Kult-Disco in WiesdorfNeues Leben für das „Shadow” ab März

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Claudia Schreiber Ende April 2018: das Shadow ist abgebrannt.

  • Im April 2018 löste ein defekter Küchlschrank einen verheerenden Brand im „Shadow” aus.
  • Die Kult-Disco wurde völlig zerstört.
  • Neben ihrem Job als Geschäftsfüherin einer galvanofachfirma machte sich Betreiberin Claudia Schreiber an den Wiederaufbau.
  • In diesem Jahr verlor die Chefin des „Shadow” ihren Mann, den „Vater des Shadow”.
  • Claudia Schreiber gibt nicht auf – mit der Party „Reincarnation“ soll der Startschuss für die Zukunft fallen.

Leverkusen-Wiesdorf – Claudia Schreiber ist eine tapfere Frau. Erst verlor die 46-Jährige Leverkusenerin ihre Kult-Disco „Shadow“ durch ein Feuer, dann ihren Mann Ralf nach 25 Jahren Liebe. Aber ans Aufgeben denkt sie nicht. Nie. Am 1. März wird der Szene-Club in Wiesdorf wieder eröffnen. „Reincarnation“ nennt sie die erste Party – Wiedergeburt. Nach einem Jahr Kampf gegen Feuer und Trauer.

Das weiße Licht der Industriestrahler fällt auf schwarze Backsteine. Lüftungsrohre und Kabelschächte blitzen silbern entlang der dunklen Wand. Vor wenigen Tagen ist der Bodenbelag für die Tanzfläche geliefert worden. Noch ist er als große Rolle in Plastik verpackt.

Vieles im neuen „Shadow“ ist noch eine Baustelle. Die Theke ist noch nicht da, nur vier Hocker stehen dort, wo bald Gäste Getränke bestellen werden. Es riecht nicht mehr nach Brand und Rauch, sondern nach frischer Farbe. Schreiber sitzt auf einem der Möbelstücke. Und lächelt.

Fast 18 Jahre lang war die Disco eine bekannte Anlaufstelle für Fans der Rock-, Alternative- und Gothic-Szene. Eine Institution. Die dominante Farbe ist auch jetzt wieder schwarz. So wie es 18 Jahre lang war, bevor ein defekter Kühlschrank im April einen Brand verursachte. Totalschaden, Brandstiftung ausgeschlossen, lautete das ernüchternde Urteil der Untersuchung. Für Schreiber und ihre Helfer folgte auf den Schock viel Arbeit. „Allein das Entkernen dauerte drei Monate, bevor wir überhaupt an den Wiederaufbau denken konnten“, sagt sie.

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Ruß und Flammen hatten die Disco vernichtet – aber nicht Schreibers Ehrgeiz. Gut zehn Monate nach dem Feuer, ist das „Shadow“ fast wiederbelebt. Selbst wenn die Liste der Aufgaben noch lang ist: „Schallisolierung, Dekoration, Tanzfläche, Bar, Toiletten, Technik – es gibt viel zu tun“, sagt Schreiber.

Doch sie beschwert sich nicht, sie packt die Probleme an. Das muss sie auch, wenn es mit der Disco weitergehen soll: „Ich habe ein Jahr Zeit nach dem Schaden, um wieder zu öffnen, sonst verliere ich die Konzession“, erklärt die Betreiberin.

Es scheint, als organisiere sie alles gleichzeitig. Wenn sie von den Plänen erzählt, dann erweckt sie dein Eindruck, dass im „Shadow“ die Gäste längst wieder tanzten. „Und hier kommt ein altes Kirchenfenster hin, das ich ersteigert habe“, sagt sie beim Rundgang. Dann zeigt sie auf eine Empore: „Dort drüben steht dann das neue DJ-Pult.“

Bis der Club nun vor der Wiedereröffnung steht, war es ein langer Weg. Besonders schwierig wurde er für Schreiber, als Ende Dezember ihr Mann Ralf Nesch mit 63 Jahren an Krebs starb. Er war der „Vater des Shadow“, hatte ein Ohr für Besucher, teilte Geschichten und Momente mit vielen Gästen und kannte fast jeden beim Namen. Das neue „Shadow“ soll auch für ihn sein. Schreiber nennt es „einen Platz der Erinnerung“. Noch im Oktober hatten sie geheiratet. Heimlich.

Dankbar für den Seelenverwandten

„Natürlich trauere ich auch viel“, sagt sie, „doch ich war 25 Jahre mit meinem Seelenverwandten zusammen. Dafür kann ich nur dankbar sein.“ Die Beerdigung nannten die Trauernden „den letzten Tanz“. Es gab Musik und „seine Lieblingsgetränke Energy, Afri-Cola und Sambuca“, erzählt Schreiber. Auch jetzt, mitten in der Hektik der Renovierung, stehen vor dem Eingang ruhig drei Grabkerzen.

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Claudia Schreiber gibt nicht auf. Im März soll das Shadow wieder öffnen.

„Am Krankenbett hatte ich viel Zeit zum Nachdenken wie es mit dem Shadow weitergehen kann“, sagt Schreiber. Freunde und Gäste haben sie zum Weitermachen ermutigt. Auch einige Mitarbeiter hätten mitangepackt. „Andere sind aber gegangen. Mir ist es lieber so. Ich brauche Anpacker, Menschen, die mit Herzblut bei der Sache sind“, sagt sie. Ganz wie sie selbst.

Morgens Büro, abends Baustelle

Die Wiedereröffnung ist für Schreiber sicher. Sie macht weiter, auch wenn es viel ist. Nebenbei führt sie als Geschäftsführerin noch die Galvanofachfirma Chemisol in Wermelskirchen. Morgens Büro, abends Baustelle, so geht das seit Monaten. Für ihre Zukunft, das „Shadow“, für ihren Ralf.

Sie sitzt auf dem Hocker, dort wo bald eine Bar stehen wird, und sagt mit einem Lächeln: „Was bleibt mir anderes übrig, als tapfer zu sein?“

Die erste Party im wiedereröffneten „Shadow“ findet an zwei Tagen statt am Freitag, 1. März, und Samstag, 2. März. Typisch für den Club gibt es Dark, Rock, Alternative und Gothic, der Eintritt kostet 10 Euro.

Am 23. April findet außerdem eine Erinnerungsparty für Ralf Nesch statt. Er wäre an diesem Tag 64 Jahre alt geworden, Eintritt frei. www.shadow-lev.de

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