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36 Jahre im Leverkusener RatDer unangepasste Bürgermeister geht

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Bernhard Marewski steht im Leverkusener Ratssaal an seinem Stuhl. Er ist Ratsmitglied seit 1989  und Bürgermeister seit 2015.

Bernhard Marewski steht im Leverkusener Ratssaal an seinem Stuhl. Er ist Ratsmitglied seit 1989  und Bürgermeister seit 2015.

Bernhard Marewski holte seit 1989 regelmäßig ein Direktmandat in der Waldsiedlung.

Am 3. November 2025 konstituiert sich ein neuer Rat. Einige Mitglieder sind dann nicht mehr dabei, zum Beispiel der Schlebuscher Bernhard Marewski, der zwar nicht der dienstälteste ist, aber viel fehlte nicht: 36 Jahre, seit 1989, arbeitete er für die CDU im Rat mit, in unzähligen Ausschüssen. Die letzten zehn Jahre hatte er noch den Zusatz-Job des Bürgermeisters, ein Ehrenamt. Oft konnte man ihn am Wochenende treffen, wenn er bei Veranstaltungen die Stadt repräsentierte.

Allerdings besteht das Bürgermeister-Ehrenamt nicht nur aus Feiern und Lobreden halten. Marewski muss als Vertreter des Oberbürgermeisters die letzte Ratssitzung am 27. Oktober leiten. „Ich empfinde meine Arbeit als Bürgermeister als ehrenvolle Aufgabe“, sagt Marewski. Dabei treffe er Menschen und was die alle machen, sei unheimlich spannend, sagt er.  „Das ist mein Ausgleich“, sagt der seit 2013 pensionierte Gymnasiallehrer für Geografie und Deutsch.

Leverkusen: Marewski wurde zum Außenseiter

Die Wertschätzung der Bürger kann Marewski vielleicht gut für sein Seelenheil gebrauchen, denn in seinem eigentlichen Zirkel, der CDU-Fraktion, ist er zuletzt zum Außenseiter geworden. Marewski hat in allen Kommunalwahlen, denen er sich gestellt hatte, seinen Wahlkreis in der Waldsiedlung direkt gewonnen. Auf sein Ergebnis bei seinem letzten Wahlkampf ist er besonders stolz: Das war das mit Abstand beste Einzelergebnis aller Kandidaten der Stadt, nicht nur der CDU, und zwar bei der höchsten Wahlbeteiligung. Vielleicht deshalb hielt er mit fortschreitendem Dienstalter die eigene Meinung nicht mehr zurück, wenn sie von der Fraktionslinie abgewichen ist.

Mit so etwas macht man sich beim Fraktionschef und dessen Getreuen langsam aber sicher unbeliebt. Diese Fraktions-Interna bleiben in der Regel unter Verschluss, von außen beobachten ließ sich das aber etwa vor zehn Jahren, als Rewe in der Reuterstraße einen Supermarkt mit einem sehr großen Parkplatz bauen wollte, der sich vermutlich schlecht auf die bestehenden Geschäfte im Schlebuscher Dorf und in Marewskis Wahlkreis ausgewirkt hätte. Marewski stellte sich gemeinsam mit der Mehrzahl der Schlebuscher Geschäftsleute offen gegen den Konzern und gegen seinen Parteivorsitzenden, der sein politisches Gewicht für den Rewe einsetzte.

Der lange schwelende Zwiespalt in der Fraktion soll sich vor genau einem Jahr zum Zerwürfnis zugespitzt haben, als Marewski sich erlaubte, offen gegen verkaufsoffene Sonntage zu stimmen. „Aus inhaltlichen Gründen“, sagt Marewski. „Verantwortungslos“, kommentierte der Fraktionschef Stefan Hebbel die Abstimmung. Die Folge: Hebbel soll extrem sauer gewesen sein. Noch bevor die Sitzung beendet war, soll Marewski aus dem Fraktions-Chat der CDU geworfen worden sein.

Später fügte man ihn wohl wieder zur Chatgruppe hinzu, aber die Uneinigkeit blieb bestehen. Seither, so scheint es, ist das Tischtuch zerschnitten. In einer solchen Situation kann es naheliegen, die Fraktion zu verlassen, Marewski blieb drin.

Meine Frau gibt mir immer den Ratschlag: „Du musst daran denken, was Du für Leverkusen geschafft hast.“
Bernhard Marewski

Ein solches Zerwürfnis mit der Bezugsgruppe belastet jeden. Auch Marewski kann seine politische Laufbahn nicht mit einem uneingeschränkt guten Gefühl beenden. „Meine Frau gibt mir immer den Ratschlag: »Du musst daran denken, was Du für Leverkusen geschafft hast«“, sagt er.

Der Finnland-Freund Bernhard Marewski in einer Tracht (2004).

Der Finnland-Freund Bernhard Marewski in einer Tracht (2004).

Als eine besonders wichtige Errungenschaft nennt er die Initiative für einen Leverkusener fachübergreifenden kriminalpräventiven Rat, der sich um Drogenprobleme und auch um die Verhinderung von Einbrüchen, Gewalttaten und Extremismus in der ganzen Stadt kümmert. „Der müsste allerdings viel öfter tagen“, findet Marewski. Als seine Schwerpunkte nennt er Schule, Wirtschaft, Umwelt, er ist Mitglied des Aufsichtsratesder WFL (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Leverkusen) und seit Langem Vorsitzender im Aufsichtsrat der IVL (Informationsverarbeitung Leverkusen).

1953, mit fünf Jahren, zog Marewski aus dem Dorf Boxtal am Main mit den Eltern nach Leverkusen, zunächst ins Eisholz. Der Vater war Maurer, die Mutter Hausfrau. Der Finnland-Freund Marewski ist ein lebender Beweis, dass familiäre Eigenschaften oft über zwei Generationen weitergegeben werden: In der Baubranche ist er nicht gelandet, aber sein Großvater Josef Haas, der schon 1933 starb, war der Bürgermeister in seinem Dorf Boxtal.