Nina Blasberg und Tobias Unger haben 30 Geschäftsleute um sich geschart und wollen dem Wirtschaftsförderungsverein würdige Nachfolger sein.
Business-NetzwerkEine neue Adresse für Unternehmer in Leichlingen

Tobias Unger und Nina Blasberg haben viel vor mit dem Business-Netzwerk Leichlingen.
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„Fast jeder war mal im Wiv“, sagt Tobias Unger. Er auch, genauso wie Nina Blasberg. Jetzt wollen die beiden mit bislang 30 Mitstreitern neu durchstarten. Am 1. Juni haben sie das Business-Netzwerk Leichlingen gegründet. Es soll den Wirtschaftsförderungsverein einerseits ablösen – andererseits aber ganz anders sein.
Die Zentrierung des Wiv auf den Einzelhandel hat Leichlingens Wirtschaft aus Sicht der Online-Unternehmerin Blasberg und des Versicherungsmaklers Unger nicht mehr abgebildet. Im BNL sollen Handwerk und Landwirtschaft, Dienstleister und große Unternehmen mehr Gewicht haben. Vereine, wie sie zudem im Wiv vertreten waren, sieht Unger nicht als klassische Wirtschaftsakteure an. Dass der Jahrzehnte alte Verein sich unter Schmerzen und mit Komplikationen aufgelöst hat, sei womöglich notwendig gewesen. Die Strukturen unter der Jahrzehnte amtierenden Vorsitzenden Birgitt Färber seien wohl zu verkrustet gewesen, lassen Unger und Blasberg durchklingen, als sie am Dienstag im Gasthaus Rusticus das neue Business-Netzwerk vorstellen.
Aber mit Kritik am Wiv halten sich die beiden nicht lange auf. Sie dient allenfalls als Erklärung dafür, dass es nun das BNL gibt. Und warum es dort in vielerlei Hinsicht anders zugehen soll. Einschließlich der Regelung, „dass die Vorsitzenden höchstens zwei Wahlperioden amtieren dürfen“, so Unger. Macht maximal vier Jahre. Danach können sie allenfalls als Beisitzer im BNL-Vorstand weitermachen. Machen ist Blasberg und Unger ganz wichtig: „Wir wollen ein Mitmach-Verein sein“, so der 45 Jahre alte Unger. Eine große Zahl an Mitgliedern dürfe kein Selbstzweck sein.
Wir wollen ein Mitmach-Verein sein
Deshalb soll es im Business-Netzwerk zunächst vier Untergruppen geben, in denen Landwirtschaft, Dienstleister, Handwerker und größere Unternehmen repräsentiert sind. In letzterer Gruppe will sich Winfried Lessmann engagieren, Gründer des zum Konzern Med 360º ausgebauten Radiologie-Netzwerks. Lessmann hat sich aus Altersgründen dort zurückgezogen, aber das Rad, das er mit seinem Immobilienprojekt an der Diepentalsperre dreht, ist für Leichlinger Verhältnisse auch noch riesig. Geplant ist, dass die vier BNL-Divisionen ein Eigenleben entwickeln – mit regelmäßigen Treffen und Fachvorträgen, die Unternehmer weiterbringen.
Einmal im Jahr sollen alle zum Stammtisch der Unternehmer zusammenkommen. Der erste ist am Mittwoch, 3. September, geplant. Als „Stargast“ wird die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach erwartet. Auch ansonsten strebt das BNL durchaus politischen Einfluss an: Ein Rederecht im Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Tourismus sei „verabredet“, so Unger: „Wir wollen in der Stadtverwaltung besser gehört werden.“ Auch, um Genehmigungen und andere Abläufe zu beschleunigen. Dass Unternehmer mit der Bürokratie hadern, gilt auch in Leichlingen.
Sieben Fragen an die Bürgermeister-Kandidaten
Auf den Zahn fühlen will der BNL-Vorstand auch den Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl im September. Alle sieben sollen sieben Fragen beantworten. Und zwar im Video. „Die Parteiprogramme geben da nicht viel her“, findet Unger. Und viele Projekte für die wirtschaftliche Entwicklung ständen seit vielen Jahren auf der Agenda. Da biete es sich an, die Kandidaten Farbe bekennen zu lassen. Und zwar bis 1. August, früh genug als Entscheidungshilfe für die Wahl.
Einflüssen aus den Stadtratsfraktionen will sich das Business-Netzwerk Leichlingen nicht aussetzen: Wirtschaftspolitische Sprecher als Mitglieder? Lieber nicht. „Wir wollen kein politischer Verein sein, sondern Distanz halten“, so Unger, der sein CDU-Parteibuch vor 13 Jahren abgegeben hat.
„Mein Leichlingen“ ist schon reserviert
Zum Angebot des Netzwerks soll auf Dauer ein Leerstandskataster gehören, die Internet-Präsenz „mein Leichlingen“ sich zu einem Anlaufpunkt für möglichst alle Unternehmen entwickeln. Denkbar wäre sogar eine Handelsplattform dort.
Einen ersten Eindruck sollen sich Leichlingerinnen und Leichlinger auf dem Stadtfest am ersten September-Wochenende machen können. Analog zur Blaulicht-Meile sollen sich auf rund 100 Metern „fünf bis zehn Betriebe vorstellen“, so Unger. Das ist als eine Möglichkeit gedacht, auch an Fachkräfte zu kommen. Später will das Netzwerk eine Ausbildungsmesse organisieren – und bis es soweit ist, auf das Migranten-Kataster der Organisation „Leichlingen hilft“ zugreifen. Dass sich unter den dort gelisteten rund 70 Geflüchteten zum Beispiel Dachdecker-Helfer finden lassen, hält Unger für sehr wahrscheinlich.
Außerdem auf dem Programm: verkaufsoffene Sonntage, natürlich verbunden mit Festen in Leichlingen wie auch Witzhelden. Dass der neue Stadtpark zentraler Platz für alle möglichen Veranstaltungen sein muss, steht für Unger wie Blasberg außer Frage. „Schlafstadt Leichlingen – das wollen wir ändern.“