Baustelle L 294Vollsperrung verärgert Busfahrgäste zwischen Witzhelden und Hilgen

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Die Schotterpiste mit Absperrgittern auf der L294.

Die Landesstraße 294 ist zwischen Witzhelden und Hilgen gesperrt. Anlieger werden auf der Schotterpiste durchgelassen.

Der Landesbetrieb ist noch zuversichtlich, dass die Fahrbahnsanierung der L294 zwischen Witzhelden und Hilgen pünktlich fertig wird.

Halbzeit an der L 294 am Ortsausgang von Witzhelden: Die lange geforderte Sanierung der Landesstraße hat auf den 1,3 Kilometern zwischen Neuenhof und Hilgen-Heide mit den Sommerferien begonnen. Und sie sollte innerhalb der sechs Wochen der verkehrsärmeren schulfreien Zeit auch abgeschlossen werden. Vier Wochen sind inzwischen rum. Bis zum 6. August, dem angekündigten Ende der bis zum Heider Weg reichenden Vollsperrung, bleibt nicht mehr viel Zeit.

Die aufgerissene Fahrbahn ist derzeit jedoch noch eine Steinwüste. Und daher befürchten viele, dass die Arbeiten nicht bis zum ersten Schultag pünktlich fertig werden, die wichtige Hauptstraße zwischen Witzhelden und Burscheid noch länger unterbrochen ist. Aber die offizielle Auskunft des Landesbetriebs Straßenbau NRW klingt unverdrossen optimistisch: „Wir rechnen aktuell damit, die Maßnahme an der L294 planmäßig zum Ende der Sommerferien zum Abschluss bringen zu können“, antwortet Rainer Herzog, Pressesprecher der zuständigen Regionalniederlassung Rhein-Berg der Behörde, auf Anfrage.

Verwaiste Bushaltestelle mit Zetteln zur Sperrung.

Neun Bushaltestellen sind auf ungewisse Zeit außer Betrieb. Auf den Zetteln wird die Sperrung sogar bis 22. September angedroht.

Wie lange auch immer es noch dauert – einen Umweg für die Verkehrsteilnehmer bedeutet die Baustelle auf jeden Fall. Sie ist eine Geduldsprobe und staubige Belastung für alle Anlieger und eine Umsatzeinbuße für die betroffenen Geschäftsleute. Für die Bürgerliste Witzhelden Leichlingen (BWL) ist die Sperrung sogar ein „Horror-Szenario“. So bezeichnet die Ratsfraktion der BWL die Sanierungsarbeiten in einem in dieser Woche eingereichten Antrag an die Stadtverwaltung.

In dem Schreiben klagt sie besonders über die Kappung des Busverkehrs. Die Vollsperrung sei eine „massive Beeinträchtigung für sämtliche Anwohner der Ortschaften Brachhausen, Bern, Höhscheid, Kuhle und Heide“, so BWL-Sprecher Franz Jung. Denn die betroffenen Bürger seien seit Baubeginn komplett vom ÖPNV abgebunden: „Sie sind, falls sie kein Auto besitzen, auf Nachbarschaftshilfe oder Taxen angewiesen“, was sich nicht jeder leisten könne.

Die ausgeschilderte Umleitung führt über die Kreisstraße 2 (Hilgener Straße) und die Kreisstraße 9 (Grünscheid).

Die ausgeschilderte Umleitung führt über die Kreisstraße 2 (Hilgener Straße) und die Kreisstraße 9 (Grünscheid).

Neben den „riesigen Umwegen“, die motorisierte Anwohner fahren müssten, um nach Witzhelden, Leichlingen oder Solingen und zurück zu kommen, sei es unzumutbar, dass die Martin-Buber-Schule, der Kindergarten Kuhle und das Restaurant „Waldhaus“ so gut wie nicht mehr zu erreichen seien. „Dieser Zustand ist unerträglich und nicht zu akzeptieren“, beschwert sich die Fraktion und verlangt von der Stadtverwaltung, dass sie Kontakt mit Straßen NRW aufnehmen müsse, um die Erreichbarkeit von Schule und Kindergarten zu gewährleisten und provisorische Busverbindungen herzustellen.

Ein „Horror-Szenario“ konnte nicht festgestellt werden. Alle Ortschaften sind über hinnehmbare Umwege zu erreichen.
Untere Straßenverkehrsbehörde Stadt Leichlingen

Die Stadtverwaltung hat der Bürgerliste am Freitag bereits geantwortet und darauf hingewiesen, dass solche Sanierungsmaßnahmen immer mit Einschränkungen verbunden seien, die jedoch notwendig seien, um das Straßennetz dauerhaft intakt zu halten. „Ein ,Horror- Szenario' konnte nicht festgestellt werden“, weist die Straßenverkehrsbehörde die drastische Wortwahl der BWL zurück: „Alle Ortschaften sind über hinnehmbare Umwege zu erreichen. Auch die Martin-Buber-Schule, der Kindergarten und das Gasthaus können über den Heider Weg angefahren werden.“ Die fälligen Umwege seien in Anbetracht der Gesamtmaßnahme eine hinnehmbare Einschränkung.

Unterbrochen ist hingegen der Busverkehr. Angesichts des Totalausfalls fragt die Bürgerliste, ob dieses Problem im Vorfeld ausreichend bedacht worden sei. Ist es, antwortet die Stadtverwaltung. In die Absprachen seien die ÖPNV-Anbieter einbezogen werden. Dabei sei vor Ort einvernehmlich festgestellt worden, dass eine Aufrechterhaltung des Busverkehrs im Baufeld nicht möglich sei: „Die Sicherheit von Bauarbeitern und Fahrgästen hat oberste Priorität. Die Linien 258 und 278 enden daher in Witzhelden, die Linie 252 verkehrt in einem angepassten Fahrplan und wird über die L 359/Burscheider Straße nach Paffenlöh umgeleitet.“ Die Baustelle sei extra in die Sommerferien gelegt worden, um den Schulbusverkehr nicht zu beeinträchtigen.

Busbetriebe kündigen die Sperrung bis 22. September an

Für Verwirrung sorgen allerdings die an den verwaisten Bushaltestellen angebrachten Zettel der Busbetriebe. Sie nennen für die notgedrungene Einstellung des Linienverkehrs nicht den bislang angekündigten Zeitraum der Baustelle bis 6. August. Auf dem Aushang wird der Ausfall der Busse der Linien 258 und 278 vielmehr sogar bis zum 22. September angekündigt. Zwischen Witzhelden und Hilgen können neun Haltestellen nicht angefahren werden.

Bislang war die gesperrte Strecke für Autofahrer und Lieferwagen, die den unbefestigten Untergrund nicht scheuen, in Absprache mit den Bauarbeitern durchgängig befahrbar. Wenn keine Maschinen oder Lkw im Weg stehen, werden die Absperrgitter beiseitegeschoben. Auch Anwohner können ihre Grundstücke in Absprache mit der Baufirma erreichen. 

In einem aktuellen Schreiben der Baufirma sind die Anwohner jetzt darüber informiert worden, dass es wegen der Asphaltierung der Neubaustrecke vom 26. bis 30. Juli zu weitergehenden Fahrverboten kommen wird und die Ortschaften Bern und Brachhausen dann zeitweise vom Verkehr abgeschnitten sind. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei können im Notfall durch, wenn nötig auch „ohne Rücksicht auf materielle Schäden“ an dem frischen Bitumen, erläutert die Stadtverwaltung.

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