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InklusionLeverkusener Krankenkasse machte beim Aktionstag „Schichtwechsel“ mit

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Menschen stehen auf dem Hof eines Betriebes mit Schildern in der Hand.

Die an dem Austausch beteiligte Gruppe zusammen mit den Mitarbeitern der Pronova BKK

Mitarbeitende der Pronova BKK und der Lebenshilfe-Werkstätten tauschten beim Aktionstag „Schichtwechsel“ ihre Arbeitsplätze.

Am Donnerstag haben die Pronova BKK und die Lebenshilfe-Werkstätten Leverkusen/Rhein-Berg erstmals am bundesweiten Aktionstag „Schichtenwechsel“ teilgenommen. Für einen Tag wechselten Beschäftige beider Einrichtungen die Arbeitswelt – mit viel Neugier, Offenheit und guter Stimmung. Ziel war es, Barrieren abzubauen und Inklusion praktisch erfahrbar zu machen.

Arbeitsplatztausch mit Symbolkraft

Fünf Mitarbeitende der Pronova BKK schlüpften in die Rolle von Produktionsmitarbeitern der Lebenshilfe-Werkstätten. Parallel dazu arbeiten zehn Werkstattbeschäftigte bei der Krankenkasse – etwa am Empfang, in der Poststelle oder in der IT. „Der ‚Schichtwechsel‘ zeigt, was Werkstätten so können“, sagte Achim Czech, Produktionsleiter der Lebenshilfe-Werkstätten, im Gespräch.

In der Werkstatt war deutlich zu spüren, dass es nicht nur um einen formalen Austausch ging. Czech erklärte: „Hier in der Gruppe wollen wir zeigen, dass in Behindertenwerkstätten nicht nur drei Schrauben in die Tüte gepackt werden können, sondern dass wir auch für die Industrie tätig sein können.“ Er führte durch die Produktionsschritte an der Ultraschallschweißmaschinen: „Im ersten Gang werden die Deckel bestückt, im zweiten Gang werden sie verschweißt, und im dritten Schritt zu vorgegebenen Stückmengen in Tüten gepackt.“

Gemeinsam lachen und voneinander lernen

Die Stimmung in den Gruppen war gelöst und herzlich. Immer wieder wurde gemeinsam gelacht, viele Beschäftigte nutzten die Gelegenheit, ihre Arbeit zu erklären und die Pronova-Gäste selbst anpacken zu lassen. Czech betonte, wie wichtig solche Begegnungen seien: „Was oft untergeht oder gar nicht bekannt ist: Eine der Hauptaufgaben für Werkstätten ist, die Beschäftigten auch auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen.“

Drei Menschen arbeiten zusammen und lachen dabei.

Es wird viel gelacht. Zu sehen sind eine Mitarbeiterin (l.) und ein Mitarbeiter (r.) von der Pronova BKK und eine Produktionsarbeiterin der Lebenshilfe-Werkstätten.

Auch bei der Pronova BKK sieht man den Tag als wichtigen Impuls. „Wir freuen uns sehr beim ‚Schichtwechsel‘ dabei zu sein und möchten damit ein deutliches Zeichen für Inklusion setzen. Denn diese zeigt sich nicht nur in Worten, sondern auch vor allem in echten Begegnungen und gelebter Haltung“, erklärte Vorstand Lutz Kaiser in einer Mitteilung. Schon heute liege der Anteil von Beschäftigten mit Beeinträchtigungen bei der Krankenkasse bei zehn Prozent – doppelt so hoch wie gesetzlich vorgeschrieben.

Chancen für ersten Arbeitsmarkt

Czech machte deutlich, dass es nicht nur um praktische Einblicke gehe, sondern auch um langfristige Perspektiven: „Da ist jemand weiterhin bei der Werkstatt beschäftigt, geht aber quasi wie als Praktikant in eine Firma und arbeitet dort mit. Mit dem Fernziel natürlich, einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zu bekommen.“ Zugleich verwies er auf die Schwierigkeiten: Es würde immer schwieriger für Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen werden, einfach Tätigkeiten zu finden, da durch moderne Maschinerie und Künstliche Intelligenz immer mehr einfache Arbeitsplätze wegfallen.

Auch für die Lebenshilfe-Werkstätten war die Premiere in Leverkusen ein wichtiger Schritt. „Wir machen als Träger dieses Jahr zum ersten Mal bei dem bundesweiten Aktionstag mit und freuen uns, mit der Pronova BKK direkt eine solch prominente, aber auch engagierte Partnerin gefunden zu haben“, sagte Geschäftsführer Alexander Marasch in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Teilnehmer.

Nachhaltige Wirkung erwünscht

Czech hofft, dass aus dem Aktionstag langfristige Kooperationen entstehen: „Es wäre schön, wenn einfach noch ein paar Unternehmen auf uns aufmerksam würden. Vielleicht springt ein Praktikum heraus oder der eine oder andere Auftrag.“ Gleichzeitig betonte er, dass Sichtbarkeit wichtig sei: „Oft fehlt das Feedback, dass unsere Leute einfach jeden Tag gute Leistungen bringen.“

Für alle Beteiligten war der „Schichtwechsel“ ein Tag voller neuer Eindrücke. Vor allem die Lebenshilfe-Werkstätten hoffen nun, dass aus dem einmaligen Perspektivwechsel dauerhafte Kontakte entstehen – und dass der Austausch nicht bei einem Tag bleibt.