„Sonst lebt Leichlingen nicht“Frühlingsfest ein Erfolg – verkaufsoffener Sonntag kriselt

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Gutes Wetter lockte viele Besucher auf den Frühlingsmarkt in Leichlingen.

Gutes Wetter lockte viele Besucher auf den Frühlingsmarkt in Leichlingen.

Zur 25. Auflage des Frühlingsfestes kamen viele Besucher in Leichlingens Innenstadt. Einige Händler hatten am verkaufsoffenen Sonntag zu.

Der Frühling ist im vollen Gange, die Temperaturen sind mild und es blüht. Passender konnten die Bedingungen für das traditionelle Frühlingsfest in Leichlingen wohl nicht sein. Es lockte am Wochenende Einheimische und auswärtige Gäste zum 25. Mal in die Innenstadt.

Dieses Jubiläum hatte selbst Veranstalter Georg Ott nicht auf dem Schirm bis einen Tag vor Start des Festwochenendes. Ende der 90er Jahre kam ihm die Idee, als er aus seinem Café auf den Marktplatz schaute. „Der Platz ist zu langweilig, den muss man nutzen“, dachte er. Gesagt. Getan. Seither sind nur in einem Jahr coronabedingt seine Veranstaltungen ausgefallen.

Ochsenzunge und türkische Mohnblume gehen gut

In diesem Jahr sei „alles wie eh und je“ und der Festplatz erstrahlte in den bunten Farben der Blumenstände. Diese Händler seien jedoch immer schwieriger zu engagieren. „Es gibt immer weniger Blumenhändler, denn es ist Schwerstarbeit“, sagte Ott und bezog sich auf den mühsamen Auf- und Abbau der Stände. Davon abschrecken lässt sich Dietmar Kluth mit seinem Familienbetrieb „Leichlinger Blumenkorb“ nicht, vor allem nicht am Muttertageswochenende.

Blumenhändler Dietmar Kluth mit Tochter Nadine und Enkel Paul Reuter auf dem Frühlingsfest in Leichlingen

Blumenhändler Dietmar Kluth mit Tochter Nadine und Enkel Paul Reuter auf dem Frühlingsfest in Leichlingen

„Viele Sträuße, also Schnittblumen für den Muttertag, aber auch charakteristische Arrangements und ausgefallene Stauden, wie die Ochsenzunge und die türkische Mohnblume gehen gut über die Theke“, sagte der Händler, der schon seit vielen Jahren dabei ist. Er ist zufrieden mit dem Ansturm, wie vor Corona sei die Kaufkraft jedoch nicht. Dafür hat er Verständnis. „Wer nichts zu beißen hat auf dem Butterbrot, dem bringen drei Geranien auf dem Tisch nichts“, sagte er überspitzt, sich den verschiedenen Ursachen bewusst.

Weniger Geschäftstreibende als üblich öffnen am Sonntag

Zum Bedauern der Wirtschaftsförderung Leichlingen haben sich mit 22 Geschäftsbetreibern weniger als sonst üblich bereit erklärt, am verkaufsoffenen Sonntag ihre Türen zu öffnen. Eine Mitarbeiterin eines Modegeschäfts, die anonym bleiben möchte, formuliert es am Samstag ganz klar: „Sonst lebt Leichlingen nicht. Mit dem verkaufsoffenen Sonntag kommen Leute von außen.“

Sie führte fort: „Das Problem ist, Leute kommen nur, wenn alle Geschäfte offen sind.“ In einem anderen Modegeschäft, der Boutique Julia, ist die Einstellung ähnlich. „Es ist grundsätzlich schön für Berufstätige, die nur am Wochenende Zeit haben. Man kann bisschen zur Normalität zurückkehren: Kaffee trinken, shoppen, ein Eis essen“, sagte eine Mitarbeiterin. Sie betont aber auch: „Das muss jeder für sich beurteilen.“ Dem stimmt der Veranstalter des Frühlingsfestes zu: „Für viele Einzelhändler ist der Sonntag der einzige freie Tag für private Sachen oder Büroangelegenheiten.“

Zurück zum Markt: Eine Neuheit im Brückerfeld hatte Heinz Schlößer im Gepäck. Der Schraubenfigurenmacher vom Niederrhein, wie er sich nennt, hatte geschweißte Metallfiguren in allen Ausführungen im Sortiment. Von Stifthalter, dekorative Figuren für den Garten bis zu Feuerkugeln.

Feurige Kugeln im Angebot

Dabei handelt es sich um Leuchtdekoration für den Garten in Form von holen, verzierten Edelstahlkugeln an einem Metallstab. „Ethanol reinschütten, anzünden, fertig. Wie viel man nimmt, ist für die Flammengröße unerheblich. Die Menge ist nur für die Brennzeit von Bedeutung“, erklärte Schlößer, der vor 45 Jahren das Metallschweißen als Justizvollzugsbeamter beim gemeinsamen Schweißen mit jugendlichen Insassen für sich entdeckte. Eine abstrakte Schweißarbeit in Anlehnung an Schach schaffte es 1985 sogar ins „Long Island Chess“-Museum in New York. Stolz zeigt der Rentner Bildabzüge. Für einen jungen Käufer soll es an diesem Tag jedoch etwas Schlichteres sein: Eine Ass-Karte.

Das Wetter spielte am Wochenende mit, das hatte Veranstalter Ott in den vergangenen Jahrzehnten schon anders erlebt: „Wir haben alles gehabt von Schneefall bis Dauerregen, 35 Grad, Stürme, dass die Stände weggeflogen sind.“ Leichlinger seien aber ein wetterfestes Volk, das sich nicht so leicht abschrecken ließe, ist er sicher.

Besucher Florian Dommers gefiel das milde Wetter im Vergleich zum Angebot besonders gut. Was ihm fehlte: „Der holländische Blumenhändler. Der hatte günstige Pflanzen, vor allem Sonntagabend.“ Der Rest sei auch überschaubar, dennoch: „Es ist trotzdem schön. Die Kinder haben Spaß.“

Neben Gartenartikeln, Dekoration und Gastronomie hatte das Fest auch ein Bungee-Trampolin, ein Karussell und eine Eisenbahn zu bieten. Hobby-Gärtner und Menschen auf der Suche nach einem Geschenk für den Muttertag wurden aber in Sachen Blumen auf jeden Fall fündig.

Veranstalter Ott zog am Sonntag ein positives Fazit. Er schätzte die Besucherzahlen des Festes am späten Sonntagnachmittag auf insgesamt 15.000 bis 20. 000. Besonders am zweiten Tag sei es „brechend voll“ gewesen. Und auch die offenen Geschäfte zogen die Massen an. „Es hatten die Geschäfte auf, für die es sich lohnt und diese waren alle gut gefüllt“, resümierte Ott. Dazu zählten am und in der Nähe des Marktplatzes ein Buchladen, ein Spielzeuggeschäft, Mode-Boutiquen, Restaurants und sogar eine Tierarztpraxis.

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