Jazztage Leverkusen44. Auflage bot Musik „so üppig wie nie“

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Candy Dulfer und die „Jazzbois“ traten auf den Leverkusener Jazztagen auf

Candy Dulfer und die „Jazzbois“ traten auf den Leverkusener Jazztagen auf.

Veranstalter Fabian Stiens ist sehr zufrieden mit den 44. Jazztagen. Für die 45. Auflage wünscht er sich mehr Hilfe von der Stadt.

Die 44. Leverkusener Jazztage sind vorbei – und Veranstalter Fabian Stiens blickt zufrieden auf ein Festival zurück, das üppig wie nie war: 37 Konzerte an der Spielstätten und über 18 Tage hinweg. Und das er selbst als „so abwechslungsreich wie nie“ bezeichnet: „Wir hatten puren Jazz etwa mit Abdullah Ibrahim. Bluesrock mit Beth Hart. Soul-Funk mit Jan Delay. Und sogar Musik für Kinder mit dem Auftritt von Dikka im Forum.“ Das ist mehr als ordentlich und ein Fingerzeig für die Zukunft, in der Fabian Stiens diesen Festival-Umgang gerne beibehalten will. Schließlich seien die Leverkusener Jazztage „eine Marke überall in der Welt“. Er werde häufig von anderen Veranstaltern um Rat gefragt und nicht selten auch beneidet um das, was in Leverkusen rund um dieses Festival möglich sei.

Konstantin Wecker sang auf den Leverkusener Jazztagen.

Konstantin Wecker sang auf den Leverkusener Jazztagen von seinen Utopien.

Zum einen knapp 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauer bei knapp einem Dutzend ausverkauften und vielen sehr gut besuchten Shows. Das seien zwar weniger als im vergangenen Jahr, wo die 40.000er-Grenze geknackt worden war. Indes: „Das war auch das erste Jahr nach Corona. Da hatten wir viele durch die Pandemie verschobene Konzerte quasi zwei Jahre lang im Vorverkauf.“

Beth Harts Auftritt ist ein Hit bei Youtube

Zum anderen diese Zusammenarbeit mit dem WDR, der an neun Tagen die Auftritte von 25 Bands, Künstlerinnen und Künstlern aufgezeichnet und im Internet gestreamt habe. Allein das Video von Beth Hart im Forum wurde bis heute knapp 300.000 Mal bei Youtube geklickt.

A propos Beth Hart: Ihr Auftritt war der letzte der US-Amerikanerin überhaupt in diesem Jahr. Sämtliche Tour-Termine im Anschluss wurden wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt. Und 2024 kommt sie dann zurück, um in den ganz großen Hallen zu spielen – unter anderem der Lanxess-Arena in Köln. Sprich: Bei den Jazztagen war sie womöglich zum vorläufig letzten Mal vorm Durchstarten in Clubatmosphäre zu sehen.

Für das kommende Jahr hat Fabian Stiens auch schon einige Künstlerinnen und Künstler gebucht, für deren Auftritte der Kartenvorverkauf bald losgehen soll: Unter anderem kommen Jan Garbarek, Nils Landgren und die Funk Unit, Wolfgang Haffner und „Il Civetto“ nach Leverkusen – letztere sind eine junge Band aus Berlin, die Swing, Folk und Balkanmusik vereint und zuletzt durch eine Kollaboration mit der genregleichen Institution „Bukahara“ populär wurde.

Stiens sieht Stadt bei Finanzierung der Jazztage am Zug

Die dann auf dem Plan stehenden 45. Jazztage sind dann Fabian Stiens‘ neuntes Festival. „Und bis 50 will ich es auf jeden Fall schaffen“, sagt er lachend. Dabei hoffe er übrigens auf ein wenig mehr Wertschätzung seitens der Stadt, die „ein Festival, das immerhin „Leverkusen“ im Namen trägt“ nicht immer so berücksichtige, wie es seiner Meinung nach und dem internationalen Stellenwert des Konzertreigens nach zu urteilen sein sollte.

Sticker, Aufkleber, Bodenaufkleber Leverkusener Jazztage in der City Wiesdorf.

Auch mit Bodenaufklebern in der Fußgängerzone wurde für die Leverkusener Jazztage geworben.

Bestes Beispiel: Bis zur Gütergleisverlegung in der Neuen Bahnstadt habe die Stadt immer einen nicht kleinen Anteil zu den Jazztagen beigesteuert. Dann wurden dem Kulturetat zur Finanzierung der Verlegung über Jahre hinweg eine Million entnommen. Sponsoren sollten das Defizit für die Institutionen, die das Kulturgeld eigentlich erhalten sollten, übernehmen. Dieser Plan des ehemaligen Oberbürgermeisters Reinhard Buchhorn indes scheiterte. „Wir bekamen nur einen Bruchteil.“

Ohne die Bayer-Kultur als Partner sähe es nicht so gut aus
Jazztage-Organisator Fabian Stiens

Und selbst diese Zahlungen wurden zuletzt – nach Ablauf der Frist dieser von der Kommunalpolitik getroffenen Entscheidung und Umfinanzierung – eingestellt. Ohne einen Partner wie die vor zwei Jahren bei den Jazztagen eingestiegene Bayer-Kultur, sähe es „nicht so gut aus“, sagt Fabian Stiens. Nicht zuletzt, weil die Kosten für Gagen, Reisen und Verpflegung der Künstlerinnen und Künstler stetig stiegen. „Ich hoffe letztlich, dass sich diesbezüglich – und auch nach der Umstrukturierung der Kultur ab Januar – etwas tut.“

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