgerissen werden, gegen drohenden Schimmel wurde monatelang getrocknet und gelüftet. Schweiß, Taktik, Jubel über genutzte und Ärger über vertane Chancen – das alles ist aktuell ganz weit weg.

Die Halle ist ein Lagerzentrum

Statt ein Ort des Leistungssports ist die Sporthalle ein Lagerzentrum: Stühle, Gitarren, stapelweise Tische haben hier den Platz gefunden, den sie in ebenfalls zerstörten Schulen und anderen Einrichtungen der Stadt nicht mehr haben. In der Sporthalle müssen der Estrich, Wände, die Tribüne und die komplette Wasserversorgung erneuert werden. Erst Ende 2023 soll Am Hammer wieder Sport getrieben werden können.

Leichlinger TV Handball Halle Kisten

In der Sporthalle in Leichlingen wird vielerlei eingelagert, was in den zerstörten Schulen keinen Platz hat.

„Das ist für uns und die Schulen ein katastrophaler Zustand“, sagt Hepp. In normalen Zeiten absolvieren die Handballer drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche. Sind es weniger, sind die Sportler nicht austrainiert, ist das Niveau der dritten Liga nur schwer zu halten. Zweimal pro Woche weicht Hepp mit seiner Mannschaft auf die kleinere Toscana-Halle an der Opladener Straße in Leichlingen aus, doch dort entsprechen die Hallenmaße nicht den Standards: „Das Feld ist zu klein“, sagt Hepp, „der Boden rutschig. Wenn wir nicht müssten, würden wir da nie trainieren. Aber so kommen wir wenigstens auf 50 Prozent unseres Pensums.“

Heimspiele werden in Burscheid ausgetragen

Seine Heimspiele trägt der LTV alle zwei Wochen in der Schulberghalle in Burscheid aus. Jeder Versuch, die Halle auch für die eine oder andere Trainingsstunde zu gewinnen, sei bislang ins Leere gelaufen, berichtet Hepp. Die Stadt Burscheid habe abgewunken, es gäbe keine verfügbaren Hallenzeiten. Das will Hepp nicht hinnehmen – immer wieder gebe es nachmittags und abends Zeiten, in denen die Halle auf dem Papier belegt, in Wirklichkeit aber frei sei.

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Dirk Runge, Verwaltungschef in Burscheid, weist diese Darstellung am Mittwoch entschieden zurück: „Wir haben keine freien Hallenzeiten“, sagt Runge dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die Burscheider Vereine hätten gerne selbst mehr, aber auch das geht nicht.“ Zudem dürfe nicht vergessen werden: „Wir helfen und unterstützen schon bei den Wettkampfspielen“, sagt Runge. „Mehr können wir im Moment nicht tun.“

Weniger Zuschauer

Leichlinger TV Handball Halle Lars Hepp

Lars Hepp, Handball-Trainer des LTV

Bei den drei Heimspielen gegen Longerich, die Bergischen Panther und Opladen seien zusammen nicht einmal 400 Zuschauer über die Stadtgrenze nach Burscheid gekommen, um die Mannschaft zu unterstützen, sagt derweil Hepp: „Bei diesen Spielen hätten wir sonst im Schnitt jeweils 400 bis 500 Zuschauer gesagt.“

„Ich würde meinen Spielern wünschen, dass ihnen schnellstmöglich eine Perspektive aufgezeigt wird“, so der Handballtrainer. Ein halbes Jahr ohne einen richtigen Trainingsort, das sei noch möglich, „aber fast zwei Jahre? Da sehe ich für den Breitensport in Leichlingen schwarz.“

Leichlinger TV Handball Halle Stühle

Stühle und Tische wurden in der Halle gestapelt.

Und so droht Hepps Mannschaft neben dem Abstieg in die vierte Liga auch der große Bruch, wird im Gespräch deutlich: „Junge Spieler kommen zu uns, um den Sprung in die zweite oder erste Liga zu schaffen“, erklärt Hepp. „Jetzt können wir nicht ohne Lücken das Training anbieten, das sie dazu brauchen. Das ist ein großes Problem.“

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