EnergiewendeKommt in Leverkusen bald Solarstrom von den Hitdorfer Seen?

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Im Stöckenbergsee herrscht eigentlich Badeverbot. Er wäre insofern ein Kandidat für Solaranlagen.  

Leverkusen – Solarflöße auf Seen: Geht das? Grundsätzlich schon, und bei der Kölner Rhein-Energie ist man neuerdings überzeugt, dass sie ein gutes Vehikel sind, um die Energiewende in Fahrt zu bringen. Bei der EVL ist man noch skeptisch.

Der Kölner Versorger, dem auch die Hälfte der Energieversorgung Leverkusen gehört, will mit schwimmenden Solaranlagen nah an die Grenze rücken: Der von-Diergardt-See und der Baggersee am Grünen Kuhweg stehen auf einer Liste mit sechs Gewässern, auf denen solche Anlagen stationiert werden könnten.

Die Vorteile lägen auf der Hand, heißt es in einem Strategiepapier der Rhein-Energie zu Erneuerbaren Energien. „Keine Konflikte mit konkurrierender Flächennutzung an Land. Zuvor kaum genutzte, künstlich geschaffene Wasserflächen leisten einen wertvollen Beitrag zum Klima.“ Wie viel Solarflöße bringen könnten, hat der Versorger auch errechnet: Je nach Größe könne jede der sechs Anlagen 2500 bis 700 Haushalte komplett mit Solarstrom versorgen.

Sonne ist besser als Wind

Die bei der Rhein-Energie kursierende Idee hatte auch die CDU-Mittelstandsvereinigung elektrisiert. Deren Vorsitzender Peter Seven fordert von der Stadtverwaltung, die Nicht-Badeseen in Leverkusen checken zu lassen. Von Solaranlagen verspricht sich Seven mehr als von Windrädern, weil Sonnenkollektoren keinen Lärm erzeugen und das Landschaftsbild weniger beeinträchtigen. Auch im schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist von schwimmenden Solaranlagen die Rede.  

Mehr Fernwärme für Leverkusen

Rund 5000 Haushalte sowie viele öffentliche Bauten in der Stadt werden mit Fernwärme versorgt – und das System ist bei der sich abzeichnenden Gas-Knappheit, mindestens aber extrem steigenden Preisen sinnvoller denn je. Deshalb macht sich die CDU-Fraktion im Stadtrat dafür stark, das Leverkusener Fernwärmenetz auszubauen. Die Betreiber Avea und EVL sollen ein Konzept machen, die Stadtverwaltung nach Fördermitteln Ausschau halten.

Das System funktioniert so: An der Müllverbrennungsanlage der Avea in Küppersteg gibt es ein Heizkraftwerk, das mit der Abwärme aus dem Abfallofen betrieben wird. Dort wird die Wärme ins Netz der EVL eingespeist. Solange der Müllofen normal läuft, wird keine fossile Energie gebraucht. Deshalb ist Fernwärme von Gas oder Öl unabhängig, was sich im Preis niederschlägt. Allerdings muss die EVL für den Notfall Ersatz-Heizkraftwerke vorhalten, die im Einsatzfall mit Erdgas befeuert werden müssten. Diese Reserve fließt in die Kalkulation ein, weshalb auch Fernwärme-Kunden mit leicht steigenden Preisen rechnen müssen. (tk)  

Bei der EVL hat man sich die Solarflöße auch angeschaut. Sie seien „technisch ausgereift“, die Idee insofern umsetzbar. Dennoch sei eine erste Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit „eher negativ“, sagte am Dienstag EVL-Sprecher Stefan Kreidewolf auf Anfrage. Das liege zum einen an der geringen Größe der Seen und ihrer derzeitigen Nutzung. In Frage kommen nur einige der Hitdorfer Seen. Gerade dort kommt aus Sicht der EVL ein Hemmnis hinzu: Bei Solarstrom sei es wichtig, dass Erzeugung und Verbraucher nicht zu weit voneinander entfernt sind. Und „rund um die Seen in Hitdorf ist wenig Besiedlung und damit wenig Verbrauch".

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