Fans feiern vor Bayer-04-SpielenÄrger um Kontrollen am Leverkusener Stadion

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Andreas Schuboth betreibt gemeinsam mit seiner Frau Petra Herse dem Imbiss „Käffchen und Co.“, an dem sich an Heimspieltagen von Bayer 04 Fans treffen - und hatte zuletzt Probleme mit dem Ordnungsamt.

Leverkusen – Es sind noch gut eineinhalb Stunden bis zum Anpfiff des Spieles Bayer 04 gegen den SC Freiburg. Und die Stimmung hier, an der Bismarckstraße, nur einen Steinwurf weit von der BayArena entfernt, könnte besser nicht sein. Denn am Imbiss „Käffchen und Co.“ wird an Bierzeltgarnituren Kölsch getrunken. Inhaber Andreas Schuboth steht am Grill und wendet mit der Zange Grillwürstchen. Aus einer kleinen Musikbox erklingen Schlagersongs. Die Sonne scheint auch noch. Kurzum: Alles gut. Aber irgendwie auch nicht. Denn die „Käffchen“-Welt ist derzeit so ein bisschen erschüttert. Warum gibt es Ärger?

Die Stimmung rund um diesen seit einigen Jahren schon beliebten Treffpunkt für Bayer-04-Fans vor Heimspielen ist angeknackst. Und das hat nichts mit der derzeitigen unbefriedigenden sportlichen Lage der Werkself zu tun, die später an diesem Tag auch ihr drittes Heimspiel in Folge verlieren wird. Nein: Es geht um den Besuch des Ordnungsamtes ein paar Wochen zuvor. Der hat die Leute hier, von denen die meisten Stammkundschaft sind, und nicht zuletzt Andreas Schuboth und seine Frau Petra Herse, die den Imbiss gemeinsam betreiben, geschockt. Ja, so kann man das sagen. Geschockt.

Vorgefahren – Ende der Diskussion

Am 20. August, kurz vor dem Heimspiel gegen die TGS Hoffenheim, seien  Mitarbeiter des Amtes nämlich vorgefahren, sagt Petra Herse. Und dann sei es losgegangen: Schuboth möge doch eine Bescheinigung der Verwertungsgesellschaft für Musikrechte, Gema, vorlegen, wenn hier Musik laufe. Und überhaupt sei der Platz, auf dem die Bierzeltgarnitur stehe, nicht konzessioniert. Punkt. Ende der Diskussion. Und zwar ohne, dass diese je begonnen habe. „Die haben überhaupt nicht mit sich reden lassen und mir direkt mit Strafe gedroht“, erinnert sich Schuboth.

Dabei sei er für die Musik gar nicht verantwortlich. Das sei Sache der Fans, die immer ihre eigene Musikbox mitbrächten. Diesbezüglich sei es nie zu Beschwerden gekommen. Und: Das Abspielen sei auf privater Fläche erlaubt, betont Herse. Das habe nicht zuletzt das Umweltamt in der Vergangenheit schon bestätigt.

Gema-Sache ist geklärt

Die Sache mit der Gema hat sich wohl mittlerweile auch geklärt. René Lörper, der Fan, die Musikbox gemeinsam mit seinem Vater Ralf immer mitbringt, hat sich erkundigt und behauptet: „Das ist alleine Sache – eben – der Gema. Da hat das Ordnungsamt also nichts mit zu tun. Die Gema hat mir das auch schon bestätigt. Genauso wie sie mir bestätigte, dass das Abspielen der Musik rechtens ist." 

Fingerspitzengefühl gefordert

Die andere Sache, die mit dem Treffen vorm „Käffchen und Co.“ an sich, ist dagegen noch voll im, wenn man so will, Ärger-Gange. Auch wenn die Konzession für den Platz dort fehle und er einsehe, dass es Regeln zu beachten gibt, könne er den Umgang des Beamten nicht gutheißen und fordere Fingerspitzengefühl. Denn: „Hier kommen ja auch ältere und gehbehinderte Fans hin, die sich hinsetzen und etwas ausruhen können“, sagt Betreiber Schuboth.

