„Sehr schwierige Situation“Leverkusener Karnevalisten vor Corona-Sessions-Start

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Ob solche Bilder in der kommenden Session zu sehen sein werden? Eher unwahrscheinlich.

Ob solche Bilder in der kommenden Session zu sehen sein werden? Eher unwahrscheinlich.

Morgen beginnt die Session, die fünfte Jahreszeit: Uns steht ein legendärer 11.11. bevor. Doch der wird sich im Jahr 2020 nicht durch ausschweifendes Feiern auszeichnen. Diesmal wird es still. Es bleibt den Jecken nichts anderes übrig. In Köln wird mit der Kampagne #diesmalnicht geworben. „Am 11.11. tanze ich nicht“, sagt das Funkemariechen auf dem Plakat; dem Wirt werden die Worte „Am 11.11. öffne ich nicht“ in den Mund gelegt. „Weil es dein Leben schützt“.

Die große Interessengemeinschaft Gastro hatte bereits vor dem Teil-Shutdown sogar eine eindringliche Warnung der Gastronomen vor privaten Feiereien verbreitet. Es war von einem Elften im Elften die Rede, „der uns in epochale Schwierigkeiten bringen kann“. Die ganze Nation schaue aufs Rheinland und auf die Karnevalshochburgen, ob sie es schafften, sich zu benehmen.

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Karnevalisten rechnen mit Ausbleiben der ganzen Session

In Leverkusen brechen ebenfalls besondere Zeiten an. Auch wenn der Elfte im Elften nie der große karnevalistische Höhepunkt war und viele Feiernde an dem Tag nach Köln abgewandert sind, bleibt ein seltsames Gefühl.

Die Leverkusener Karnevalsvereine rechnen derzeit mit einem Ausbleiben der ganzen Session – zumindest in der Art, wie die Jecken sie gewohnt sind. Es gibt keine Prinzenproklamation, keine Züge, keinen Rathaussturm, keine Großveranstaltungen, mit denen die Gesellschaften sonst Geld einnehmen.

Rote Funken mit Jubiläum: „Das ist eine sehr schwierige Situation.“

Die Roten Funken Wiesdorf haben in diesem gedämpften Jahr 111. Geburtstag. „Wir haben noch keine hundertprozentige Idee, wie wir das machen wollen“, erzählt Sigi Kaschulla, der erste Vorsitzende der Funken. Vielleicht könne man mit einer kleinen Gruppe feiern, etwas per Beamer übertragen. Die Neuaufnahme der Funken könne hoffentlich in einem nichtöffentlichen Rahmen stattfinden. „Wir hängen ein bisschen in der Luft“, so Kaschulla mit bedrückter Stimme. „Das ist eine sehr schwierige Situation.“ Selbst im eigenen Vereinshaus, dem „Pulverfass“, könne man sich nicht mehr treffen, da Abstände und Lüftung für die Mitglieder nicht gewährleistet werden könnten.

Neuer Prinz

Der neue Prinz heißt Marijo I. (Klasic) von den Roten Funken, 48 Jahre alt und „ne Wiesdorfer Jung“. Er spielte schon in seiner Kindheit am Rheinufer, im Bayer Erholungspark und in der Wiesdorfer Altstadt: Heute hat er sich als selbstständiger Elektromeister in Leverkusen und Umgebung etabliert, stellt der Festausschuss Leverkusener Karneval ihn vor. Begleitet wird er von seinen Pagen Lena Klasic und Lena Brummert sowie den Adjutanten Michael Sternitzke und Jürgen Bergmann. Neu ist: Die Regentschaft des Prinzen dauert zwei Jahre. (aga)

Prinz Marijo mit Pagen

Prinz Marijo mit Pagen

„Alles ist auf den Nullpunkt runtergezogen“, bestätigt auch Christoph Marx. Der Präsident der Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Schlebusch geht diese Session sehr vorsichtig an. „Wir in Schlebusch sind sehr bedacht.“

Verzicht für die Gesundheit

Das Wichtigste sei doch, dass alle gesund durch die Pandemie kommen, befindet der Präsident. „Dann kann man mal ein Jahr verzichten. Das vertrete ich auch vor unserer Gesellschaft.“

Ein ruhiger 11.11. und aller Voraussicht nach eine zurückgenommene Session, darauf sollten sich die Jecken vorbereiten. Vielleicht sind nächstes Jahr zur Zeit des Straßenkarnevals auch Zusammenkünfte zu Hause mit der Familie oder mit ein, zwei Freunden möglich – so lässt es sich auch schön feiern. Getreu dem Motto der Karnevalsfreunde Manfort: „Uns kann nix de Fastelovend nemme.“ Der Geist des Karnevals bleibt auch in dieser schweren Zeit.

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