Grüne LeverkusenSo verlief die Abwahl von Roswitha Arnold nach 24 Jahren als Vorsitzende

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Kurt-Lorenz-Preis an Johanna Gastdorf, Jan-Gregor Kremp . Roswitha Arnold  Foto: Ralf Krieger

Roswitha Arnold muss den Fraktionsvorsitz abgeben.

Eine Ära geht zu Ende. Roswitha Arnold unterliegt in einer Kampfkandidatur um den Fraktionsvorsitz ihrer bisherigen Stellvertreterin Claudia Wiese. 

Roswitha Arnold muss den Fraktionsvorsitz bei den Grünen nach fast 24 Jahren abgeben, die Fraktion machte am Mittwochabend ihre bisherige Stellvertreterin Claudia Wiese zur neuen Chefin. Arnold soll auf der Sitzung schließlich angekündigt haben, dass sie sich bei der nächsten Stadtratswahl gar nicht mehr aufstellen lassen will. Das sagten Parteifreunde und Parteifreundinnen übereinstimmend, die bei der Wahl anwesend waren.

Verabredet war in der Fraktion, dass nach der Hälfte der Wahlperiode eine neue Fraktions-Chefinnen-Wahl stattfinden sollte. Die Niederlage am Mittwoch fiel mit fünf zu vier Stimmen gegen Arnold zwar knapp aus. Trotzdem sagen Parteifreunde, dass die Wahl eine Klatsche für die seit fast 24 Jahren amtierende Vorsitzende sei: nachdem sie die Abstimmung zur Vorsitzenden verloren hatte, wurde sie nur denkbar knapp mit fünf zu vier Stimmen als Stellvertreterin bestätigt. Sie musste sich erneut einer Kampfabstimmung stellen: Gegen sie war das neue Ratsmitglied David Dettinger angetreten, er ist ein junger Grünen-Nachrücker im Rat.

Claudia Wiese in Gondel, Wiesdorf. Foto: Ralf Krieger

Im Wahlkampf 2022 ließ sich Claudia Wiese in einer Gondel durch die City fahren.

Wahlberechtigt waren die neun Ratsmitglieder der Grünen, die die Fraktion bilden. Die Sitzung steht aber grundsätzlich allen Mitgliedern der Grünen offen. Anwesend sollen 15–20 Personen gewesen sein. Im Vorfeld soll viel telefoniert worden sein, Arnold soll Druck auf Mitglieder ausgeübt haben, damit sie sie nochmal als Chefin wählen, so die übereinstimmenden Berichte. Trotzdem sagte sie am Donnerstag am Telefon, das Ergebnis, nach einer so langen Zeit den Staffelstab zu übergeben, gehe absolut in Ordnung: „Ich bin nicht enttäuscht, ich wusste ja vorher, wie die Wahl ausgeht!“ und „ich habe über viele Jahre eine tolle Arbeit geleistet – natürlich nicht alleine.“ Sie gehe auch ein Stück weit demütig, weil es eine Ehre gewesen sei, sich einbringen zu können.

Das war überfällig. Sie hat zu viel für sich behalten
Ein Grüner über den Machtwechsel

„Das war überfällig!“, sagt ein Grüner. Den Führungsstil von Roswitha Arnold bezeichnete ein Insider so: Sie sei eine Herrscherin; nicht alle in der Fraktion seien von ihr mit den nötigen Informationen versorgt worden: „Sie hat zu viel für sich behalten.“

Die Nachfolgerin Wiese soll gesagt haben, dass sie die Verantwortung künftig besser verteilen wolle.

Als Fraktionsvorsitzende für fast ein viertel Jahrhundert prägte Roswitha Arnold die Politik der Leverkusener Grünen quasi aus einer Perspektive, die gemeinhin als „realpolitisch“ bezeichnet wird. Umweltschützern und Naturschutzverbänden war das oft zu wenig; die Bürgerinitiativen, die „Ursuppe“, aus der die Grünen im vorigen Jahrhundert entstanden sind, erlebten erneut einen Aufschwung, weil sich viele nicht mehr ausreichend von der grünen Leverkusener Politik vertreten sahen.

Claudia Wiese, die bisherige Stellvertreterin, ist eine gelernte Historikerin und Journalistin, die früher zum Beispiel im WDR-Hörfunk moderiert hat. Sie betreibt heute gemeinsam mit ihrem Mann ein Yoga-Studio in Schlebusch, aber nur noch nebenberuflich. Ihre Hauptaufgabe ist die Leitung des Wahlkreisbüros der grünen Leverkusener Bundestagsabgeordneten Nyke Slawik. Sie selbst will sich nicht zu der Wahl äußern, sie verweist auf eine Pressemitteilung, in der sie schreibt: „Demokratie bedeutet Wandel. Und die Fraktionsarbeit ist sowieso ein Mannschaftssport“.

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