Im Juni 2025 lief eine Auktion in Stuttgart, bei der fast alle Stücke unter den Hammer kamen.
LeverkusenBayer hat die Bronzen aus dem Japanischen Garten versteigern lassen

Er saß als Skulptur im Japanischen Garten. Das Bild wurde 2013 aufgenommen, Bayer ließ den Buddha aus Bronze schon 2021 versteigern.
Copyright: Ralf Krieger
Es sind Kunstwerke, die vielen Leverkusenern wie alte Bekannte vertraut waren: die asiatischen Bronzefiguren im Japanischen Garten. Seit über zehn Jahren standen sie gesichert im Lager, nachdem Diebe in zwei Nächten einige Skulpturen im Park abgesägt hatten.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Bayer AG die in der Stadt bekannten Bronzen vorigen Juni von einem spezialisierten Auktionshaus versteigern lassen. Der Titel „Der Skulpturen-Garten von Carl Duisberg (1861 – 1935) Sammlung Bayer AG“. Gesammelt hatte sie der Generaldirektor höchstpersönlich, der ein ausgeprägtes Faible für japanische Ästhetik hatte.
Die Leverkusener Bronzen sind weg
Versteigert wurden fast alle bekannten Bronzeskulpturen des Parks. Neben den bekannten Statuen junger Japanerinnen – eine hat eine flache Vase in der Hand, eine andere trägt eine Laterne – waren Bronze-Laternen, ein Gong, eine chinesische Bronzeglocke aus der Ming-Zeit (1368-1644) ausgelobt. Für die Glocke hatte Generaldirektor Duisberg 1920 5520 Mark bezahlt, ist im Auktionskatalog zu lesen. Beliebte Figuren im Park waren der knubbelige Kraftprotz, der mit dem Hammer eine Nuss knackt, eine Bärin mit Jungtier und der Elefant, der von zwei Tigern angegriffen wird. Star des Gartens war der betende Mönch oder Buddha (aus China), dem „Fans“ eigentlich täglich frische Blüten in die Hand legten. Der sitzende Mann mit der abgegriffenen Glatze fehlte in der Auktion im Juni: Ihn ließ Bayer schon 2021 versteigern, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
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Der japanische Garten mit seinen außergewöhnlichen Pflanzen und Skulpturen galt über 100 Jahre lang als der sicher schönste Garten Leverkusens, auch wenn er ganz knapp auf Kölner Gebiet liegt. In dem Garten dürften über die Jahrzehnte Millionen Fotos gemacht worden sein. Bilder mit den Figuren finden sich auf einer Vielzahl von Hochzeitsfotos von Leverkusener Paaren und in allen möglichen Fotoalben.

Eine Seite aus dem Auktionskatalog von Juni 2025.
Copyright: Auktionskatalog Nagel
Der interessante Auktionskatalog wirbt ausdrücklich mit Duisbergs Begeisterung für die japanischen Skulpturen und den Garten. Er bietet schöne Informationen, etwa einen Brief des Generaldirektors, in dem er ausgiebig die Gärten Japans lobt. Ihm gefiel, dass Japaner im Garten die Bäume extra krumm und knorrig mögen; ganz anders als in Deutschland, wo sie möglichst grade wachsen sollten.
Statuen gingen für vergleichsweise niedrige Preise weg
Ein wenig enttäuschend sind dagegen die Preise, die Bayer bei der Auktion im Juni erzielt hat: Die anmutige Japanerin, die vor dem Teehaus stand, ging für 4444 Euro weg, das meiste Geld brachte der Nuss knackende Mann mit dem Schnörres und dem dicken Bauch: 35.557 Euro. Der beliebte sitzende Buddha mit der Blüte in der Hand kostete den Käufer 3555 Euro, ein Bronze-Gong 888. Der arme Bronzeelefant, den die Tiger fressen wollen, etwas über 11.000 Euro. Bayer hat insgesamt 139.900 Euro brutto erlöst.

