Deponie zur Idylle verklärtNeanderland-Steig führt am Stacheldrahtzaun entlang

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So „schön“ kann der Blick Richtung Leichlingen sein – vom Neanderland-Steig aus auf die Kippe hinter Stacheldraht.

So „schön“ kann der Blick Richtung Leichlingen sein – vom Neanderland-Steig aus auf die Kippe hinter Stacheldraht.

Leichlingen – Wanderer, kommst du nach Leichlingen, so wirst du dich wohl wundern. Blütenstadt? Bergische Idylle? Nein – hinterm Stacheldraht-Zaun reicht der Blick von den Leichlinger Sandbergen aus auf die Mülldeponie des Kreises Mettmann. Und warum bekommt man Leichlingen gerade von dieser wenig vorteilhaften Seite zu sehen?

Weil der Neanderland-Steig hier entlanggeht, der auf seiner 15. Etappe vom Further Moor in Langenfeld entlang der Leichlinger Stadtgrenze über die Sandberge hinweg und weiter in Richtung Ohligser Heide in Solingen führt.

Rundweg durch Niederberg

240 Kilometer lang ist der kulturtouristische Wanderweg, der als „Neanderland-Steig“ mit roten Abzeichen ausgeschildert ist und der laut Website Wanderern „Einblicke in die idyllische niederbergische Landschaft“ gewähren soll. 17 Wanderetappen sind dafür in einem Gebiet zwischen dem Wildpark Reuschenberg in Leverkusen und der Ruhr bei Essen-Kettwig ausgewiesen, auf denen eben landschaftliche und kulturhistorische Besonderheiten vorgestellt werden.

Somit – ganz am Rande eigentlich – auch die Leichlinger Sandberge. Die sind zwar als natürliches Sandvorkommen aus der Kreidezeit 1983 zum Naturdenkmal erklärt worden. Doch war der Sand zuvor seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Tagebau abgebaut und von der Glas- sowie der Bauindustrie genutzt worden.

Anschließend aber entstand – trotz Widerstands aus der Bevölkerung – auf dem kleinen Stück Langenfelder Stadtgebiet, das hier nach Leichlingen hineinragt – die Deponie des Kreises Mettmann, inzwischen zu einem Berg aufgetürmt, der das Naturdenkmal Sandberge überragt. Unter der Abdichtung liegen bereits etwa 25.000 Tonnen Müll, der seit 1987 im Kreis Mettmann angefallen ist. Das meiste davon ist Bauschutt, auch Asbest ist darunter. Bis wenigstens 2030 soll der Deponiebetrieb weitergehen, das Gelände dann kultiviert werden.

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Das kann der Wanderer nun bestaunen – oder er kann auch wegschauen. Dahin, wo „die Leichlinger Sandberge Sie mit mediterran anmutendem Kiefernbewuchs erwarten“ (Zitat Neanderland-Steig).

www.neanderlandsteig.de

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