120. GeburtstagBar Avni dirigiert Bayer Philharmoniker als „La Maestra“ in Leverkusen

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Dirigentin Bar Avni.

Preisträgerin von internationaler Klasse: Bar Avni wird die Bayer Philharmoniker als jüngst gekürte „La Mestra“ auch beim Konzert zum 120. Orchestergeburtstag dirigieren.

Vor 120 Jahren wurden die Bayer Philharmoniker gegründet. Am Wochenende feiern sie das mit einem Konzert. 

Wenn am kommenden Samstag die Bayer Philharmoniker die Bühne im Erholungshaus betreten werden, dann gibt es gleich mehrere Gründe, um zu feiern. Da wäre der Anlass des Konzertes: Das Laienorchester, das sich längst schon einen internationalen Ruf erspielt hat, wird stolze 120 Jahre alt. „Die Harmonie der Welt“ haben sie sich bei den Philharmonikern als Slogan für diesen Festtag ausgesucht, an dem es natürlich um ein Besinnen auf vergangene Zeiten geht. Zeiten, die bewegend waren und bewegten. Sie umfassten Gastspiele in aller Welt.

Und sie wurden geprägt von Persönlichkeiten am Dirigentenpult – womit ein weiterer Grund zum Feiern genannt ist, denn: Seit 2021 ist die Israelin Bar Avni die Leiterin der Bayer Philharmoniker. Und Bar Avni gewann erst jüngst, am vergangenen Wochenende, in Paris den renommierten Dirigentinnen-Wettbewerb „La Maestra“. Somit ist der Auftritt im Erholungshaus ihr erster als frisch gekürte, gerade erst aus Frankreichs Hauptstadt zurückgekehrte „Meisterin“ des Taktstocks.

Durchgesetzt gegen Konkurrenz aus aller Welt

Über mehrere Runden musste sich Bar Avni zwischen dem 14. und dem 17. März gegen 13 Konkurrentinnen aus aller Welt und von vier Kontinenten behaupten. Im Finale stand sie der Russin Liubov Nosova und der Deutschen Katharina Morin gegenüber, dirigierte das Paris Mozart Orchestra in der Pariser Philharmonie – und setzte sich durch. Unter der Schirmherrschaft der Philharmonie de Paris und des Pariser Mozart-Orchesters soll dieser Wettbewerb Dirigentinnen mehr Sichtbarkeit geben und „das Gesicht“ der klassischen Musik hin zu mehr Weiblichkeit verändern. Bar Avni wird ab sofort zwei Jahre lang von der La Maestra Academy profitieren, indem deren Akteure und Akteurinnen sie als Dirigentin professionell begleiten.

1936 spielten die Bayer-Philharmoniker unter der Leitung Erick Kraacks bei der  Funkausstellung in Berlin.

1936 spielten die Bayer-Philharmoniker unter der Leitung Erick Kraacks bei der Funkausstellung in Berlin.

Auch dieser Erfolg – dem gleichzeitig weitere Preise wie der Prix Artes und der Prix Echo folgten – zeigt, was für eine wichtige und richtige Entscheidung es vor drei Jahren seitens der Bayer-Kultur gewesen war, Bar Avni zur Künstlerin der eigenen Start-Academie auszuwählen und bis heute zu fördern. Sie hob das traditionsreiche Orchester aus Leverkusen, das seit 2011 eigenständig ist und mit der Bayer AG einen exklusiven Sponsor hat, von Beginn an auf ein anderes, ein höheres Level.

Sie prägte es auf ihre Weise – energisch, intensiv, hochemotional, maximal in der Musik versinkend – womöglich noch mehr, als es ihre mitunter über Jahrzehnte im Amt befindlichen Vorgänger je vermochten. Sich selbst hat sie dadurch längst ins ganz große, ins globale Blickfeld der Musik dirigiert.

Dirigent Rainer Koch.

Rainer Koch leitete das Orchester von 1972 bis 2011.

Apropos Vorgänger: Zu nennen wäre da zuvorderst Rainer Koch. Er trat 1972 die Nachfolge Erich Kraacks an, der 1935 übernommen hatte und der erste feste musikalische Leiter der 1904 als Streichorchester aus „Arbeitskameraden “ des Unternehmens gegründeten Bayer Philharmoniker gewesen war. Unter Koch spielten die Musikerinnen und Musiker weltweit, und gerne an Standorten Bayers, auf und begründeten ihren für ein Laienorchester nicht selbstverständlichen internationalen Ruf auf.

Dirigent Bernhard Steiner.

Bernhard Steiner stand zwischen 2011 und 2020 am Dirigentenpult.

Als Koch 2011 nach 39 Jahren zurücktrat, übernahm Bernhard Steiner. Er strebte Crossover-Projekte an und brachte das Orchester 2013 anlässlich der Feier des 150. Konzern-Gründungsjahres sogar ins Stadion seiner Werksfußballer – gemeinsam mit dem Star-Geiger David Garrett. Künstlerisch herausragend war vor allem das von ihm dirigierte Holocaust-Oratorium „I Believe“ von Zane Zalis, mit der sich Steiner quasi verabschiedete: 2020 schied er aus. Und die bis heute dauernde Ära Bar Avnis begann. Sprich: Die Bayer Philharmoniker legten noch einmal zu. Das aktuelle Orchester hat, salopp gesprochen, seine vorigen Konstellationen in Sachen Verve, Kreativität und Spielfreude binnen dreier Jahre links überholt. 

Bayer Philharmoniker.

Gastspiel der Philharmoniker 1954 im Herkulessaal München.

Auf dem Programm des Geburtstagskonzertes, das am Samstag, 23. März, um 18 Uhr im Erholungshaus beginnt (und dem am 25. Mai und 16. Juni zwei weitere Konzerte mit gänzlich anderem Konzept im Rahmen des Bayer Start-Festivals folgen), stehen Petr Tschaikowskys Polonaise aus „Eugen Onehin“, Joseph Haydns Cellokonzert Nr. 1 in C-Dur und Paul Hindemiths dem Konzert seinen Titel gebende Sinfonie „Die Harmonie der Welt“. Solist wird der brasilianische Violoncellist Matias de Oliveira Pinto sein.   

Eintrittskarten kosten 13,10 Euro und sind noch an allen Vorverkaufsstellen sowie im Internet erhältlich.

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