„Da kommt keine andere Ausstellung mit“Leichlinger Künstler versenkt Skulpturen

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Nur Taucher können die Skulpturen der Unterwasser-Ausstellung von Berthold Welter im Widdauer See sehen.

Leichlingen/Langenfeld – Wie um alles in der Welt kommt ein Künstler auf die Idee, seine Werke mutwillig im Wasser zu versenken? Wo es dunkel ist, sie nass werden und niemand sie sehen kann? Berthold Welter ist für manche verrückte Idee bekannt. Er hat es getan. Und seine helle Freude daran.

„Als Kind wollte ich Tiefseetaucher werden“, erzählt der Leichlinger Bildhauer, „und meine Arbeiten haben viel mit Wasser zu tun. Jetzt sind sie zum ersten Mal dort, wo sie hingehören“, schwärmt der Dierather von seinem neuesten Coup: Am Samstag wird eine Unterwasser-Ausstellung mit seinen Skulpturen eröffnet, die er im Widdauer See an der Langenfelder Stadtgrenze bei Hitdorf versenkt hat.

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Bildhauer Berthold Welter (r.) und Taucher Torsten Hitzschke vom Club Schwarze Flotte Hitdorf bugsieren eine Skulptur ins Wasser.

Wer es nicht glaubt, dass sie wirklich komplett untergegangen und vom Ufer aus unsichtbar sind, wird in der Einladung zur Eröffnung ausdrücklich gewarnt: „Die Objekte sind nur für Taucher und Apnoisten zu betrachten.“

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Welter im Neoprenanzug an einer mehr als drei Meter hohen Fantasie-Skulptur, die nun auf dem Grund steht.

Ihnen eröffnet sich auf dem Grund des Sees eine faszinierende Aqua-Kultur und ihnen wird es Spaß machen, die Stein- und Metallkonstruktionen zu finden. Alle anderen können sich an der besonderen Aura des Ortes im Kiesgrubengebiet erfreuen, einen Tauchkursus machen oder an Ort und Stelle ein Bildhauerseminar im Grünen absolvieren.

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Taucher auf Entdeckungs-Tour: Stachelwesen als Aqua-Kultur.

Ein glücklicher Zufall, sagt Hobbytaucher Welter, habe ihn mit der Tauchbasis am Hitdorfer Badestrand und Thomas Langer, dem Verwalter des Widdauer Sees, zusammengeführt. Gemeinsam mit den Tauchclubs, die in dem Gewässer trainieren (es sollen 16 an der Zahl sein), wurde die Idee geschmiedet, Welters Steinskulpturen zu versenken. Sie bieten sich dafür ideal an, haben meistens organische Formen, erinnern oft an Muscheln und Wasserlebewesen, viele sind mit Stacheln wie Seeigel gespickt, haben spinnenartige Beine oder Tentakel.

Seit dem Sommer 2019 sind die schweren Brocken bei mehreren Aktionen nach und nach ins Wasser gelassen worden. 18 Meter tief ist der See namens Widdauen 1, der so versteckt liegt, dass er nur Tauchern bekannt ist.

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Scharf wie Haifischzähne: Eine der 14 Skulpturen auf dem Seegrund.

Bis zu zehn Meter tief liegen jetzt 14 namenlose Kunstwerke auf dem Grund. Für deren Stapellauf hat Welter eine Transportkarre verwendet, mit der die teils zentnerschweren Steine über eine Schräge mit vereinten Kräften ins Wasser geschoben werden konnten.

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Eine Skulptur mit Stahlbeinen ist drei Meter hoch. Betonsockel verhinden das Versinken in schlammigem Untergrund. Der Aufbau war Schwerstarbeit im Neoprenanzug und mit Sauerstoffflaschen.

Fußweg zur Eröffnung am Samstag

Die Ausstellung „Wasser und Kunst“ wird am Samstag, 21. Mai, um 17 Uhr am Baggersee Widdauen 1 eröffnet. Zur Begrüßung und Einführung spricht Thomas Langer von der Tauchbasis Strandgut am Hitdorfer Bade-See, die Kooperationspartner der Unterwasser-Schau ist. Bildhauer Berthold Welter, von dem die Objekte stammen, zeigt an Land Bilder, Videos und einige Kunstwerke. Anschließend sind Tauchgänge möglich und kann geschnorchelt werden.

Beendet wird die Schau am 29. Oktober um 13 Uhr. Dann wird eine der versenkten Skulpturen geborgen. Welter bietet direkt am See auf Anfrage auch Steinbildhauer-Seminare an (info@weltersbeste.de).

Der See Widdauen 1 befindet sich im Winkel von A 59 und A 542 am Autobahnkreuz Monheim-Langenfeld auf Langenfelder Stadtgebiet (Adresse: Gut Widdauen 90). Der Zugang zum Ausstellungsufer liegt in dem Grünbereich an Tor 5, wo es an den Feldwegen kaum Parkmöglichkeiten gibt. Erreichbar ist das Gewässer ab der Gaststätte Strandgut am Hitdorfer Bade-See, wo eine Skulptur als Hinweis steht und von wo aus in Verlängerung der Straße Umlag ein 20-minütiger Fußweg ins Gelände führt.

Tauchgruppen, die eine Unterwasser-Exkursion zur Ausstellung unternehmen wollen, können sich bei der Tauchbasis melden (taucherbuero@cafestrandgut.de). (hgb)

Welter aber ist glücklich: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, ist er stolz auf das Projekt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal realisieren kann. Als ich das erste Objekt unten hatte, war das ein unbeschreibliches Gefühl – da kommt keine andere Ausstellung mit“, schwärmt er.

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