AktionswocheLeverkusenerinnen erheben Stimme gegen Gewalt an Frauen

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Nebeneinander stehen acht Frauen (von rechts nach links): Roswitha Kneip (Frauenring), Jaqueline Tombeux (Frauenhaus), Christiane Meikert (Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt), Andrea Frewer (Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt), Cornelia Richrath (Gleichstellungsbüro), Vera Hahn (Zonta Club), Manuela Krewitt-Herrmann (Frauenring), Nina Schwimmbeck

Organisieren die Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen (v.r.n.l): Roswitha Kneip (Frauenring), Jaqueline Tombeux (Frauenhaus), Christiane Meikert, Andrea Frewer (beide Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt), Cornelia Richrath (Gleichstellungsbüro), Vera Hahn (Zonta Club), Manuela Krewitt-Herrmann (Frauenring), Nina Schwimmbeck

Jede Stunde werden in Deutschland durchschnittlich 13 Frauen zum Opfer von Gewalt in Partnerschaften. Darauf soll mit einer Aktionswoche in Leverkusen aufmerksam gemacht werden.

„Jede Stunde werden in Deutschland durchschnittlich 13 Frauen zum Opfer von Gewalt in Partnerschaften. Alle zweieinhalb Tage stirbt eine Frau durch die Gewalttat ihres Partners oder Ex-Partners“, heißt es in der Auswertung zur Partnerschaftsgewalt 2020 des Bundeskriminalamts. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Nach sogenannten Dunkelfeldstudien des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen.

Darauf will der Leverkusener „Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen“  aufmerksam machen. Im Rahmen einer Aktionswoche organisieren dessen Mitglieder vom 24. bis 26. November Aktionen in der Stadt. Zum ersten Mal schließen sich dafür das Frauenhaus „Frauen helfen Frauen“, die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, das Gleichstellungsbüro, der Frauenring und der Zonta-Club zusammen.

Gewalt gegen Frauen: Zahl der Betroffenen nimmt zu

„Wir hören täglich von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz, in der Familie oder der Kindheit“, sagt Andrea Frewer von der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. „Zunehmend sorgen sich immer mehr Frauen, um ‚Date-Rapes’, übergriffiges Verhalten oder sogar Vergewaltigung durch Männer bei einem ersten Treffen. Die Frauen sind ängstlicher geworden und ziehen sich mehr zurück. Viele sprechen bei uns auch über Vereinsamung.“ Zudem komme digitale Gewalt im Netz hinzu, berichtet Frewer.

Auch in der Frauenberatungsstelle wächst der Bedarf stark. „Wir sind dafür da, Frauen in jeglicher Krisensituation zu beraten“, erklärt Christiane Meikert, die seit über 16 Jahren bei der Anlaufstelle arbeitet. Frauen würden auch an weitere Mitglieder im Netzwerk des „Runden Tisches“ vermittelt werden. „Wir wollen die Wege für Frauen möglichst kurzhalten und ihnen schnellstmöglich helfen“, sagt Meikert.

So biete das Frauenhaus eine Anlaufstelle für Frauen, die einen Unterkunftsplatz suchen, um zum Beispiel aus einer gewalttätigen Partnerschaft zu flüchten. „Wir haben jedoch nur Platz für acht Frauen, inklusive Kinder für insgesamt 19 Personen“, sagt Jaqueline Tombeux, die im Frauenhaus arbeitet. Doch die Nachfrage wachse enorm. „Neuaufnahmen werden zudem erschwert, da die Verweildauer der Betroffenen zunimmt“, erklärt Tombeux. Nur ein Drittel der Bedürftigen könne aufgenommen werden. „Gerade nach dem Lockdown 2020 gingen die Anfragen hoch. Viele Frauen haben sich erst dann getraut, Hilfe zu suchen, als der Mann nicht mehr täglich zu Hause im Homeoffice war.“

Hilfe für Frauen: Das Geld fehlt in Leverkusen

„Obwohl alle wissen, wie wichtig die Unterstützung solcher Beratungsstellen und Frauenhilfen ist, bleibt die Sparte unterfinanziert“, so Cornelia Richrath vom Gleichstellungsbüro Leverkusen.

Am Donnerstag, 24. November, wird die Aktionswoche mit der Ausstellung „Und das soll Liebe sein?“, die Bilder zum Thema „Warnsignale häuslicher Gewalt erkennen und handeln“ zeigt, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek Leverkusen eröffnet. Die Ausstellung kann bis zum 4. Dezember besichtigt werden. Vor Ort sollen betroffene Frauen zu Wort kommen, sagt Jaqueline Tombeux.

Am Freitag, 25. November, findet die Catcalling-Aktion „Wir kreiden an“ statt. „Catcalling bezeichnet sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder Gestikulieren gegenüber einer Person in der Öffentlichkeit“, erklärt Andrea Frewer. Treffpunkt sei um 13 Uhr in der Wiesdorfer Fußgängerzone vor der Sparkasse. „Wir wollen Sprüche, die Frauen alltäglich hören, auf dem Boden ankreiden und darauf aufmerksam machen. Catcalling darf nicht zur Gewöhnung werden. Es ist ein gesellschaftliches Problem und wir wollen uns dafür einsetzen, dass es aufhört“, sagt Frewer. Solche Sprüche seien keine Komplimente, wie manche es denken, sondern eine Machtdemonstration und schlichtweg Belästigung. „Jeder ist willkommen, mit uns ein Zeichen zu setzen.“

Am Freitag liest Julia Cruschwitz aus ihrem Buch „Femizide“ im Gartensaal von Schloss Morsbroich um 18.30 Uhr. Am Samstag, 26. November, spielt die Band „X-Citing“ im Erholungshaus zugunsten des Frauennotrufs. Einlass ist um 19 Uhr und Tickets können für 25 Euro im Vorverkauf über die Buchhandlung Gottschalk in Schlebusch oder per Mail bei frauenringleverkusen@gmx.de erworben werden. Der Erlös geht an den Frauennotruf.

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