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Einer der Stammgäste des Imbisses ist Frank Gerber, der das „Käffchen und Co.“ sogar auf seinem Trikot verewigt hat.

Und überhaupt: „Warum kommen die jetzt, nach Jahren, auf den Trichter? Warum erklären die das nicht?“ Stammgast und Bayer-04-Fan Frank Gerber, der seine Liebe zum „Käffchen“ sogar auf dem Trikot verewigt hat und sagt „Das ist Kult hier!“, nickt beipflichtend. Ein anderer Gast, der anonym bleiben will, wird deutlich: „Ich bin selbst Polizeibeamter. Und ich sage Ihnen: Ich würde mich so niemals verhalten!“ Wie genau? Nun: Die Ordnungsamtsmitarbeiter seien vorgefahren. Die Türen „gingen auf wie beim Sondereinsatzkommando“. „Kein „Guten Tag“, keine Begrüßung. Kein Gespräch, Nichts.“ Das sei absolut „unterste Sohle“ gewesen. Dabei könne man doch auch vernünftig und freundlich sein. Schließlich seien das hier alles Fans, die keine Ärger machten. Was Petra Herse betont wissen will: „Das waren Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, die wir nicht kannten und auch noch nie zuvor gesehen hatten.“ Die früheren Angestellten des Ordnungsamtes kenne sie als Betreiberin des Imbiss natürlich und sei mit denen auch immer gut klargekommen.   

Stellungnahme des Ordnungsamtes

Das Ordnungsamt lässt auf Anfrage zu der Angelegenheit derweil recht nüchtern verlauten: „Die Abteilung Ordnungsangelegenheiten im Fachbereich Ordnung und Straßenverkehr kontrolliert bei Spielen in der BayArena die Gastronomie in umliegenden Straßen und Wegen.“ Das Augenmerk liege dabei unter anderem auf der Gefahrenvermeidung, was bedeute, dass etwa Rad- und Gehwege frei zugänglich bleiben müssten. „Dies geschieht auch im Bereich des genannten Imbisses.“

Grundsätzlich müssten Betreiber dafür sorgen, dass Gäste der Außengastronomie sich in diesem definierten Bereich aufhalten und Laufwege nicht durch Mobiliar oder Menschenansammlungen versperrt werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben hier in der Vergangenheit bereits mehrfach auf die Einhaltung dieser Regelungen hinwirken müssen.“ Immerhin: „Im Rahmen der Kontrollen beim letzten Spiel wurden jedoch keine Feststellungen gemacht.“ Was stimmt: Vor dem Match gegen den SC Freiburg fährt nur ab und an ein Wagen des Ordnungsamtes am „Käffchen und Co.“ vorbei.

Tische und Bänke umgestellt

Diesmal steigt niemand aus – wohl auch weil Schuboth eine Teil der Bierzeltgarnitur umgestellt hat im Gegensatz zum letzten Mal. Der Platz zwischen seinem Imbiss und dem Nachbarhaus, der bislang als Stellfläche genutzt worden und trotz des angeblichen Einverständnisses des dortigen Besitzers eben nicht konzessioniert gewesen war, hat erstmal ausgedient. Stattdessen quetscht sich nun alles ein wenig mehr gleich vor dem „Käffchen und Co.“. „Was ja eigentlich auch nicht optimal ist“, wie Schuboth sagt. Schließlich grenzen dort ja der Fuß- und der Radweg der Bismarckstraße recht nah an.

Das Kopfschütteln geht also erstmal irgendwie weiter. Die Ungewissheit, ob da noch etwas kommt, bleibt. Beim nächsten Heimspiel werden er und die „Käffchen“-Bayer-04-Fans jedenfalls wieder abwarten, was passiert. Und dabei wird es ihnen nicht um die Frage gehen, ob die Werkself endlich wieder mal daheim gewinnt. Sondern: Fährt wieder jemand vor, während wir feiern.

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