Mit ihren uramerikanischen Liedern sorgte Hannah Köpf auf dem Hof Marseille für einen Abend voller Leichtigkeit – ohne Ernsthaftigkeit auszuklammern.
„Kultur auf dem Hof“Musik- und Pilzkultur auf einem Leichlinger Hof vereint

Hannah Köpf und ihre Band traten im Rahmen der Reihe „Kultur auf dem Hof“ auf.
Copyright: Violetta Gniß
Western-Töne, die untergehende Sonne, hohe Temperaturen und der Duft von frisch gebratenen Champignons kreieren auf dem Hof der Familie Marseille am Samstagabend eine einzigartige Stimmung. Hannah Köpf und ihre Band präsentieren im Rahmen der Reihe „Kultur auf dem Hof“ ihre Musik. Die vom Kulturbüro zu Coronazeiten entworfene Reihe ist seit Jahren sehr beliebt in Leichlingen.
„Es ist ein Renner, wir sind heute Abend auch wieder ausverkauft“, sagt Kulturmanagerin Karin Hertlein und gratuliert den Konzertbesucherinnen und -besuchern bei der Eröffnung erst einmal dazu, eine Karte ergattert zu haben. Sie geht davon aus, dass die idyllische Atmosphäre kombiniert mit dem Kulturprogramm, das immer neue Künstlerinnen und Künstler anbiete, den Charme der Reihe ausmache.

Vor dem Konzert bietet Familie Marseille noch eine Führung durch die Champignonanlage an.
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Dabei spricht „Kultur auf dem Hof“ wohl eine relativ homogene, ältere Zielgruppe an – das zeige die Erfahrung, auch wenn die Veranstaltung von ihrem Angebot bewusst offen gehalten sei. Das möchte das Kulturbüro laut Hertlein aber nicht zwangsläufig verändern. „Natürlich wäre es schön, wenn auch jüngeres Publikum kommen würde, aber die können wir ja auch mit anderen Veranstaltungen erreichen“, sagt sie und weiter: „Es ist einfach schön, dass es die Menschen anspricht.“
An diesem Samstag gibt es zusätzlich zum Konzert allerdings noch einen weiteren Höhepunkt: eine Führung durch die Champignonzucht. Landwirt Peter Marseille zeigt einer Gruppe von 20 Interessierten, welchen Nährboden seine Pilze brauchen oder in welchem Stadium des Pilzes er die Sauerstoffsättigung wie verändern muss. Die Teilnehmenden dürfen auch selbst einen Champignon pflücken und probieren. Die Gruppe erfährt, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Sorten gibt und ist besonders begeistert von den detaillierten Informationen zur Pilzzucht.
Viele loben nach der Führung vor allem, einiges über die heilende Wirkung von Pilzen erfahren zu haben – dass Pilze antibakteriell wirken und verschiedene Sorten dafür unterschiedlich eingesetzt werden können. „Und auch die komplette Entstehung und Vorbereitung des Nährbodens – wie viel Zeit und Arbeit das braucht bis überhaupt mal ein Pilz anfängt zu wachsen, wie steril das gehalten werden muss – das war sehr informativ“, freuen sich zwei Freundinnen aus Burscheid und Bergisch Neukirchen.
Künstlerin berührt Leichlinger Publikum mit Folk, Country und Jazz
Sie würden zukünftig mit einem veränderten Bewusstsein Pilze kaufen. „Der Preis scheint einem dann doch sehr gering für den großen Aufwand“, sagen andere Teilnehmer. Es sei faszinierend, als Konsument mal einen Einblick in diese „Wissenschaft“ zu bekommen.
Im Anschluss steht das Konzert von Hannah Köpf und ihrer Band an. Köpf versetzt das Publikum mit einer Mischung aus amerikanischen Genres wie Folk, Country, Jazz, Gospel und Bluegrass in eine sorglose Stimmung für den warmen Sommerabend. Dabei sind die Themen, die sie in ihren Liedern verarbeitet, alles andere als oberflächlich. Sie gehen tief, regen zum Nachdenken an und bilden damit einen einzigartigen Kontrast zu den gefälligen Melodien.
Es lässt den Augenblick genießen.
Es geht um das Gefühl von zu Hause, um Vorfahren, um die Liebe, um Vergebung. Sie singt von dem Wunsch, einen letzten Spaziergang mit einer Person zu erleben, die es nicht mehr gibt. „Wir gehen durch die Emotionen“, verspricht sie ihren Zuhörerinnen und Zuhörern an diesem Abend. Damit hat sie wohl recht, denn die Gefühle, denen sie sich in ihrem neuen Album „Flowermind“ widmet, sind tief persönlich, aber zugleich universell und allgegenwärtig. Es sind Emotionen, die den Großteil des Publikums wohl mit der Sängerin verbinden.
„Es ist so meditativ, nachdenklich, es lässt den Augenblick genießen und strahlt eine Gelassenheit aus“, findet ein Ehepaar aus Leichlingen. Der Western-Einschlag mit seinen rustikalen Elementen passe außerdem sehr gut in das Ambiente. Letztlich ist es ein Abend voller Leidenschaft – für Champignons, für große Gefühle und für uramerikanische Musik –, der dem Hof Marseille ein ganz besonderes Flair verleiht.
Im Rahmen der Reihe „Kultur auf dem Hof“ tritt als nächstes „Cherry on the Cake“ mit Instrumentalmusik aus den 1920er- bis 1960er-Jahren auf. Die Gruppe ist am Samstag, dem 6. September, auf dem Hof Sesterhenn zu hören. Karten sind auf der Homepage der Stadt erhältlich.