Erdbeben in der TürkeiLeverkusener Bürgermeisterin Zöhre Demirci berichtet von Zerstörungen

Lesezeit 2 Minuten
Zöhre Demirci. Foto: Ralf Krieger

Die Familie der Leverkusener Bürgermeisterin Zöhre Demirci stammt aus dem Erdbebengebiet.

Die Verbindungen Leverkusens ins Katastrophengebiet sind eng: 400 Bürgerinnen und Bürger stammen aus der Gegend, darunter auch Bürgermeisterin Zöhre Demirci.

Die Verbindungen zwischen Leverkusen und dem Katastrophengebiet in der Türkei sind stark. Aus dem Gebiet um nördlich von Gaziantep nahe der syrischen Grenze stammen Hunderte Leverkusener und Leverkusenerinnen. Die Familie der Bürgermeisterin Zöhre Demirci (Grüne) etwa stammt aus der kleinen Stadt Pazarcık bei Kahramanmaraş, wo das Epizentrum des extrem starken Bebens lag.

Mit 19 kam die heute 42-jährige alevitische Kurdin nach Leverkusen. Sie stehe im Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden in der alten Heimat. Alle ihre Verwandten lebten, sagt sie. Allerdings habe sie von vielen Bekannten gehört, dass diese beim Erdbeben ums Leben gekommen seien.

Demirci hat nur wenige direkte Nachrichten erhalten

Direkte Nachrichten habe sie bisher nur aus der Großstadt Gaziantep bekommen, aber die Leute seien sparsam mit den Handyakkus, denn meist sei Strom Mangelware.

Die Dörfer, in denen ihre Familienmitglieder leben, seien total von der Außenwelt abgeschnitten, die Straßen vom Beben aufgerissen, unpassierbar, die Kommunikationswege gekappt. Über Umwege habe sie dennoch auch aus diesen Dörfern Informationen aus zweiter Hand erfahren, sagt die Bürgermeisterin: Ausnahmslos alle Häuser seien beschädigt.

Das ist kein Wunder, denn das Epizentrum des Bebens liegt nur knapp 40 Kilometer südlich ihrer Heimatstadt. Was sie auch erfahren hat: „Die neuen Häuser sind viel stärker kaputt als die alten.“ Die Leute lebten jetzt in Autos und im Freien, alle hätten Angst vor Nachbeben.

Von den Hunderten Leverkusenern, die aus der Gegend nahe am Epizentrum kommen, sind viele in einer schier unerträglichen Lage, weil sie nicht wissen, wie es Familienangehörigen geht. „Uns sind im Moment noch die Hände gebunden“, sagt Demirci.

Allerdings hat sie gehört, dass einige schon im Privatwagen in die alte Heimat aufgebrochen seien, um zu helfen. Was davon zu halten ist, ob man bei zerstörten Straßen überhaupt durchkommt, ist für die Kurdin fraglich.

Fatma Kisikyol. Foto: Britta Berg

Fatma Kisikyol berichtet von einem Treffen

Es habe aber gleich ein Treffen der Leute aus der Gegend gegeben, sagt Fatma Kisikyol, die gleichfalls aus der vom Erdbeben betroffenen südosttürkischen Gegend stammt. 18 Männer aus ihrem Heimatdorf Bozlar sind am Dienstag mit dem Flugzeug abgeflogen, um selbst zu helfen.

Der Flughafen in Gaziantep ist wieder geöffnet. Auch sie hat von Bürgern aus der Stadt gehört, die auf eigene Faust in Autos ins Katastrophengebiet gereist sind. Das Erdbeben in der Türkei und Syrien soll auch am Dienstagabend in der Sitzung des Integrationsrat Thema werden. Sowohl Demirci als auch Kisikyol sind Mitglieder in dem Gremium.

KStA abonnieren