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Farbrausch am RheinHoli-Festival verwandelt Leverkusen in ein Meer aus Beats und Farben

3 min
Frau legt am DJ-Pult auf.

Bunt wie ein Regenbogen: Beim „Holi-Festival“ in Leverkusen tanzen viereinhalbtausend Besucher zu elektronischen Beats und hüllen den Neuland-Park stündlich in bunte Pulverwolken. DJane „2elements“ legte auch auf.

Das „Holi Festival of Colours“ taucht den Leverkusener Neuland-Park in leuchtende Farben. Wer hier tanzt, vergisst für Stunden die Welt.

„Endlich wieder Sommer“, so fühlt sich dieser Samstagmittag an. Und dann auch noch Festivalstimmung in Leverkusen. Die ersten weiß gekleideten Menschen kommen an – T-Shirts, Kleider, Sneaker, alles wirkt wie frisch aus der Waschmaschine. „Noch“, sagen Alina und Theresia aus Köln lachend, „in einer Stunde bin ich ein Regenbogen“. Schon von der blauen Brücke hört man den Puls des Basses aus der Sparkassen-Arena. Vor der Bühne sammeln sich die ersten Tanzenden, die Luft riecht nach Sonnencreme und Bratwurst. 

Im Hintergrund verkauft ein Stand die ersten Farbbeutel – Pink, Gelb, Grün, Blau – ordentlich gestapelt. Das Konzept wurde 2015 von Studenten ursprünglich aus Indien nach Berlin gebracht und dann für Leverkusen weiterentwickelt. Maismehl, Moorsalz und Lebensmittelfarbe ist in den Tütchen. „Komplett unbedenklich für Körper und Umwelt“, so die Macher. Neuland-Park-Chef Armin Kühler beschreibt die Stimmung: „Wie ein großer Kindergeburtstag.“

Neuland-Park: Der erste Farbcountdown – und alles verschwimmt

„Cuebrick“ übernimmt die Regler. Der Progressive-House-DJ aus Stuttgart, der schon auf Festivals wie „Nature One“, „Electric Love“ oder „Mayday“ gespielt hat, weiß, wie man einen Tag wie diesen auflädt. Seine Tracks sind energiegeladen, mit breiten, aufsteigenden Melodien und Drops, die wie Wellen durch die Menge rollen. Er mixt eigene Produktionen wie „United“ oder „Safe“ mit Remixen bekannter EDM-Hymnen. „Bereit für den nächsten Countdown?“, ruft er ins Mikrofon und sofort schnellen Hände in die Höhe. Im Takt klatscht die Menge, einige hüpfen.

Zwei feiernde Frauen

Alina (23) und Theresia (26) sind aus Köln in den Neuland-Park gekommen.

„Drei… zwei… eins!“ – und der Himmel explodiert. Dichte Wolken aus Farbpulver steigen auf, hüllen alles ein und für ein paar Sekunden ist die Welt nur noch ein waberndes Gemisch aus Pink, Gelb, Türkis und Violett. Ein Mädchen lacht so heftig, dass ihr Farbpulver aus der Hand fliegt. „Das ist wie Silvester, nur besser“, ruft ihr Freund und taucht beide Hände in die Farbwolke vor sich. Der Bass setzt wieder ein, „2elements“ droppt eine neue Nummer und die Menge springt, als hätte jemand eine unsichtbare Feder gespannt.

„2elements“ bringt House mit internationalem Herzschlag nach Leverkusen

Nachmittags übernimmt neben weiteren DJs „2elements“, eine der erfolgreichsten deutschen DJanes im internationalen House-Zirkus. Sie hat auf Ibiza im „Space“ aufgelegt, in Miami im „Nikki Beach“. Ihr Set ist treibend, verspielt, geprägt von warmen Bässen und Vocal-Samples, die die Menge mitsingen lässt. „Ich will euch tanzen sehen – alle, bis da hinten“, ruft sie. Vor der Bühne wirbelt der Staub, der mit den Farbresten in der Luft tanzt.

Feiernde Menschen

Jede Stunde ein Farbrausch

Wer sich vom Trubel lösen will, zieht sich auf die Rasenflächen unter den Bäumen zurück. Es gibt eine Wasserfontäne zur Abkühlung bei den 29 Grad Celsius. Ein Mann lehnt an einem Baum und nickt lächelnd im Takt. „Ich bin wegen meiner Tochter hier“, sagt er, „aber ich bleib' bis zum Ende – das ist ansteckend.“ 80 Prozent der 4.400 Gäste sind weiblich, im Schnitt im Alter zwischen 16 bis 25 Jahren. Jede volle Stunde zieht es aber alle wieder zurück zur Bühne, denn der „Big Throw“ ist das Herz des Festivals. Egal, wie bunt man schon ist, der nächste Wurf macht alles noch ein bisschen intensiver. Und jedes Mal ist der Moment vor dem Countdown der gleiche: gespannte Gesichter, erhobene Hände, ein kollektives Einatmen – und dann die Explosion. Die Sonne steht tief, der letzte Wurf steht an. „Ich hab keinen Millimeter Stoff mehr, der weiß ist“, sagt Familie Unger lachend, „und genau das wollten wir.“