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StadtteilbibliothekenLange Debatte und ein emotionaler Abschied in Leverkusen

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Die Stadtteilbibliothek in Schlebusch

Die Stadtteilbibliothek in Schlebusch

Im letzten Bildungsausschuss der alten Legislatur verabschiedet sich Hans Klose mit emotionalen Worten.

Am Ende sind es die emotionalen Worte von Hans Klose, die einen zähen letzten Bildungsausschuss der alten Legislatur am Abend nach der Kommunalwahl doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss bringt. Nachdem der ebenfalls scheidende Vorsitzende Stefan Baake sich bereits verabschiedet und die Sitzung geschlossen hatte, meldete sich der 83-Jährige noch zu Wort. Das wird dem „Alterspräsidenten“, wie Baake sagt, natürlich noch erteilt.

„Ich danke Ihnen für das Streiten“, sagt Klose, der sich nach 55 Jahren im Leverkusener Stadtrat nicht mehr zur Wahl gestellt hatte. „Streiten gehört zur Demokratie. Und sie alle sind gute Demokraten.“ Das kann man auch als Anspielung auf die neue Ratszusammensetzung verstehen. Vor allem aber ist es eine ehrliche Huldigung an einen Ausschuss, der stets versucht, sich über Parteigrenzen hinweg in den Dienst der Sache zu stellen.

Debatte über Stadtteilbüchereien

Diese war am Montagabend vor allem: der Erhalt der Stadtteilbüchereien Schlebusch und Opladen. Zunächst hatte Benjamin Diese um Rederecht im Ausschuss gebeten. Der 37-jährige Vater von zwei Kindern hatte eine Online-Petition für den Erhalt gestartet, die bereits fast 4000 Stimmen erreicht hat.

Er betont vor allem die Bedeutung der Zweigstelle im Landrat-Lucas-Gymnasium, die, wie er aus eigenen Erfahrung weiß, auch von vielen Grundschulen der Umgebung genutzt wird. „Die Kinder bekommen in der ersten Klasse alle einen Ausweis und gehen gemeinsam dahin. Und dann gehen teilweise schon Zweit- und Drittklässler am Nachmittag alleine. Die fahren nicht alleine nach Wiesdorf“, betont Diese die Notwendigkeit der kurzen Wege zum Buch. Auch keiner Lehrkraft sei es zuzumuten, mit einer 30-köpfigen Klasse regelmäßig nach Wiesdorf zu fahren.

Hoffnung auf Ehrenamtler

Er bittet die Politiker um eine „Umdenken oder die Möglichkeit, sich mit uns an einen Tisch setzen und zu überlegen, wie wir diese Stadtteilbibliotheken erhalten können.“ Das tuen sie dann für mehr als eine Stunde. Die grundsätzliche Haltung ist klar: Alle würden das Angebot gerne behalten. Der Antrag von Opladen Plus, die geplante Einsparung komplett einzustampfen, findet am Ende dennoch keine Mehrheit. „Einfach so weiter machen wie bisher geht nicht“, bringt Valeska Hansen es auf den Punkt. Vielleicht sei hier nicht mehr die Kommune, sondern die Stadtgesellschaft gefragt, sich nicht nur mit Unterschriften, sondern auch mit ehrenamtlicher Arbeit für den Erhalt einzusetzen. 

In Schlebusch wird die Bibliothek im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium bereits größtenteils ehrenamtlich geführt. „Das kann funktionieren“, betont Silke Ratte, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. Ehrenamtler müssten mehr in die Berechnung einbezogen werden.

Dagegen hat auch Eva-Marie Urban nichts, allerdings sorgt die Leiterin der Stadtbücherei die personelle Situation schon jetzt. „Eigentlich habe ich einen Personalbedarf von 24 Vollzeitstellen, ich habe aktuell 21,5“, rechnet Urban vor. „Wenn jetzt in den nächsten Jahren vier bis sechs Personen in Rente gehen, was soll ich dann machen?“ Um eine halbe Vollzeitstelle zu ersetzen, brauche es zehn Ehrenamtliche, die ihr auch nicht gerade die Tür einrennen. Deswegen habe sie die Schließung der beiden Teilstandorte als ihren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung vorgeschlagen.

Deutlich mehr Besuch in Opladen, als in Schlebusch

Bei den Zahlen, die sie dem Ausschuss mitbringt, wird deutlich, dass Opladen deutlich stärker frequentiert wird als Schlebusch. Im vergangenen Jahr wurden hier 14.547 Ausleihende verzeichnet. Die Zahl bezieht sich auf Menschen, die bei ihrem Besuch etwas ausgeliehen haben, die Zahl der Medien wird dabei nicht erfasst. Auch Besucher, die zu Veranstaltungen oder zur Beratung gekommen sind, ohne etwas auszuleihen, werden nicht verzeichnet. „In Wiesdorf sind das noch einmal etwa so viele, wie Ausleihende“, sagt Urban. In Schlebusch liegt die Zahl mit 7469 Entleihern deutlich niedriger. Von den 330 Veranstaltungen, die Stadtbibliothek im vergangenen Jahr organisiert hat, haben 138 in Opladen und 30 in Schlebusch stattgefunden.

Claudia Schulte (Grüne) und Bernhard Marewski (CDU) machten deutlich, dass Bibliotheken nicht nur als Bücherregale verstanden werden dürfen, sondern als wichtige „dritte Orte“. Dabei handelt es sich neben dem „ersten Ort“ (Zuhause) und dem „zweiten Ort“ (Arbeitsplatz) um einen Ort der Gemeinschaft, an dem sich Menschen auf informelle Weise treffen, austauschen und entspannen können. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zu Bibliothek als wichtigen dritten Ort und müssen Frau Urban die Freiheiten geben, das umzusetzen“, fordert Marewski. Damit spricht er gewissermaßen gegen den Antrag seiner Partei, der vorsieht, die Standortschließung aus dem Haushaltssicherungskonzept zu nehmen, aber kein klares Bekenntnis zum Erhalt über 2028 hinaus abgibt. 

Letztendlich einigt sich dennoch eine Mehrheit auf den CDU-Antrag, die Maßnahme erst einmal aus dem HSK zu streichen und weitere Daten und Ideen zu sammeln. Dezernent Adomat kündigte dazu einen Bibliotheksentwicklungsplan für einen der kommenden Ausschüsse an. Der dann in neuer Besetzung tagen wird.