Leichlinger Rathaus auf dem Prüfstand„Knöllchen“ bekam der Berater zuverlässig

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Auch wenn manche Parksünder sich ärgern: Kontrolleure sind in Leichlingen seltener unterwegs als andernorts.

Leichlingen – Nach drei Jahren ist Unternehmensberater Ludwig Heimann mit seiner Arbeit in Leichlingen fertig. Seit 2017 hat der Fachmann für Kommunalverwaltungen das ganze Rathaus durchleuchtet, alle Ämter auf den Prüfstand gestellt und für seine Organisationsuntersuchungen mit allen Mitarbeitenden gesprochen. Die Behörde, die er gestern zum Finale seines Auftrags vor dem Hauptausschuss bewertete, hat er besonders intensiv kennengelernt: Das Ordnungsamt. „Keiner weiß so gut wie ich, dass das in Leichlingen gut funktioniert, so viele Knöllchen wie ich hier schon bekommen habe“, scherzte der stets aus Hagen angereiste Autofahrer.

Die Ämter 32 und 33 waren die letzten beiden, die er auf dem Zettel hatte. Das sind das von Karin Barkowski geleitete Ordnungsamt mit Feuerwehr, Straßenverkehrsbehörde, Außendienst und Bußgeldstelle. Und Brigitte Gutendorfs Bürgerbüro mit Standesamt, Meldewesen und Wahlen.

Berater Ludwig Heimann vor dem Leichlinger Rathaus.

Berater Ludwig Heimann vor dem Leichlinger Rathaus.

Beide Ämter haben engen Kundenkontakt, sei es bei Parkticket, Veranstaltungen, Gewerbe- und Hundeanmeldungen, Eheschließung oder Einbürgerung. Deshalb stehen sie besonders im Fokus der Bürgerschaft. Und beide müssen auch eine seit Jahren zunehmende Fülle von Aufgaben bewältigen. Verschärfte Bestimmungen, ein wucherndes Gesetzeswesen und plötzliche Krisen wie Starkregen und die Corona-Epidemie gehen mit einer gestiegenen Anspruchshaltung und auch Beschwerdementalität der Menschen einher.

Amtsleiterin Brigitte Gutendorf (l.) 2019 bei der Eröffnung der Witzheldener Zweigstelle des Bürgerbüros. Auch im Rathaus hat der wichtige Bürgerservice zu wenig Platz.

Amtsleiterin Brigitte Gutendorf (l.) 2019 bei der Eröffnung der Witzheldener Zweigstelle des Bürgerbüros. Auch im Rathaus hat der wichtige Bürgerservice zu wenig Platz.

Ein schwieriges Spannungsfeld zwischen Kontrollpflichten und Bürgerservice, in dem sich die Leichlinger Stadtverwalter nach Heimanns Urteil mehr als wacker schlagen. Dafür seien sie unterm Strich gut aufgestellt, fähig besetzt und motiviert. Personell mündet Heimanns Untersuchung in lediglich einer zusätzlichen Stelle: Das Ordnungsamt solle um eine Vollzeit-Beschäftigung aufgestockt werden, um mehr Zeit für konzeptionelle Arbeit, Brandschutz- und Krisenpläne zu schaffen. Das Bürgerbüro sei mit acht Stellen und 25 Stunden Öffnungszeit in der Woche (mit Zweigstelle Witzhelden 29) im „unteren Mittelfeld“ angesiedelt (Primus Langenfeld bietet 47,5 Stunden an). Dafür seien Online-Termin-Vergabe und die Clearingstelle an der Infotheke „echt gut“.

Ämter haben Corona-Stresstest bestanden

Das Coronavirus platzte Ende März in die Abschlussphase der Organisationsuntersuchung für Ordnungsamt und Bürgerbüro. Und weil diese Abteilungen für die Bewältigung der Epidemie von zentraler Bedeutung waren, hat Unternehmensberater Ludwig Heimann seine Untersuchung kurzerhand verlängert und geschaut, wie die Verwaltung diese Krisenzeit bewältigt.

Das Krisen-Management im Rathaus bekommt vom Fachmann Bestnoten: „Das haben Sie alles hier sehr ordentlich gemacht“, lobte Heimann in Richtung von Bürgermeister Steffes: „80 Prozent aller Kommunen hatten für einen solchen Fall keinen Krisenplan in der Schublade. In Leichlingen war es hervorragend, dass so viele Mitarbeiter so schnell ins Homeoffice geschickt werden konnten.“

Ordnungsamt, Bürgerbüro und Standesamt hätten trotz der Einschränkungen einen „vorbildlichen Notservice“ aufrechterhalten, immer eine Kernmannschaft im Dienst halten können und Einwohnern „ sehr pragmatisch und kundenfreundlich geholfen“. Die beiden Ämter hätten sich auch bei diesem Stresstest der Untersuchung bewährt: „Ein großes Kompliment“ spendet Heimann der Belegschaft. (hgb)

Auch wenn manche Parksünder wähnen, die Knöllchenschreiber lauerten in Leichlingen wie Heckenschützen im Gebüsch, sind drei Kollegen mit jeweils 15 Stunden Einsatz wenig, weiß Heimann. Etwa 60 Stunden Kontrollen des ruhenden Verkehrs wären normal.

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Seine weiteren Empfehlungen: Personal mit Kundenkontakt solle regelmäßig im Umgang mit (aufsässigen) Bürgern geschult werden. Und das Bürgerbüro brauche für seine datenschutzmäßig sensiblen Gespräche größere Räume. „Es ist viel zu klein für fünf Beratungsplätze“, urteilt Heimann.

Bürgermeister Frank Steffes weiß das. Es laufen bereits Überlegungen für einen Umzug, vielleicht ins Tiefgeschoss des Rathauses, das über einen separaten Eingang auf der Parkebene verfügt und wo sich demnächst wieder das Wahlamt einrichtet.

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