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Lise-Meitner-GymnasiumAnbau an Leverkusener Schule wird pünktlich fertig und kostet nicht mehr

4 min
Baustelle an Schulgebäude

Noch ist einiges zu tun, aber in vier Wochen soll der Neubau des Lise-Meitner-Gymnasiums pünktlich zum Schulstart bezogen werden.

Ein Generalunternehmer hat die schnelle Umsetzung möglich gemacht - 21 Klassenräume sind nach den Ferien bezugsbereit.

Wie Schulen am schnellsten und effizientesten gebaut werden können, ist ein großes politisches Thema in der Stadt. Ein Beispiel für einen Bau, der sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen geblieben ist, präsentierte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit Stolz: den Erweiterungsbau am Lise-Meitner-Gymnasium. 

Das Wiesdorfer Gymnasium ist eigentlich fünfzügig, im kommenden Schuljahr wird zum dritten Mal sogar ein sechster Zug eröffnet. Dazu kommt die Rückkehr zu G9, wodurch ab dem Schuljahr 2026/27 ein zusätzlicher Jahrgang an der Schule Platz finden muss. Und zu guter Letzt die Tatsache, dass seit knapp zehn Jahren 13 Klassen in Containern unterrichtet wurden, die ihre Lebensdauer auch überschritten haben. Gründe genug für einen Erweiterungsbau.

Klassenraum

Marc Adomat und Caroline Maus in einem Klassenraum mit Sichtfenster zur „Lerninsel“

21 Klassen können in dem neuen, dreigeschossigen Bau unterkommen, der über einen Verbindungsgang im Erdgeschoss an das Bestandsgebäude angeschlossen ist. In der Mitte zwischen den Räumen gibt es jeweils eine Art Atrium, in dem einmal Sitzgruppen und Stehtische platziert werden, „Lerninseln“, nennt die Stadt das. Hier kann in Kleingruppen außerhalb des Klassenraums gelernt werden. „Endlich passen sich die Räume mal an die pädagogischen Bedürfnisse an“, freut sich Caroline Maus, Leiterin des Fachbereichs Schulen. „Bisher ist es ja häufig so, dass Lehrer schauen müssen, was sie unter den Gegebenheiten machen können.“ 

Vorsorge für Amok-Fall

Möglich ist das, weil es aus jedem Klassenzimmer eine Fensterscheibe mit Sicht auf den Innenraum gibt. „Das ist wichtig für den Brandschutz“, erklärt die städtische Projektleiterin Astrid Burghard. „Im Notfall muss die Lehrerin oder der Lehrer alle Kinder im Blick haben.“ Auch für einen anderen Notfall ist vorgesorgt: Die Fenster sind mit Jalousien bestückt, die über einen Alarmknopf zentral blickdicht verschlossen werden können. „Das würde im Fall eines Amoklaufes passieren, um die Kinder in den Klassenräumen zu schützen“, sagt Burghard. 

Menschen vor Lüftungsanlage

Andrea Pesch (M.) erklärt den Schulvertretern Manuel Müller (links) und Vera Milles sowie Caroline Maus und Marc Adomat (rechts) die Lüftungsanlage auf dem Dach.

Über die neuen Möglichkeiten freut sich auch Lehrerin Vera Milles. „Wir nutzen für Differenzierung schon manchmal Tische, die draußen vor unserem Klassenzimmer stehen, aber da haben wir dann das Problem, dass wir möglicherweise andere stören.“ Und auch mit der vorgeschriebenen Sicht auf alle Schüler ist das schwierig. „Wir haben hier sehr eng mit der Schulgemeinschaft und der Gebäudewirtschaft zusammengearbeitet“, betont Maus. Sie freue sich, dass in Leverkusen die pädagogischen Ansprüche im Baubereich so gut Gehör finden. „Das ist in anderen Kommunen nicht so.“

Wärme- und Kühlanlage

Moderne Technik ist in einem Neubau selbstverständlich: Eine gigantische zentrale raumlufttechnische Anlage thront unter einer Einhausung auf dem Dach des Neubaus. Sie sorgt sowohl für Wärmerückgewinnung, als auch für Kühlung. „Kein Hitzefrei für die Fünfer und Sechser“, scherzt der Stellvertretende Schulleiter Manuel Müller. Denn die jüngsten Jahrgänge sollen als Erste im Neubau unterkommen. Das restliche Dach wird begrünt, für eine Photovoltaik-Anlage war die verbliebene Fläche nicht effizient genug. „Das machen wir jetzt auf die Sporthalle“, kündigt Andrea Pesch an.

Begrüntes Dach

Dachbegrünung statt Photovoltaik – die soll auf die Turnhalle gebaut werden.

Noch stehen einige Baugitter in den Treppenhäusern, auch die Möbel fehlen noch. Aber alle sind zuversichtlich, dass zum Schulstart am 27. August alles bereit ist. Nur die Fertigstellung der Außenlagen werde noch bis zum Frühjahr dauern, das sei für die Gebäudenutzung aber kein Problem.

Rund 18 Millionen Euro hat der Bau gekostet, „aktuell liegen wir sogar noch ein klein bisschen unter der Kalkulation“, sagt Pesch, die Endabrechnung stehe aber noch aus. 2,5 Millionen davon trägt das Land im Rahmen des G-9-Ausbaus.

Generalunternehmer schneller als Einzelvergabe

Und wie ging das nun, im Zeitplan und Kostenrahmen? „Ganz einfach: Wir hatten einen sehr guten Generalunternehmer, der das für uns gebaut hat“, sagt Pesch. Zwischenzeitlich hatten zwei beteiligte Unternehmen Insolvenz angemeldet. Hier ist der Generalunternehmer in der Pflicht, sich um Ersatz zu kümmern. Für diese Leistung zahlt die Stadt als Auftraggeberin einen Aufschlag bei der Vergabe, ist dafür aber auf der sicheren Seite. „Das hat alles sehr gut geklappt“, lobt Pesch.

Dass es so auch schneller geht, kann man gut sehen, wenn man zum Schlebuscher Freiherr-vom-Stein-Gymnasium schaut. Auch hier entsteht derzeit ein Anbau, ebenfalls wegen der G-9-Erweiterung und als Ersatz für Container. Der Anbau wurde zu einer ähnlichen Zeit geplant und ist deutlich kleiner, dennoch befindet er sich noch im Rohbau, weit von der Fertigstellung entfernt.

Hier plant die Stadt mit Einzelvergabe aller Gewerke. „Das sind 40 bis 50 europaweite Ausschreibungen, die man machen muss“, erklärt Baudezernentin Andrea Deppe. „Das ist für uns natürlich deutlich mehr Arbeit.“ Und dauert länger. Dennoch könne man nicht alles einfach an Generalunternehmer vergeben: „Die Einzelausschreibung ist der Regelfall. Wenn man es anders machen will, muss man das rechtlich gut begründen.“ Das sei im Falle des Lise-Meitner-Gymnasiums gelungen. Zum Glück für die Schülerinnen und Schüler.