Ex-FLK-Präsident zum abgesagten 11.11.„Dem Karneval an sich wird es nichts tun“

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Uwe Krause

Leverkusen – Uwe Krause arbeitete drei Jahrzehnte an vorderster Linie des offiziellen Leverkusener Karnevals. In diesem Sommer ist er vom Posten des Präsidenten zurückgetreten, weil die Mehrheit der Vereinsvorsitzenden im Festausschuss nicht mehr hinter ihm standen (wir berichteten). Thomas Lingenauber hat das Amt übernommen.

Herr Krause, der 11.11. steht vor der Tür, das ist Ihr erster Karneval seit Langem, den sie nicht als Festausschuss-Präsident arbeiten. Sie sind als Ober-Narr abgewählt worden. Und jetzt Corona. Wie geht es Ihnen?

Uwe Krause: Ich fühle mich wieder gut. Ich habe 16 Jahre als Präsident und 30 Jahre im Vorstand für den Leverkusener Karneval gearbeitet. Etwa 357 Tage im Jahr. Die Art und Weise, wie gegen mich agiert wurde, war daneben. Dass jetzt eigentlich alles ausfällt, ist furchtbar – das macht es mir aber leichter, durch die Session zu kommen. Am 11.11. werde ich zum Beispiel arbeiten.

Nach Goethe ist Karneval das Fest, das sich das Volk selbst gibt. Kann man das überhaupt absagen?

Nein, irgendwie wird man auch merken, dass Karneval ist. Nicht jetzt am 11.11., aber zu den fünf tollen Tagen. Ich kann mir vorstellen, dass sich irgendwelche kreativen Leute etwas Corona-konformes ausdenken, bei dem man sich nicht anstecken kann. Aber eher in Köln oder Düsseldorf als in Leverkusen.

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Was machen Sie selbst an den fünf Tagen?

Wir haben ein Wohnmobil und werden wohl wegfahren. Sonst blutet mir das Herz zu sehr.

Wird Corona dem Karneval langfristig schaden?

Glaube ich nicht. Einzelnen kleinen Gesellschaften schon, aber dem Karneval an sich wird es nichts tun. So wie nach den abgesagten Zügen im Golfkrieg. Im Jahr danach wurde es umso voller auf den Straßen.

Im Mittelalter wurde in Köln der Karneval mehrmals verboten. Das hat langfristig kaum Effekt gehabt. Die Gesellschaften müssen aber für die Zeit in eine Art Winterschlaf gehen.

Ja, stimmt. Eine Dauer-Fastenzeit.

Reine Partysitzungen fallen durch Corona auch aus.

Wenn man es so sieht: Stimmt. Nichts ist ja so schlecht, dass es nicht auch für irgendwas gut ist. Ich stehe ja immer an vorderster Front gegen den Ballermann-Partykarneval. Deshalb wurden Sie geschätzt, aber auch hart kritisiert. Manch einer hält Sie für eine Spaßbremse.

Karneval und Ballermann gehören einfach nicht zusammen. Ich habe dafür gestanden, die Leverkusener Traditionen zu erhalten und nicht aufzuweichen. Wir haben einen Prinzen und kein Dreigestirn. Auch Sommerkarneval gibt es für mich nicht. Meine Hoffnung: das mit den geistvolleren, so genannten Nostalgie-Sitzungen hat vor ein paar Jahren angefangen. Ich würde mir wünschen, dass solche Formen langfristig weiterentwickelt werden.

Das Gespräch führte Ralf Krieger

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