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Eiserne Hochzeit in LeverkusenDown-Syndrom des Sohnes prägte das Leben der Stilcks

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Ehepaar Stilck aus Leverkusen, Eiserne Hochzeit

Sie dürfen Eiserne Hochzeit feiern: Die Stilcks aus Leverkusen.

Am 3. Juni 1940 heirateten die Eheleute Stilck im alten Rathaus in Leverkusen. Im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ blicken sie auf ihre gemeinsame Zeit zurück.

Eiserne Hochzeit - ein Tag, den wohl nur wenige feiern dürfen. Franz Josef und Jutta Stilck gehören dazu: Am 3. Juni vor 65 Jahren heirateten die beiden im alten Rathaus. Franz Josef Stilck wurde in Leverkusen geboren. Der mittlerweile 86-Jährige wuchs in Küppersteg auf. Seine Frau ist 85 Jahre alt, sie stammt aus der DDR. 1957 kam sie allein, ohne ihre Eltern, nach Leverkusen. Zunächst lebte sie bei ihrer Tante „und dann habe ich in der Nachbarschaft ein Zimmer gefunden“, erzählt sie. Später zog sie dann nochmal um, in ein Mädchenheim der Awo.

Kennengelernt haben sich die beiden in der sozialistischen Jugendbewegung „Falken“. Franz Josef Stilck war direkt nach dem Zweiten Weltkrieg Mitglied geworden und leitete dort eine eigene Gruppe. Jutta sei damals durch Freunde auf die Bewegung aufmerksam geworden. Auch, wenn sie nicht in derselben Gruppe gewesen seien: Jutta lebte ganz in der Nähe des Hauses, weshalb die beiden sich häufiger trafen. So richtig kennengelernt haben sie sich dann in einer Volkstanzgruppe, erzählen die Eheleute. Gemeinsam bildeten sie ein Tanzpaar und traten auch in der Umgebung auf.

Leverkusen: Vorteile bei Wohnungssuche für Verheiratete

1940 folgte dann die Hochzeit. „Wir haben geheiratet, weil wir eine Wohnung wollten“, erzählt Jutta Stilck. Damals sei es schwierig gewesen, als nicht-verheiratetes Paar eine Wohnung zu bekommen. Der nächste Schritt folgte, mit drei Kindern, die auf die Welt kamen. Eines von ihnen kam mit dem Down-Syndrom auf die Welt; bei Menschen mit Down-Syndrom ist das Chromosom 21 oder Teile davon dreifach statt doppelt in den Erbanlagen vorhanden. „Das hat unser ganzes Leben geprägt“, schildert die 85-Jährige. Damals habe es keine Organisation gegeben, die helfen konnte, auch Ärzte hatten ihnen lediglich eine geringe Lebenserwartung für ihren Sohn ausgerechnet. Deshalb schlossen sich die beiden ehrenamtlich der Lebenshilfe Leverkusen an. Franz Josef Stilck war dort als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender tätig – für seinen fast 40-jährigen Einsatz wurde ihm später auch das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Gearbeitet hat der 86-Jährige bei Bayer. Die berufliche Laufbahn seiner Ehefrau war auch durch die Beeinträchtigung ihres Sohnes geprägt: In den ersten Jahren nach der Geburt konnte sie nicht arbeiten gehen. Ihre Schwiegereltern seien früh gestorben, erzählt Jutta Stilck, und ihre eigenen Eltern waren damals nicht mit ihr nach Leverkusen gekommen, sie lebten weit entfernt. Sie blieb zu Hause, es wäre sonst schwierig gewesen, ihr Kind zu betreuen. Später arbeitete die Wahl-Leverkusenerin dann für ein paar Stunden in einem Geschäft.

Ehepaar Stilck aus Leverkusen, Eiserne Hochzeit

1940 feierte man Hochzeit, früher bekamen Paare schneller eine Wohnung, wenn sie verheiratet waren.

Einen großen Traum erfüllte sich das Ehepaar anlässlich des 40. Hochzeitstages: Eine Reise mit dem Postschiff bis hin zum Nordkap, das sie sogar bei Sonnenschein bestaunen durften. Und auch ansonsten sind es vor allem Reisen gewesen, die die beiden besonders in Erinnerung halten.

„Ich wüsste jetzt keins“ – das ist die Antwort von Franz Josef Stilck auf die Frage, ob die beiden irgendwelche Geheimnisse für ihre Ehe haben. Aber sie empfinden es als sehr hilfreich, dass sie alle Entscheidungen in ihrem Leben gemeinsam entschieden haben.

Mittlerweile haben sie mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen: Franz Josef Stilck erholt sich derzeit von einem langen Krankenhausaufenthalt, während seine Frau Jutta mit einem Augenleiden zu tun hat. Deshalb werden die beiden auch ihren Ehrentag erstmal nicht feiern. Aber „vielleicht im Herbst“, ergänzen sie. Nun feiern sie erstmal zu zweit und „hoffentlich rufen nicht so viele an“, ergänzt Jutta Stilck schmunzelnd.