Spitzenpreis: Der Nuss knackende Kraftprotz ging für 35.557 Euro weg.
Copyright: Ralf Krieger
Die Preise (Fürs Auktionshaus kommt noch ein Zuschlag von 30 Prozent hinzu) sind in einer Liste nachzulesen, die ersten 34 Losnummern gehören zu den Bronzen der Duisberg-Sammlung, die im Online-Katalog zur vergangenen Auktion aufgeführt werden. Die Ming-Glocke und Laternen aus Bronze wollte niemand kaufen, sie werden am Montag, 8. Dezember 2025 in einer erneuten Auktion angeboten, bei der man online bieten kann. Voraussetzung ist eine vorherige Anmeldung im Auktionshaus.

2013 wurden die Kunstwerke abtransportiert.
Copyright: Ralf Krieger
Michael Trautmann vom Stuttgarter Auktionshaus Nagel wollte nicht widersprechen, dass die Bronzen „vom alten Duisberg“ nicht gerade extrem teuer weggegangen seien. Der Fachmann für asiatische Kunst erläutert, ihr Zustand sei allerdings nicht perfekt gewesen: „Das lag daran, dass sie so lange im Freien gestanden haben.“ Teile seien sogar zerbrochen angekommen und dann extrem günstig verkauft worden. Einige der Stücke aus Leverkusen seien an Bieter aus Amerika und England gegangen.
2013 war Schluss mit Kunst im Japanischen Garten
Die Ereignisse Anfang 2013, wegen derer die einst für den Park prägenden Skulpturen eingelagert worden sind, waren dramatisch. Am 18. Januar, einem Freitag, schlugen Metalldiebe zum ersten Mal zu und sägten eine Hirschgruppe auf einem Hügel im Park ab. Die dünnen Beinchen durchzuschneiden, war vermutlich nicht schwer. Schon am nächsten Wochenende fielen die Diebe erneut nachts im Park ein. Der Schaden war groß: Sie erbeuteten große Skulpturen, wie die nackten jungen „Jägerinnen“ (ein Geschenk Duisbergs) oder eine Männerfigur „Die Tatkraft“, die wie eine Wache vor Duisbergs Grab stand.

Eine Seite im Auktionskatalog zeigt Carl Duisberg, wie er seinen Garten genießt
Copyright: Auktionskatalog Nagel / Bild: Bayer-Archiv
Die Figuren wurden brachial mit dem Sockel umgeworfen, Statuen an den Knöcheln abgesägt. Eine Demütigung für den Werkschutz, denn die Skulpturen standen teilweise in Rufweite zur Konzernzentrale. Man vermutete nicht Kunstraub, sondern einfachen Metalldiebstahl. Der Preis für Bronzeschrott betrug damals fünf Euro je Kilogramm. Wie genau sich die Diebe auskannten, darüber lässt sich spekulieren: Im Japanischen Garten stahlen sie in den beiden Nächten nichts; der Garten verfügte über Bewegungsmelder.

Die Metalldiebe waren 2013 nicht zimperlich. Von der Statue „Die Tatkraft“ blieben nur die Füße zurück.
Copyright: Ralf Krieger
Nach dem zweiten Diebstahl ließ Bayer Statuen einlagern. Am 1. März 2013, beim Einpacken, sagte der Metallrestaurator Ulrich Feldhaus, der sich jahrelang um die Bronzen gekümmert hatte: „Der Japanische Garten ist jetzt nicht mehr das, was er einmal war.“ Freunden des Gartens sprach er aus der Seele.
Heute sind im CD-Park noch wenige Bronzeskulpturen übrig, die mit empfindlichen Bewegungsmeldern ausgestattet sind. Ein Besuch des Gartens lohnt sich aber auch heute noch: Er wird zweimal pro Woche gepflegt, es gibt Steinskulpturen, und knorrige Bäumchen, die Carl Duisberg mochte, findet man dort auch noch.

