Annemarie (85) und Hans-Jürgen (88) Strube aus Steinbüchel feiern am 15. Oktober ihre Eiserne Hochzeit.
65 Jahre verheiratetLeverkusener Ehepaar Strube steht ein Leben lang Seite an Seite

Annemarie (85) und Hans-Jürgen (88) Strube aus Steinbüchel feiern am 15. Oktober ihre Eiserne Hochzeit.
Copyright: Charlotte Breidohr
Den Schubs ihrer Freundin – mehr brauchte es nicht, damit Annemarie und Hans-Jürgen Strube zueinander fanden. Das war im März 1959 auf einer Geburtstagsfeier in Leverkusen. Heute, 65 Jahre später, feiern die beiden ihre Eiserne Hochzeit in der Siedlung Fettehenne in Steinbüchel – mit der Gewissheit, dass sie ihr gemeinsames Leben richtig gelebt haben.
Kennengelernt haben sie sich, als die 18-jährige Annemarie mit ihrer Schwester den Geburtstag einer Freundin im Mädchenheim feierte. Hans-Jürgen, damals 22 und frisch nach Leverkusen gezogen, war mit einem Freund dort. „Ich wollte eigentlich gar nichts von ihm wissen, da er zu dem Zeitpunkt bereits verlobt war“, erinnert sich Annemarie. „Aber als er am nächsten Tag unten auf mich gewartet hat, hat meine Freundin mir einen Schubs gegeben.“
Bald darauf treffen sich beide fast täglich. „Er hat mir jeden Tag eine Schokolade mitgebracht. Das hat mir gefallen“, sagt die 85-Jährige lächelnd. Ihm imponierten ihre schönen Beine. Aus gemeinsamen Spaziergängen wurden Ausflüge mit dem Motorrad an die Mosel und ins Ahrtal. „Ich habe mit der anderen Schluss gemacht“, sagt Hans-Jürgen und grinst. „Und dann waren wir zusammen.“
Von Oberschlesien und Halle nach Leverkusen
Annemarie wurde in Oberschlesien geboren und kam 1958 mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin über das Durchgangslager Friedland nach Norddeutschland. „Meine ältere Schwester und ich sind allein zum Arbeiten losgezogen“, erzählt sie. In Leverkusen packten sie bei den Agfa-Werken am Fließband Fotofilme ein. Schon bald konnte sie ihren Eltern eine Wohnung besorgen – in einer Notunterkunft, zwei Zimmer für die ganze Familie.

Das lebenslustige Paar feierte auch die goldene Hochzeit groß.
Copyright: Strube/Repro Breidohr
Hans-Jürgen stammt aus Lebendorf bei Halle. Mit 18 Jahren floh der gelernte Schlosser aus der DDR, offiziell auf Besuch bei seinem Cousin in Frankfurt. „Ich hatte das schon länger geplant. Das Regime hat mir nicht gefallen, aber ich hatte furchtbares Heimweh“, sagt er. Nach kurzer Zeit fand er Arbeit – zuerst in Frankfurt, später in Leverkusen. 1959 begann er bei Bayer als Rohrschlosser, machte später seinen Meisterkurs und blieb bis zur Rente als Gas- und Wasserwerksmeister im Werk.
Hochzeit mit Hindernissen
An Neujahr 1960 hielt Hans-Jürgen bei Annemaries Eltern um ihre Hand an – inmitten einer kleinen Feier in der engen Wohnung. „Meine Eltern waren nicht begeistert“, erinnert sie sich. „Er war evangelisch, ich katholisch, und meine Mutter mochte die Sachsen nicht.“ Doch Hans-Jürgen blieb standhaft – kurze Zeit später kündigte sich Nachwuchs an. „Da habe ich ihrer Mutter gesagt: Sie ist schwanger, und wir werden jetzt heiraten.“
Am 23. September 1960 gaben sie sich standesamtlich das Ja-Wort, drei Wochen später kirchlich. „Wir hatten eine kleine Feier mit etwa zehn Gästen, ich trug ein Brautkleid mit Schleier – alles selbst zusammengespart“, erzählt Annemarie Strube. Die erste gemeinsame Wohnung war ein Zimmer in einer Notunterkunft, denn es herrschte Wohnungsmangel nach dem Krieg. Kurz darauf kam Sohn Dietmar zur Welt, später die Kinder Martina und Andreas, um die sich die Mutter fortan kümmert: „Wir waren sparsam, und wenn wir ein Auto gekauft haben, haben wir es bar bezahlt“, so die Rentnerin. „Schulden wollten wir nie.“
Garten, Familie und ganz viel Zusammenhalt
Über 50 Jahre lebten die Strubes in Steinbüchel – und genauso lange pflegten sie ihren Schrebergarten in der Alfred-Vissel-Anlage. Dort pflanzten sie Kartoffeln, Kohl, Blumen und Kräuter, feierten Geburtstage, Verlobungen und sogar Hochzeiten ihrer Kinder. „Das war unsere große Leidenschaft“, so das Ehepaar Strube. Annemarie sorgte für die Blumen und Ordnung. Hans-Jürgen hatte den Acker.
Natürlich gab es auch mal Streit, aber immer wieder fanden sie zueinander. „Unsere Kinder sind das größte Glück“, so die Seniorin. „Wenn wir gewusst hätten, dass sie so gut geraten, hätten wir noch mehr bekommen.“ Auch im Kegelclub und auf Reisen – nach China, Singapur oder in die Alpen – waren die Strubes ein eingespieltes Team.
Heute leben sie in einer seniorengerechten Wohnung der Awo. Fünf Enkel und drei Urenkel besuchen sie regelmäßig. So auch heute, an ihrem 65. Hochzeitstag, an dem mit der Familie im Restaurant gefeiert wird. „Sie sind sehr fürsorglich miteinander, bis heute“, sagt Tochter Martina.