LeichlingenDas digitale Klassenzimmer

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Die Klasse 2 der Grundschule Büscherhof mit ihrer Lehrerin Julia Krapp an der neuen elektronischen Tafel.

Die Klasse 2 der Grundschule Büscherhof mit ihrer Lehrerin Julia Krapp an der neuen elektronischen Tafel.

Leichlingen –  An der Tafel stehen Aufgaben aus dem Dreier-Einmaleins, denen die passenden Ergebnisse zugeordnet werden müssen. Die Zweitklässler der Grundschule am Büscherhof können nach vorne kommen und die Zahlen mit der Hand verschieben. Die Tafel am Kopfende des Klassenraums ist elektronisch. Eine alte grüne Kreidetafel steht noch dahinter, sie wird in Zukunft nicht mehr gebraucht. An Tablets mit dicker blauer Schutzhülle und Haltegriff können die Kinder das Einmaleins üben. Mit der Anschaffung der elektronischen Tafeln und Tablets hat die Leichlinger Gemeinschaftsgrundschule einen entscheidenden Schritt in die Digitalisierung getan.

Gleich vorweg: Die Kinder schreiben immer noch per Hand; und nicht nur mit dem elektronischen Stylus-Stift auf dem Tablet, sondern mit dem Stiftemäppchen im Arbeitsheft. Die kleinen Computer werden nur zehn bis fünfzehn Minuten am Tag genutzt. So kann im Mathematikunterricht zum Beispiel nach dem Lösen von Aufgaben im Heft ein wenig mit den Lernprogrammen geübt werden. Aber auch Buchstaben-Schreibübungen haben ihre Vorteile: Das Tablet erkennt, in welche Richtung die Linien gezogen werden, und kann direkt korrigieren.

Schüler entscheiden mit

Die Entscheidung für die Anschaffung der neuen Medien fiel schon vor zwei Jahren, als Schulverein und Rektorat über mögliche Investitionen nachdachten. Man beriet sich mit Schulentwicklern, besuchte Messen. Die Schüler der Grundschule durften dann abstimmen und entschieden sich für die elektronischen Tafeln und Tablets. Am Büscherhof werden die Kinder in derartige Entscheidungen miteinbezogen, so lernen sie Selbstwirksamkeit. Auch Verantwortung und Selbstständigkeit wird durch die Tablets vermittelt: In der Mittagspause sorgen die Kinder selbst dafür, dass die Geräte aufgeladen werden. „Es ist wichtig, die Schüler medial zu bilden und ihnen unter anderem zu zeigen, wie man recherchiert. Sie haben auch schon Interviews geführt und Slow-Motion-Filme gedreht“, erzählt Schulleiterin Sandra Richter. Mit Lehrertablets kann sich das Kollegium zu Hause fortbilden, es wird in Medienkompetenzteams und intern geschult. Der Medienbeauftragte Jonas Grimmelsmann hilft dabei, die neuen Arbeitsweisen in der Schule vertraut zu machen. „Mit einem Programm von Lego lernen die Kinder auch eine erste, einfache Programmiersprache, mit der sie selbstgebaute Fahrzeuge steuern können“, erzählt der 29-Jährige.

Yyara und Kalle, beide sieben Jahre alt, arbeiten gern mit den Tabletcomputern. Die Programme beherrschen sie schon spielerisch und intuitiv. Yyara erklärt den ahnungslosen Erwachsenen, wie es geht. Manchen ist noch nicht klar, dass mit den neuen Medien auch gelernt und nicht nur „gedaddelt“ werden kann. „Am Tablet zu üben macht schon Spaß“, sagt Kalle. Per Hand und auf Papier arbeitet er jedoch auch genauso gern. Vom Tablet aus ist es möglich, die gelösten Aufgaben auf die Tafel zu spiegeln. Tafelbilder können gespeichert und am nächsten Tag wieder aufgerufen werden. Mittels QR-Code können die Schüler an die Tafel Geschriebenes wiederum auf ihr Tablet übertragen. Smartphones besitzen noch nicht viele der Grundschüler, und wer eines zum Unterricht mitbringt, muss es für den Vormittag bei der Lehrerin abgeben.

Mithilfe verschiedener Förderer und Unternehmen konnte die Grundschule am Büscherhof mittlerweile 30 000 Euro in die Anschaffung der Geräte investieren. 51 Tablets kommen auf derzeit 245 Kinder an der Schule, es sollen noch weitere Tablets dazukommen. „Sie sehen ja, wie konzentriert und ruhig die Kinder an den Tablets arbeiten“, zeigt Klassenlehrerin Julia Krapp. Sie bringt fünf Tablets mit in den Unterricht, jedes Kind kommt dann mal dran. Sandra Richter freut sich, dass die elektronischen Medien an der ganzen Schule gut angenommen wurden: „Diese Arbeitsform ist unheimlich motivierend“.

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