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KommunalwahlGrüner Bürgermeisterkandidat will einen Stimmungswechsel

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Christian Paulitz-Erdmann tritt für die Leichlinger Grünen bei der Bürgermeisterwahl an.

Christian Paulitz-Erdmann tritt für die Leichlinger Grünen bei der Bürgermeisterwahl an.

Christian Paulitz-Erdmann tritt für die Leichlinger Grünen bei der Bürgermeisterwahl an.

Der erste Impuls kam ausgerechnet von einem Christdemokraten. Als Dr. Christian Paulitz-Erdmann Ende des vergangenen Jahres bei den Grünen eintritt, ahnt er noch nicht, dass er kaum ein halbes Jahr später für das Amt des Stadtoberhaupts in Leichlingen kandidieren wird. Ein befreundeter CDU-Mann sei der erste gewesen, der ihn darauf gebracht habe, erzählt er im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Und dann ging es ganz schnell.

Der 55-Jährige lebt seit vier Jahren in Leichlingen, genauer in Bennert. Er kommt aus Weinheim an der Bergstraße, einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg, die Leichlingen gar nicht so unähnlich ist. Mittelgroß, schöne Ebenen, ein Fluss – das habe ihn auch an Leichlingen gereizt, erzählt der fünffache Familienvater.

Nach dem Chemiestudium und anschließender Promotion in organischer Chemie kommt Paulitz-Erdmann zum Bayer-Konzern und damit ins Rheinland. Er arbeitet in verschiedenen Abteilungen, leitet große Teams, baut Abteilungen auf und nimmt ein Abfindungsangebot von Bayer an. Nach einem Jahr Auszeit kommt er auf die Idee, in die Kommunalpolitik zu gehen.

Leichlingen: Kandidat will Brücken bauen

Und als jemand, dem Themen wie der Klimaschutz schon immer wichtig gewesen seien, lagen da die Grünen am nächsten. Wobei sich Paulitz-Erdmann selbst eindeutig dem Realo-Flügel der Partei zuordnet. In Leichlingen arbeiten die Grünen in einem Ratsbündnis mit CDU und FDP zusammen. Da ist ein gewisser Pragmatismus wohl unvermeidlich. Aber das liegt Christian Paulitz-Erdmann nicht fern.

Mehrmals spricht er davon, „Brücken bauen“ zu wollen. Zwischen Rat und Verwaltung einerseits, denn von einem gegenseitigen Vertrauensverhältnis kann derzeit wohl keine Rede sein. Das hat Paulitz-Erdmann selbst in den wenigen Monaten politischer Tätigkeit schon mitbekommen. Aber er will auch Vertrauen zwischen Politik und den Leichlingerinnen und Leichlingern schaffen. „Ich glaube, die Stadt kann einen Neustart gebrauchen“, sagt er.

Immer wieder komme aus der Verwaltung bei Vorschlägen der Verweis, dass man da nichts tun könne. Entweder sei man nicht zuständig oder habe kein Personal. „Aber man muss ja was tun“, sagt der Grüne. Er will weg davon, zu sagen, dass etwas nicht geht, sondern überlegen, wie es anders gehen könne. Die erfahrene Führungskraft setzt darauf, seine Leute mitzunehmen, sie „mit der richtigen Energie zu versorgen“, wertzuschätzen. Das sei das Entscheidende, denn Verwaltungsprofis seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Leichlinger Rathaus sowieso. „Kluge Personalpolitik“ will Paulitz-Erdmann machen, also die richtigen Leute einstellen. Er glaubt, dass man mit der richtigen Überzeugung und dem entsprechenden Geist auch Fachkräfte für die Verwaltung gewinnen könne. 

Autos verteufeln geht natürlich nicht, schon gar nicht in Leichlingen.
Christian Paulitz-Erdmann

Das sei vielleicht im Zweifel sogar wichtiger als Verwaltungserfahrung, die er nicht hat. Dass die Aufgaben einer Verwaltung bei knapper werdenden Ressourcen und Kassen eher größer als kleiner werden, wisse er natürlich. Seine Lösung: Priorisierung. Als Beispiel nennt er das Leichlinger Mobilitätskonzept. Das sei gut, aber es passiere zu wenig. Was ihm vorschwebt: ein kleines Team, das Maßnahmen nach und nach abarbeitet. Klar könne man nicht alles sofort umsetzen, aber dann müssen man schauen, was doch gehe und so im Laufe der Zeit das Konzept umsetzen.

Paulitz-Erdmanns Kernthemen sind grüne Themen. Mobilität, aber ohne Ideologie: „Autos verteufeln geht natürlich nicht, schon gar nicht in Leichlingen.“ Das Klimafolgenmanagement müsse wieder mehr in den Vordergrund rücken, man müsse bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne neu zu versiegeln. Zum Beispiel durch Nachverdichtung. Oder dadurch, bestehende Häuser so umzubauen, dass zum Beispiel die älteren Menschen, die im viel zu großen Haus leben, bleiben können, aber gleichzeitig neuen Wohnraum schaffen. 

Um seine Ziele zu erreichen, setzt Paulitz-Erdmann darauf, „themenspezifisch“ mit den Ratsmitgliedern zusammenzuarbeiten. „Brücken bauen“ fällt auch in diesem Zusammenhang wieder. Ganz klar ist er, der in seiner Freizeit gern kocht und wandert, aber in Sachen AfD. Sollte es Mehrheiten mit der rechten Partei geben, müsse man so lange diskutieren und Kompromisse finden, bis man andere Mehrheiten finde.