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Biebighäuser in LeverkusenVorgesetzte kommen nicht gut weg

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Es gibt noch einige Baustellen im Metallwerk Biebighäuser. Das hat die Befragung der Belegschaft gezeigt, die Geschäftsführung und Betriebsrat gemeinsam aufgelegt hatten.

Leverkusen – Wie sieht es aus bei Biebighäuser? Knapp ein Vierteljahr, nachdem die IG Metall der Geschäftsführung mit einer Anzeige gedroht hat, weil sie die Arbeit des Betriebsrats massiv behindere, liegen erste Ergebnisse auf dem Tisch: Die rund 660 Mitarbeiter des Metallwerks in der Fixheide sind schriftlich befragt worden. Rund drei Viertel haben sich nach Angaben der Gewerkschaft anonym geäußert; die Ergebnisse zeigen, dass es noch viel zu tun gibt bei dem Autozulieferer. Am Dienstag sind die Ergebnisse der Geschäftsführung erläutert worden, sie will sich heute äußern. Am Donnerstag soll die Belegschaft hören, wie die Stimmung so ist in der Firma: Dann sind an der Borsigstraße drei Betriebsversammlungen angesetzt, für jede Schicht eine. Geplant ist, dann die vier wichtigsten Punkte aufzuschreiben und schnell abzuarbeiten.

„Gute Ergebnisse gibt es nur, wo es um die Zusammenarbeit mit den Kollegen geht“, resümiert Wolfgang Rasten, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Köln/Leverkusen, auf Anfrage. Das Kapitel Vorgesetzte – Thema in neun von 63 Fragen – sehe aber „übel aus“. Angesichts der hohen Beteiligung habe das schon erhebliche Bedeutung. Derb habe auch manche Rückseite des Befragungsbogens ausgesehen. Dort konnten die Mitarbeiter Anmerkungen machen. Da seien Zeichnungen zu sehen, die Firmenchef Thomas Adank an die Nieren gehen dürften.

Fast erschreckend scheint die Lohnstruktur im Unternehmen zu sein: Manche Kollegen lägen nach eigenen Angaben unter 1500 Euro brutto im Monat – bei einer 40-Stunden-Woche, heißt es. Die Folge: Es gebe Mitarbeiter, die im Jobcenter um Hartz-IV-Mittel nachsuchen müssten, um die Familie durchzubringen. Ein Grund sei, dass Biebighäuser im elften Jahr nicht nach Tarif zahlt (siehe „Besser Leiharbeiter“).

Seit 2003 ist Biebighäuser aus der Tarifgemeinschaft ausgestiegen, aber noch im Verband der Metall-Arbeitgeber. Für die Beschäftigten habe das Folgen, berichtet der Betriebsrat: Leiharbeiter stehen besser da als Stammbeschäftigte.

Die Stammbelegschaft arbeitet 40 Stunden pro Woche, was im Dreischicht-Modell zu regelmäßiger Samstagsarbeit führt: Dann werden die jeweils halbstündigen Pausen nachgearbeitet. Leiharbeiter haben eine 35-Stunden-Woche und einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen. Stammarbeiter haben 24 Tage, außerdem weder Urlaubs-, noch Weihnachtsgeld. (tk)

Konzipiert worden war die Mitarbeiterbefragung schließlich von Geschäftsführung und Betriebsrat gemeinsam. Ein renommiertes Beratungsunternehmen stand zur Seite, finanziert wurde der Zensus mit Geld aus Brüssel: Rasten hatte Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds beschafft. Denn ursprünglich wollte die Gewerkschaft die Befragung ohne die Arbeitgeberseite durchziehen. Dazu kam es nicht, nachdem Geschäftsführer Adank auf Dialog mit dem Betriebsrat umgeschaltet und sich an den Runden Tisch gesetzt hatte.

Betriebsrat kann jetzt arbeiten

Dort ist in zwei Runden ausweislich der Protokolle einiges bewegt worden. „Der Betriebsrat kann jetzt arbeiten“, sagt Rasten: Rechner stehen zur Verfügung, Fachliteratur ist da, Seminarkosten für den Vorsitzenden Frank Hebel wurden bezahlt, das unwirtliche Büro angestrichen. Auch gegen die Bezahlung der Betriebsratsarbeit sträube sich niemand mehr, so Rasten. „Man hat eine Arbeitsebene gefunden.“ Die Belegschaft habe jetzt eine Vertretung, die mit der Geschäftsführung auf Augenhöhe sei.

Das sind aber nur die Voraussetzungen dafür, grundsätzliche Probleme anzupacken: Biebighäuser kommt mit den Aufträgen kaum nach, jeden Samstag wird gearbeitet, Himmelfahrt und Fronleichnam auch. Gegen den Pfingstmontag hat sich der Betriebsrat dann aber doch gewehrt.