StreitLeichlinger greift Vorstand des Stadtsportverbandes an – der reagiert

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Im Stadtsportverband Leichlingen (hier das Gelände des Reit- und Fahrvereins)  herrscht Unruhe. (Archibvild)

Im Stadtsportverband Leichlingen (hier das Gelände des Reit- und Fahrvereins) herrscht Unruhe. (Archibvild)

In dem Streit geht es um Geld und die Zukunft des Stadtsportverbandes Leichlingen.

Es herrscht Unruhe im Stadtsportverband Leichlingen (SSV). Wolfgang Richter, Vorsitzender des Leichlinger Mitgliedsvereins „TalentTeam Leichlingen“, greift in einer E-Mail den aktuell verbliebenen Vorstand des Stadtsportverbandes an. Der Anlass für seine Mail: Der den Verband derzeit noch führende Vorstand habe es versäumt, bis Anfang Januar eine Mitgliederversammlung einzuberufen, in der es um die Zukunft des Verbandes gehen soll. Die Forderung nach einer solchen Versammlung war im November aus einem Gespräch zwischen dem TV Witzhelden, den Old Boys Leichlingen, dem Leichlinger Schwimmverein, dem Leichlinger Turnverein Richters Talentteam und der Stadt Leichlingen hervorgegangen.

Zum Hintergrund: Teile des Vorstandes, unter anderem der erste Vorsitzende Michael Goldmann und die zweite Vorsitzende Stefanie Weide, waren von ihren Ämtern zurückgetreten. Allerdings noch „informell“, der Rückzug muss noch auf einer Mitgliederversammlung vollzogen werden. Derzeit wird der SSV von Geschäftsführerin Sandra Pauly und Beisitzer Oliver Kuntze geführt.

Ein weiterer Grund für die Forderung von Richter, der in seiner Mail, wie er auf Nachfrage mitteilt, nur für sich und seinen Verein, nicht für die anderen vier genannte Vereine spricht, war die vorläufige Aufkündigung des „Paktes für Sport“ mit der Stadt Leichlingen. Die Stadt hatte dem Stadtsportverband 4000 Euro im Jahr dafür gezahlt, dass der SSV die Belegung der Sportstätten in Leichlingen regelt. Diese Übereinkunft wurde zum 31. Dezember gekündigt. Richter sagt, die Stadt habe „die Reißleine“ gezogen.

Leichlingen: Rat beschließt Mittelerhöhung

Pauly und Kuntze sehen das anders: Wie aus einem Schreiben an die Mitglieder hervorgeht, sei die Kündigung „vorsorglich“ geschehen, da die Stadt um den zuständigen Dezernenten Ingolf Bergerhoff erst die künftige Entwicklung des Stadtsportverbands abwarten wolle. Der Rat hatte auf Antrag des SSV beschlossen, die Mittel von 4000 auf 12.000 Euro zu erhöhen, allerdings mit Sperrvermerk, weil der SSV erst ein Finanzkonzept vorlegen müsse. Das hatte der zurückgetretene Vorstand nicht mehr getan, weshalb 2023 noch die 4000 Euro ausgezahlt wurden. Wolfgang Richter schreibt dahingehend von einem „Schaden“, den der Vorstand im SSV angerichtet habe.

In seiner E-Mail spricht er Pauly und Kuntze direkt an und wirft ihnen „Arroganz“ und „unprofessionelle Arbeit“ vor. Das begründet er damit, dass die Kassenprüfer im November festgestellt hatten, dass die Kasse zwar ordnungsgemäß geführt sei, aber seit September 2022 keine Aushilfsvergütung mehr an Sandra Pauly gezahlt werden konnte, die für die Arbeit zur Koordination der Sportstättenvergabe zuständig war. Und weil es nur zu wenigen satzungsgemäßen Tätigkeiten „im ideellen Bereich“ gekommen sei, zum Beispiel gab es keinen Ferienspaß. Das veranlasste die Kassenprüfer dazu, keine Entlastung des Vorstandes zu beantragen, wie im Bericht von Pauly und Kuntze zu lesen ist.  

Leichlinger reagiert verärgert auf Angriff

Oliver Kuntze reagiert im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ verärgert über den Angriff von Wolfgang Richter. „Wir verweigern uns nicht der Mitgliederversammlung“, sagt er und nennt den 26. Januar 2024 als Termin, zu dem man einlade. Richters Vorwürfe seien „absolut haltlos“. Anstatt auf ihn und Sandra Pauly loszugehen, müsse man Pauly vielmehr dankbar sein, dass sie ihre Aufgaben bei der Sportstättenbelegung ehrenamtlich fortgeführt habe. Außerdem sei man in den letzten Vorgesprächen zur personellen Neuaufstellung des Stadtsportverbandes. Es gebe Kandidaten, die Interesse an den Vorstandsposten hätten. „Wir sind in enger Abstimmung mit der Stadt Leichlingen und eine gute Vorbereitung ist wichtig“, sagt Kuntze, „um in eine neue Vorstandsbesetzung überzuleiten“. Und wenn das Finanzkonzept vorliege, sei auch der derzeitige finanzielle Engpass behoben.

Der Leichlinger Turnverein reagierte auch bereits auf Richters Vorstoß. „Ich möchte mich in aller Entschiedenheit von der Meinung von Herrn Wolfgang Richter distanzieren. Ich finde es vollkommen unangemessen, wie er mit der Sachlage und Euch umgeht“, schreibt Manfred Schmitz vom Leichlinger Turnverein an Kuntze und Pauly. Schmitz war einer der beiden Kassenprüfer.

Richter spreche nicht im Namen des Leichlinger TV und nicht im Namen der Kassenprüfer. Schmitz wird drastisch: „Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Talentteam und seinem Vorsitzenden, Herrn Wolfgang Richter, ist für uns als Leichtathletik-Abteilung des Leichlinger TV unter diesen Voraussetzungen nicht mehr möglich.“

Dezernent Bergerhoff teilt auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ mit, dass die Stadt ein großes Interesse daran habe, dass der SSV weiterhin existiere, als „gutes Scharnier zwischen den Vereinen und der Stadt“. In der Übergangsphase übernehme die Verwaltung die Aufgabe zur Sportstättenbelegung.

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