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KrippenkunstEin seltenes Stück aus Leichlingen hängt in Köln

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Die Symbolkrippe des Leichlinger Künstlers Carl Lambert Huschens von 1937, mit kritischen Elementen in der Bildsprache, die er für die später verbotenen Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Auftrag angefertigt hatte. Sie hängt derzeit in Sankt Gereon in Köln.

Die Symbolkrippe des Leichlinger Künstlers Carl Lambert Huschens von 1937, mit kritischen Elementen in der Bildsprache, die er für die später verbotenen Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Auftrag angefertigt hatte. Sie hängt derzeit in Sankt Gereon in Köln.

Werke des Leichlingers Carl Huschens sind rar, jetzt gibt es in Köln in Sankt Gereon eine Gelegenheit ein wichtiges systemkritisches Werk von 1937 zu sehen.

Vom Leichlinger Künstler Carl Lambert Huschens gibt es nicht besonders viele Werke, denn er starb 1944 relativ jung. Die Stadt Leichlingen hat in Wacholder eine Straße nach dem Künstler benannt, die Karl-Huschens-Straße. Eine schöne Ehrung, auch wenn Huschens Vorname meist „Carl“, mit „C“, geschrieben wird.

Die romanische Kirche Sankt Gereon mit der zehneckigen Grundfläche und der roten Kuppel gilt vielen als der schönste sakrale Innenraum nördlich von Rom.

Die romanische Kirche Sankt Gereon mit der zehneckigen Grundfläche und der roten Kuppel gilt vielen als der schönste sakrale Innenraum nördlich von Rom.

Zurzeit ist ein interessantes Kunstwerk in der Kirche Sankt Gereon in Köln zu sehen, in der Jubiläumsausstellung der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen. Der Verein ist 100 Jahre alt geworden und stellt zum Jubiläum interessante Krippen von zum Teil bedeutenden Künstlern aus. Der ökumenische Verein kümmert sich um den Erhalt und die Dokumentation alter und zeitgenössischer Krippen und kümmert sich um die Verbreitung der Krippenkultur.

Gelegentlich wurden Künstler mit einem Auftrag für eine Krippe bedacht, so auch der Leichlinger Huschens, der 1937 den Auftrag für einen textilen Wandbehang mit einer Symbolkrippe bekam. Er fertigte das Textilbild gemeinsam mit seiner Frau Katharina an. Im Jahrbuch der Krippenfreunde ist dem Leichlinger Kunstwerk ein Artikel von Caroline Maria Weber gewidmet.

Symbolkrippe des leichlinger Künstlers Carl Lambbert  Huschens von 1937 mit kritischen Elementen in der Bildsprache, die er für die später verbotenen Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Auuftrag angefertigt hatte. Hängt in Köln, Sankt Gereon anl. der Ausstellung 100 Jahre Landesgemeinschaft.  Bild: Ralf Krieger

Die Symbolkrippe.

Die unaufdringliche Symbolkrippe aus Leichlingen ist besonders interessant, weil Huschens in ihr nicht nur Religiöses, sondern auch für die damalige Zeit wohl vielen Betrachtern verständliche Zeichen der Gesellschaftskritik einarbeitete. Mit seinen Symbolen hat Huschens und auch seine Auftraggeber von der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde mehr als nur angedeutet, dass sie den Nazis gegenüber ablehnend gestanden haben. 1937 stand die Kultur längst unter der Zensur der Rechten.

Auch hier gilt, wie immer, man sieht nur, was man weiß: Ungehörig war vermutlich schon, im Bild über der Heiligen Familie den Gottvater mit Vollbart als alleinigen Herrscher über die Welt darzustellen, zwischen seinen Händen eine Friedenstaube.

In einen roten Bogen, der als Symbol der Schöpfung die gesamte Szenerie überspannt, haben die Eheleute Huschens ganz oben einen kleinen gelben sechszackigen Stern eingearbeitet, der an den jüdischen Davidstern erinnert. Meist haben Bilder vom Stern von Bethlehem mehr als sechs Zacken, selbst die Landesgemeinschaft hat einen siebenzackigen Stern im Emblem. Sicher war wohl: Ein jüdisches Symbol als Teil der Schöpfung – für die Nazis sicher eine Provokation, erfährt man bei einer Erklärung in der Ausstellung.

Kunstwerk als Bekenntnis

Der Leichlinger Wandteppich war zwar ein Auftrag an Huschens, doch soll das Ehepaar wochenlang daran entbehrungsreich gearbeitet haben, vermutlich im Haus in Wacholder. Das Kunstwerk sei ein Bekenntnis, schreibt Caroline Maria Weber im Jahrbuch der Krippenfreunde. Mit solchen Darstellungen hätten sich Christen verbinden können. Die Symbolkrippe von Huschens wurde schon im NS-Dokumentationszentrum ausgestellt. Der kritische Krippenfreunde-Verein wurde in der Nazizeit aufgelöst, man formierte sich später neu.

Der freie Künstler Huschens, 1901 in Solingen geboren, erlernte mit 14 Jahren klassisch das Malerhandwerk und bildete sich als Künstler weiter,  besuchte später zwei Jahre die Akademie der bildenden Künste in München. Der Leichlinger arbeitete für die Kirche als Auftraggeber. Huschens wurde 1940 zur Wehrmacht einberufen und soll als Zeichner in Osteuropa eingesetzt gewesen sein. Der Leichlinger starb 1944 in russischer Gefangenschaft, so das aktuelle Jahrbuch vom Krippenfreunde-Verein.

Die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Krippenkunst“ in Sankt Gereon Köln, ist noch bis zum 2. Februar 2026 geöffnet.