Wer an der oberen Lützenkirchener Straße zu Hause ist, ist Kummer gewohnt, seit die Stadt dort vor zwei Jahren den Kanal erneuern ließ.
Schlechter ZustandAnwohner der Lützenkirchener Straße warten seit Jahren auf eine neue Asphaltdecke

Ein Container-Transporter fährt die Lützenkirchener Straße hinunter.
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Ortstermin in der Lützenkirchener Straße: Barbara L., die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sitzt mit ihrem Besuch am Wohnzimmertisch ihres Hauses im ersten Obergeschoss. Das Zimmer geht zur Straße raus. Ein Bus fährt am Haus vorbei und versetzt den Tisch deutlich spürbar in Vibrationen. Das sei aber doch gar nichts, winken Frau L. und ihr Nachbar Bernhard Geuß ab. Die Quettingerin, die seit mehr als 50 Jahren an der Straße lebt, spricht im Gegenteil von „Erschütterungen wie bei einem Erdbeben“, ausgelöst von vorbeifahrendem Schwerlastverkehr.
Und Geuß pflichtet ihr bei. Er wohnt ein paar Häuser weiter die Straße hinauf: „Wenn ich morgens um 8 Uhr frühstücke, dann detoniert mein Haus.“ Das hört sich für Unbeteiligte, sagen wir mal, sehr farbig geschildert an, doch Geuß und seiner Nachbarin ist bei ihren Beschreibungen nicht zum Lachen zumute. Im Gegenteil.
Alles habe begonnen, als die Energieversorgung Leverkusen und die Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) vor zwei Jahren Frischwasserleitungen und Abwasserkanäle in der Straße auf dem Abschnitt zwischen Hummelweg und Auf der Ohmer bis April 2023 erneuerten. Die insgesamt 16-monatigen Bauarbeiten hatten die Nerven der Anwohner im gesamten Viertel bereits arg strapaziert.
Nach Abschluss der Arbeiten stellten Bauarbeiter die Asphaltdecke auf dem Abschnitt wieder her. Aber eben aus Sicht der beiden sehr mangelhaft. Geuß spricht von„ Flickwerk, das uns hier zugemutet wird, mit welliger Oberfläche“. Es sei ihm ein Rätsel, wie die TBL diese nicht nur aus seiner Sicht schlechte Asphaltierung habe abnehmen können. Die Folge seien eben diese heftig in den anliegenden Wohngebäuden ankommenden Vibrationen, ausgelöst von Schwerlastwagen. Von deren tonnenschwerer Last gehen auf dem mangelhaften Straßenbelag Stoßwellen aus, die bis in die Gebäude hinein heftig zu spüren sind. Und nicht nur das: Auch von Rissbildungen in den Wänden der Häuser ist die Rede.

Der schlechte Zustand der Lützenkirchener Straße zwischen Hummelweg und Auf der Ohmer ist augenfällig.
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Da Geuß' Haus und das von Barbara L. gebaut wurden, lange bevor es an der Lützenkirchener Straße einen Bürgersteig gab, sie also besonders dicht an den Fahrbahnen stehen, trifft sie das Problem umso mehr. Ab 4, 5 Uhr morgens, wenn schwere Lkw von einem nahen Baustoffbetrieb oder Lieferverkehr für einen der Lebensmittel-Filialisten im Viertel über die Straße fahren, wackelt es in ihren Häusern.
Barbara L. wandte sich 2024 an die TBL und wies auf das Problem mit den Erschütterungen hin. Als Antwort habe sie einen Zweizeiler erhalten. Man sehe keinen Handlungsbedarf, sei die Antwort der TBL gewesen. Im Mai 2025 schilderten mehrere Anwohner sogar Oberbürgermeister Uwe Richrath die Probleme während der Bürgersprechstunde. Genützt hat aber auch das aus Sicht von Geuß und seiner Nachbarin nichts.
Ende Mai erhielt L. von einem Verwaltungsmitarbeiter sogar eine E-Mail, in der es heißt, die TBL sehe „keinen ableitbaren Zusammenhang zu den geschilderten und nun angezeigten Schäden in Form von Rissbildungen“ und den Erschütterungen wegen des Verkehrs. Allerdings spricht auch die TBL in der E-Mail von einem „leider weiterhin insgesamt sanierungsbedürftigen Straßenzustand“.
Was uns am meisten wurmt, ist, dass man uns respektlos behandelt und niemand hier vorbeikommt, um die Sache bei einem Ortstermin gemeinsam zu besprechen.
Bereits im März 2023 hatten die Technischen Betriebe den Anwohnern mitgeteilt, dass vor einer Straßensanierung erst eine Überquerungshilfe gebaut werden müsse, in Höhe des Stichwegs, der zum Spielplatz an der Feldgasse führt – und außerdem die Bushaltestellen in dem Abschnitt barrierefrei ausgebaut sein sollen. Die Querungshilfe gibt es inzwischen, die Bushaltestellen sind weiterhin im alten Zustand.
Geuß ist erzürnt: „Was uns am meisten wurmt, ist, dass man uns respektlos behandelt und niemand hier vorbeikommt, um die Sache bei einem Ortstermin gemeinsam zu besprechen.“
Die Stadtverwaltung äußert sich auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“: Es sei „das Anliegen der Stadt Leverkusen, eine Lösung zu erzielen, die die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden und auch der Anwohnenden berücksichtigt und erfüllt“. Also sowohl für Fußgänger als auch für Rad- und Autofahrer, so die Stadt. Man arbeite gerade an einem Lösungsvorschlag, der müsse dann noch der Bezirksvertretung vorgelegt werden. Das, so der Plan, solle in der ersten Jahreshälfte 2026 erfolgen.
Die Fahrbahn könnte dann, sofern der neue Haushalt das hergibt, 2026/2027 saniert werden. Darüber werde die Interessengemeinschaft dann informiert, kündigt die Stadt an. Und das, was die TBL L. in besagter E-Mail schon mitgeteilt hatte, steht auch in der aktuellen Stellungnahme der Verwaltung: Die Technischen Betriebe hätten der Stadt mitgeteilt, dass es keinen Zusammenhang zwischen den von den Anwohnerinnen und Anwohnern geschilderten Schäden und den jetzt angezeigten Rissen und Kanalbauschäden gebe. Auch habe eine Messung ergeben, dass die Grenzwerte für etwaige Erschütterungen eingehalten würden.
Schlaglöcher könne man zwar verfüllen, als „vorübergehendes Provisorium“. Allerdings gibt es laut TBL in diesem Bereich der Lützenkirchener Straße, „auch im Hinblick auf die Kanaltrasse“, keine Schlaglöcher.