Kita-NotstandWie Leverkusener den Druck auf Stadtverwaltung erhöhen wollen

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Eltern, Politiker, Erzieherinnen diskutierten im Katholischen Bildungsforum an der Manforter Straße darüber, wie man dem Kita-Notstand in Leverkusen beikommen könnte.

Eltern, Politiker, Erzieherinnen und andere Beteiligte diskutierten im Katholischen Bildungsforum an der Manforter Straße darüber, wie man dem Kita-Notstand in Leverkusen beikommen könnte.

In einer Diskussionsrunde im Katholischen Bildungsforum diskutierten Beteiligte über die Leverkusener Kita-Misere.

Es war zwar ein vergleichsweise kleiner Kreis von etwas mehr als 20 Leuten, der sich am Donnerstagabend zur Diskussion im Katholischen Bildungsforum an der Manforter Straße versammelt hatte. Aber vielleicht gelang es der Runde gerade deshalb nach gut eineinhalb Stunden, mit handfesten Vorhaben und Ideen herauszukommen. „Kita-Notstand 2.0“ hieß die Veranstaltung – moderiert von Kaya Seliger –, zu der Eltern, Politikerinnen, Tagespflegepersonen, Erzieherinnen und andere Beteiligte und Interessierte gekommen waren.

Der Hintergrund sind die seit Monaten schwelenden Diskussionen über die Kita-Versorgung in Leverkusen. Gruppen müssen schließen, weil das Personal fehlt, Betreuungszeiten werden gekürzt, es fehlen Plätze und Fachkräfte. All das stellt die Eltern vor große Herausforderungen und – wie in der teilweise hitzig geführten Diskussion herauszuhören war – führt zu Wut.

Das Diskussionsformat fand zum zweiten Mal statt. Was sich seit dem ersten Treffen getan hatte, fasste Roswitha Kneip vom Frauenring zusammen. Insgesamt drei Bürgeranträge waren aus der Diskussionen zuletzt entstanden. Überhaupt hieß es von einigen Beteiligten, dass es in der Verwaltung offenbar Bewegung gebe. So viele Gespräche wie jetzt, unter anderem mit dem zuständigen Dezernenten Marc Adomat, hätten die Beteiligten noch nie geführt.

Leverkusen: Stadt hat einiges gestartet

Die Stadt will unter anderem ausländische Fachkräfte gewinnen, eine Werbeoffensive starten. Und es gibt mehr Ausbildungsplätze für eine „Praxisintegrierte Ausbildung“.

Das war den meisten Beteiligten allerdings nicht genug. Monika Ballin-Meyer-Ahrens (FDP) und Irina Prüm (Grüne) berichteten, dass die Politik in den vergangenen Jahren immer wieder mit Vorstößen an der Verwaltung gescheitert sei, auch von nicht umgesetzten Ratsbeschlüssen war die Rede. „Es muss jetzt eine Abstimmung mit den Füßen kommen“, forderte Ballin-Meyer-Ahrens.

Der Stadtelternrat Leverkusen hatte zuletzt die Verwaltung scharf kritisiert, unter anderem was die Bedarfsabfrage für Betreuungsumfänge bei den Eltern angehe. Eltern würde in den Kitas geraten, einen Bedarf von 45 Stunden anzugeben, um bessere Chancen auf einen Platz zu haben. Das vorhandene Personal könne aber, so die Meinung des Stadtelternrats und offensichtlich auch der am Donnerstag anwesenden Personen, besser verteilt und auch entlastet werden, wenn solche 45-Stunden-Plätze in Plätze mit weniger Stunden umgewandelt würden. Zumal nicht alle Eltern die 45-Stunden-Betreuung bräuchten, auch wenn sie sie angegeben hätten.

Stadtelternrat Leverkusen ist unzufrieden

Ivana Boscolo vom Stadtelternrat formulierte es so: „Die Stadt kann den Fachkräftemangel nicht immer als Entschuldigung vorschieben.“ Der Kommentar löste breite Zustimmung bei vielen aus. Ein Vater kommentierte, die offensichtlich langsame Bewegung in der Verwaltung damit, dass es wohl einfacher sei, einen Öltanker zu wenden.

Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig getan worden sei. Roswitha Kneip meinte, dass man das Rad sicher nicht innerhalb von wenigen Monaten neu erfinden könne. Aber es gehe darum, jetzt pragmatische Lösungen zu finden. Und Vorschläge fand die Runde.

Die Stadt kann den Fachkräftemangel nicht immer als Entschuldigung vorschieben.
Ivana Boscolo, Stadtelternrat

Angetan zeigten sich alle vom Vorschlag einer Frau, eine Art Springerpool einzurichten – ähnlich, wie es ihn in einigen Pflegeeinrichtungen schon gibt. Diese Fachkräfte könnten dann dort eingesetzt werden, wo akuter Bedarf besteht. Gegenüber den Nachteilen, zum Beispiel, kein festes Team zu haben, sollen die Vorteile überwiegen: bessere Bezahlung, flexiblere und eigenständige Arbeitseinteilung. Das sei nicht unähnlich dem Modell, das Zeitarbeitsfirmen anbieten, hieß es in der Runde. Aber die Stadt würde so Kräfte im eigenen Haus bündeln.

Auch Erziehungskräfte, die in Rente sind, aber noch ein wenig arbeiten wollen, könnte man einbeziehen, hieß es weiter. Und die Stadt müsse noch aktiver auf zugewanderte Kräfte zugehen. Auch die Idee, die Kita-Kräfte, insbesondere die Leitungen, von Bürokratie durch extra dafür eingestellte Kräfte zu entlasten, fand Zustimmung.

Die Anwesenden wollen nun eine Petition aufsetzen und damit Druck auf die Verwaltung ausüben, auch eine Präsenz im nächsten Kinder- und Jugendhilfeausschuss wurde diskutiert. Sogar der Vorschlag einer Demo fiel.

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