ApothekenWie gut Leverkusener mit Medikamenten versorgt werden – und woran es jetzt hakt

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Auf dem Platz vor der Rathaus-Galerie ist die Fassade der Pinguin-Apotheke zu sehen.

Eine von 37 Apotheken in Leverkusen: die Pinguin-Apotheke in Wiesdorf.

Die Zahl der Apotheken im Bezirk Nordrhein sinkt, in Leverkusen gibt es noch 37. Doch in vielen Apotheken mangelt es an Fiebersäften und Antibiotika.

In 37 Apotheken im Stadtgebiet werden Leverkusenerinnen und Leverkusener mit Medikamenten versorgt. Eine Apotheke kommt den Zahlen der Apothekerkammer Nordrhein damit auf 4456 Personen. Im Vergleich aller ausgewerteten Kommunen und Kreise des Kammerbezirks zeigt sich: Leverkusen ist in einer komfortablen Lage, die Versorgung gut. Nur in Bonn (3653), Düsseldorf (3985), Krefeld (4085) und der Städteregion Aachen (4407) kommen weniger Bürger auf eine Apotheke. 4772 sind im Nordrhein-Durchschnitt

Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es für rechnerisch 5201 Menschen eine Apotheke. Insgesamt waren es dort 55 Geschäfte, eines weniger als noch 2021, aber zehn weniger als fünf Jahre zuvor. In Leverkusen gab es 2012 noch 43, 2017 noch 41 Apotheken.

Weniger Apotheken: Trend seit 23 Jahren

Die Apothekerkammer Nordrhein beklagt, das Netz der wohnortnahen Apotheken werde dünner, ein Trend, der seit 23 Jahren anhalte. „Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren. Das hat Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Unser dichtes Netz bekommt Löcher, das darf so nicht weitergehen“, sagt Kammerpräsident Armin Hoffmann.

„Besorgniserregend“, nennt die Kammer die Statistik für 2022: 53 Schließungen im Bezirk stünden nur elf Neueröffnungen gegenüber. Der Rhein-Erft-Kreis (minus sieben), Düsseldorf (minus sechs) und Köln (minus fünf) haben die schlechtesten Salden. Vor allem auf dem Land seien die Bedingungen für Inhaberinnen und Inhaber von Apotheken schlecht, und viele von ihnen fänden keine Nachfolger, beklagt der Verband.

„Es muss sich wieder lohnen, eine Apotheke zu übernehmen“, sagt Armin Hoffmann. Was Apothekerinnen und Apothekern das Leben schwer mache: Bürokratie, Spargesetze, der Fachkräftemangel – und „katastrophale Liefer- und Versorgungsengpässe bei Medikamenten und Wirkstoffen“.

Letztere bestätigt Kerstin Schulz, Leiterin der Pinguin-Apotheke in der Wiesdorfer Rathaus-Galerie. Vor allem Fiebersäfte, aber auch Antibiotika seien seit Monaten nur schwer zu bekommen. „Wir haben immer wieder mal Medikamente, die kurzzeitig verfügbar sind, aber von einer sicheren Versorgung kann man nicht sprechen“, sagt Schulz am Montag dem „Leverkusener Anzeiger“. „Da sind wir weit von weg.“

Pinguin-Apotheke: Eine Packung pro Patient

Die Filialleiterin versucht, für alle Kunden eine Lösung zu finden: Paracetamolsaft statt Ibuprofensaft oder auch Zäpfchen statt Saft, wobei auch die oft knapp seien; eine andere Dosierung; bei einem Antibiotikum könne nach Rücksprache mit der Arztpraxis auch ein anderes als das verschriebene genommen werden, aber das bedeutet Zeit und zusätzlichen Aufwand für Kundschaft und Apotheken. Das Verständnis der Kundinnen und Kunden sei meist gegeben, sagt Schulz: „Die meisten sind froh, dass wir uns um Alternativen kümmern.“ Dann werde auch akzeptiert, dass es nur den Fiebersaft mit Himbeergeschmack gibt – auch wenn das Kind nur Erdbeere mag. Sind die Medikamentenschränke mal mehr oder minder gefüllt, gilt in der Pinguin-Apotheke: „Jeder kann bei uns nur eine Packung kaufen“, sagt Schulz.

Georg Helpenstein-Michels bestellt für die von ihm geführte Opladener Struwwelpeter-Apotheke im Großhandel jeden Tag eine theoretische Menge von 100 Fiebersäften aller Hersteller, erzählt er. „Mal bekommen wir dann vier, mal fünf, das ist nicht planbar. Wir wissen auch nicht, wann wir sie kriegen. Wir haben viele Kinderärzte in der Nähe, aber wir kriegen auch nicht mehr als andere.“

Der Mangel an Fiebersäften hat allerlei Gründe, die winterliche Grippe- und Erkältungswelle ist nur einer von ihnen. Hinzu kommen der Rückzug der Produktion aus Deutschland, gestörte Lieferketten in den Herstellerländern und ein Mangel an Rohstoffen und Material für Verpackungen.

So genau, sagt Apotheker Helpenstein-Michels, könne man das im Einzelfall nicht nachvollziehen. Wenn Fiebersäfte fehlten, dann könne auch mit Hausmitteln wie warmen Wickeln etwas geholfen werden, sagt er. „Ein bakterieller Infekt ist ein größeres Problem: Dagegen sind im wahrsten Sinne des Wortes keine Kräuter gewachsen.“

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