StadtbibliothekAusstellung in Leverkusen räumt mit Vorurteilen gegen Frauen auf

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Sabine Rusch-Witthohn und Marlene Caspers in der Ausstellung "What awere you wearing des Frauennotrufs in der Stadtbücherei

Sabine Rusch-Witthohn (l.) und Marlene Caspers in der Ausstellung „What were you wearing?“ des Frauennotrufs in der Stadtbücherei Leverkusen.

Warum Kleidung keine Einladung für einen sexuellen Übergriff sein kann, demonstriert eindrucksvoll eine Ausstellung in der Stadtbibli

Welche Kleidung hat eine Frau getragen, die Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden ist? Trägt sie vielleicht eine Mitschuld? Hat sie mit ihrem Aussehen einen Übergriff erst provoziert? War sie zu „aufreizend“ gekleidet? Ein altes, längst widerlegtes Vorurteil, das oft dazu beiträgt, dass die weiblichen Opfer über die Attacke hinaus stigmatisiert und schwer verunsichert werden. Und ein Vorurteil, an das heute noch jeder vierte Mensch in Deutschland glaubt.

Die Ausstellung „What were you wearing? – Was hattest du an?“, die am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek Leverkusen in der Rathaus-Galerie eröffnet worden ist, räumt damit auf. Ursprünglich an amerikanischen Hochschulen in Arkansas und Kansas zusammengestellt und vorbildgetreu vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer in Mettmann nachgeformt und in den Textbeiträgen wörtlich übersetzt, werden Kleidungsbeispiele von Opfern sexualisierter Gewalt gezeigt, die so alltäglich und unaufdringlich sind, dass sie eindrucksvoll vor Augen führen: Eine jede Frau kann Opfer sein.

Die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, kurz:  Frauennotruf Leverkusen, mit Sitz in der Küppersteger Damaschkestraße hat diese Ausstellung nach Leverkusen geholt, nicht zuletzt um auf die Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen in der Stadt aufmerksam zu machen und zu ermutigen, diese auch in Anspruch zu nehmen. Sei es ein ärztlicher oder psychologischer sowie juristischer Beistand nach einer Attacke oder eine anonyme Spurensicherung für eine mögliche spätere Anzeige. 

Erschütternde Erlebnisberichte

Sabine Rusch-Witthohn und Marlene Caspers führten in der Stadtbibliothek in die Ausstellung und ihre sachlichen Hintergründe ein. Die an Kleiderbügeln und Schaufensterpuppen befestigten Exponate, vor allem aber die daneben dokumentierten Erlebnisberichte vergewaltigter und bedrängter Frauen zeigen in ihrer Kombination eindrucksvoll, wie leicht und grausam Frauen zu Opfern männlicher Gewalt werden können. 

Dem entgegenzuwirken hatte der Frauenring Leverkusen vor Kurzem eine Aktion „Keine Gewalt an Frauen und Mädchen“ unterstützt. Eine dabei zusammengekommene Spende von 8000 Euro übergab der Frauenring nun bei der Ausstellungseröffnung dem Frauennotruf als Unterstützung für diese Ausstellung.

Die Ausstellung ist bis Freitag, 24. März, in der Stadtbücherei während der Öffnungszeiten zu sehen. Führungen - beispielsweise für Schulklassen - können über die Frauenberatungsstelle gebucht werden. Mehrere Fachvorträge in der Stadtbibliothek, jeweils um 17 Uhr an einem Dienstag, runden das Angebot ab. So referiert Marlene Caspers am 7. März über das Thema „Digitale Gewalt“ im Netz und am 14. März über „Catcalling“ als verbale Belästigung. Sabine Lindlar stellt am 21. März WenDo als mögliche Prävention gegen sexuelle Übergriffe.

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