Auktion und Trödel in LeverkusenDeshalb verzichtet das klamme Naturgut auf Einnahmen

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Die Einnahmen der Auktion am Naturgut fließen diesmal nur zu einem Teil in den Wiederaufbau der Anlage.

Leverkusen – Nach zwei Jahren Pause durch Corona- und Flutkatastrophe ohne Großveranstaltung gab es wieder einen Trödel mit Auktion im Naturgut Ophoven. Das Naturgut kann im Moment eigentlich jeden Cent selbst sehr gut gebrauchen, der Großteil der Räumlichkeiten, des Museums und des Geländes sind von der Überschwemmung zerstört worden. Jetzt fließt ein Großteil der Einnahmen einem anderen Zweck zu.

Eine Sommerferienwoche für ukrainische Kinder

„Jetzt ist es selbstverständlich, mit den Einnahmen auch die Ukraine zu unterstützen“, sagt Marianne Ackermann vom Naturgut Ophoven, „Wir haben uns dazu entschieden, mit dem Geld eine schön ausgestaltete Sommerferienwoche für Kinder aus der Ukraine zu organisieren.“ Das Restgeld, das neben den Kosten für Aktionen, Essen, Trinken, Personal und vor allem auch für Dolmetscher dafür dann noch übrig bleibe, fließe dann aber doch noch in den Wiederaufbau.

Für viele hier Anwesende ist dieser Nachmittag mehr als nur ein Kindertrödel mit Wohltätigkeitsauktion. Es ist ein großes Wiedersehen. Ackermann fast zusammen: „Man merkt, die Leute sind froh darüber, dass es wieder weiter geht und mit ihnen das gesamte Team vom Naturgut genauso.“

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Das Naturgut wurde bei der Flut schwer beschädigt. Nach zwei Jahren fand am Wochenende erstmals wieder eine Großveranstaltung dort statt.

Unter den Hammer kommen Gutscheine für Restaurants, Hotels, Museen und Kultur. Einer der Höhepunkte der Versteigerung ist im Vorfeld noch als Glücksautomat im Einsatz: Ein gespendeter, hölzerner Kaugummiautomat, der ganz ohne Münzeinwurf funktioniert. Wer dran dreht, wird mit einer wieder auffüllbaren Kapsel mit Pistazien, Nüssen und anderen kleinen Leckereien belohnt. Auch Bürgermeister Bernhard Marewski schlüpft hier in die Rolle des Auktionators.

Stolz, mit ihrem Bauchladen andere zu unterstützen

Die neunjährige Julia und ihr siebenjähriger Bruder Moritz ergattern am Glücksrad ein Armbändchen und ein Knetradiergummi. Obendrauf gibt es Samen für Kletterpflanzen, die Hauswände begrünen sollen und von „Leverkusen blüht auf“ kostenlos verteilt werden.

Greta und Ida sind mit einem Bauchladen unterwegs und verteilen vom Naturgut selbst gebackene Kekse gegen eine kleine Geldgabe. „Deine Spende für eine Ferienwoche mit ukrainischen Kindern“, steht auf den Tütchen geschrieben. Die beiden elfjährigen Freundinnen aus Leverkusen waren bis vor zwei Jahren regelmäßig auf dem Naturgut – mit der Schule und privat: „Hier haben wir gelernt, was man tun kann, um weniger Strom zu verbrauchen, wie man Bienen schützen kann und wie man verhindern kann, dass Plastik in die Umwelt kommt.“

Beide sind stolz, mit ihrem kleinen Laden die Ukraine unterstützen zu können, sie hoffen im Sommer gemeinsam mit den ukrainischen Kindern an Aktionen teilzunehmen. Das Hotel Wißkirchen hat dem Naturgut hierfür schon eine Planwagenfahrt durch das Bergische Land zugesichert.

53 Meter Kindertrödel

An 53 Metern Kindertrödeltischen von 20 Trödlern können sich Second-Hand-Fans auf die Suche nach genau dem Kinderspielzeug oder dem -kleidungsstück machen, dass sie schon immer gesucht haben. „Bei manchen Sachen denkt man, die will keiner mehr haben, und die gehen dann als erstes weg“, stellt Marilena Brucato überrascht fest, „Geschmäcker sind verschieden.“

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53 Meter lang waren die Kindertrödeltische insgesamt.

Sie habe sich heute Freunden angeschlossen, die regelmäßig auf dem Naturgut trödeln, und sei beeindruckt: „Es sieht zwar nicht so aus, als wenn unser Haufen kleiner werden würde, aber es läuft überraschend gut.“ Hier seien die Leute noch bereit, faire Preise zu zahlen. Sie plane jetzt schon beim anstehenden Sommerfest wieder mitzutrödeln, in der Hoffnung dann auch schon wieder die gefütterte Winterkleidung besser verkauft zu bekommen.

Das Naturgut selbst hat auch einen Stand, dessen Einnahmen im Gegensatz zu denen der privaten Verkäuferinnen und Verkäufer ebenfalls in den Spendentopf gehen. Hier werden unter anderem aus dem gefluteten Bistro gerettete Weine  noch veräußert.

Solidarität auch nach außen sichtbar

Seine Solidarität mit der Ukraine will das Naturgut nach außen sichtbar machen. An Tamara Deys Stand können Kinder dafür blau-gelbe Wimpel gestalten, die später mit der eigens gestalteten Friedensfahne aufgehängt werden. „Die Kinder malen Peace-Zeichen, Friedenstauben, Blumen und was sie noch so schön finden auf die Wimpel“, so Dey.

Auch sie freue sich schon auf die Sommerferienwoche, hier sollen die ukrainischen Kinder Zusammenhalt erleben und Ablenkung in Leverkusen finden – auch schon länger oder immer in Leverkusen lebende Kinder dürften dazu kommen.

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„Das war jetzt erst mal wieder ein Experiment“, sagt Ackermann, „aber ein erfolgreiches.“ Ohne Bistro und den Parkplatz – hier stehen jetzt Sanitärcontainer – müsse man erst mal wieder klein anfangen und sich an das Mögliche rantasten, daher sei das Ganze auch erst mal nur als Bollerwagentrödel angekündigt worden. Die gesammelten Erfahrungen fließen nun direkt in die Planung des bevorstehenden Sommerfestes ein.

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