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City-C-VerkäufeLeverkusener Anwalt übernimmt fragwürdiges Mandat

Lesezeit 4 Minuten
„Beauty by Laila“: Eins von zwei Ladenlokalen in der City C, die noch einem privaten Inhaber gehören.

„Beauty by Laila“: Eins von zwei Ladenlokalen in der City C, die noch einem privaten Inhaber gehören.  

Bis vor vier Monaten saß Frank Schönberger im Levi-Aufsichtsrat. Jetzt vertritt er einen Ladeninhaber in der City C – sozusagen die Gegenseite.

Das Leverkusener CDU-Mitglied Frank Schönberger bekleidet in seiner Partei eine Menge Ämter. Jetzt steht der Vorwurf im Raum, er profitiere als Anwalt von seinem Insiderwissen aus seiner früheren Tätigkeit als Aufsichtsratsmitglied der Levi (Leverkusener Immobiliengesellschaft). Schönberger vertritt anwaltlich ausgerechnet den Inhaber eines schwierigen Problemfalls in der City C gegenüber der Levi und wird damit zum Gegenspieler der Gesellschaft, für die er noch vor vier Monaten im Aufsichtsrat saß.

Die Levi ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Leverkusen. Die vermutlich komplizierteste und teuerste Aufgabe, die die Gesellschaft lösen soll, ist der Ankauf der letzten Ladenlokale in der City C, die sich noch in privater Hand befinden. Ziel ist, möglichst bald die gesamte Immobilie umbauen zu können, ohne, dass Inhaber ein Veto einlegen können.

Wegen der Aufkäufe in der City C durch die Stadt kam es in den vergangenen Jahren der zu erheblichen Preissteigerungen durch Spekulation, da die Stadt über ihre Tochter Levi zum Kauf quasi verdammt ist. Das Wort von Erpressung machte schon die Runde, wenn Inhaber von der Stadt Millionenbeträge für schrottige Lokale verlangen konnten – und bekamen. Jetzt sind nur noch zwei Lokale übrig, die Preise dürften hoch sein, aber darüber wird natürlich nicht gesprochen.

Über Verkaufssumme noch nichts bekannt

Schönberger trat im Februar 2025 als Aufsichtsrat der Levi zurück, die damals noch SWM (Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf-Manfort) hieß. Die konkreten Gründe für seinen Rücktritt sind nicht bekannt, es scheint aber, als habe zuvor in dem Gremium gekracht: Schönberger schreibt in einer E-Mail, die dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt, „dass ich meine Tätigkeit in dem Aufsichtsrat für mich nicht mehr verantworten konnte. Einzelheiten hierzu vorzutragen, behalte ich mir vor“.

Diese E-Mail wurde von Schönberger an einen großen Verteiler, an Politiker mehrerer Parteien und an Verwaltungsleute verschickt. In der E-Mail gibt er zu, dass er den Inhaber in der City C jetzt vertrete, das Mandat sei zustande gekommen, nachdem er aus dem Aufsichtsrat ausgetreten sei. Es gehe ausschließlich darum, den Inhaber bei der Abwicklung des Kaufvertrages mit der Levi zu begleiten. Laut Schönbergers E-Mail soll es nicht ums Aushandeln eines Kaufvertrags selbst gehen, denn es gebe seit 2023 einen Vorvertrag über den Ankauf, der aber von der Levi plötzlich gestoppt worden sei. Über die vereinbarte Kaufsumme ist öffentlich noch nichts bekannt geworden.

Schönberger bestreitet einen Interessenskonflikt; was er schreibt, klingt im Gegenteil so, als ob seine Arbeit für den Immobilieninhaber ganz im Sinne der Levi sei: Es sei im Interesse der Gesellschaft, dass der Ankauf möglichst schnell vollzogen werde, um den Umbau der City C „baldigst zu realisieren“. Die anwaltliche Vertretung des Inhabers hätte er seiner Ansicht nach sogar als Aufsichtsrat der Levi übernehmen dürfen.

Frank Schönberger

Frank Schönberger

Befangen sieht sich Schönberger allerdings sehr wohl in seiner Rolle als Stadtrat: Falls es im Stadtrat zu einer Abstimmung über die Sache kommen werde, will er sich bei Abstimmungen komplett heraushalten und auch keine Rede halten. Eine persönliche Stellungnahme will er aber abgeben.

Levi-Geschäftsführer Björn Krischik habe ihn, den Anwalt Schönberger, wegen des möglichen Interessenskonflikts als vormaliger Aufsichtsrat bei der Anwaltskammer gemeldet und dort eine umfangreiche Stellungnahme aus Sicht der Levi abgegeben. Das bestätigt Schönberger am Telefon auf Nachfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Seine Erwiderung liege dort auch schon vor. Schönberger sagt: „Das ist ein hochsensibles Ding für mich.“

Der Levi-Geschäftsführer Krischik dementiert den Vorgang auf Nachfrage zwar nicht, aber er gibt keine Informationen zur Sache: „Diese Themen gehören nicht in die Öffentlichkeit.“ Zur Lage in der City C sagt er: Zwei Immobilien habe man noch nicht aufkaufen können.

Wie man sehen kann, sind das eine Apotheke und ein Schönheitssalon. Den Salon „Beauty by Laila“ besitzt der Ingenieur Samer Hamwi. „Neueröffnung“ steht seit über zwei Jahren am Fenster, in dem Laden läuft so gut wie nichts, das gibt Hamwi auch unumwunden im Gespräch zu. 2014 hat er den Laden in der City C gekauft, da war zumindest Lesern des „Leverkusener Anzeiger“ klar, dass in dem ehemaligen City-Center Spekulationsgewinne zu erwarten waren. Hamwi sagt, er habe Schönberger als Anwalt engagiert.

Über einen Verkauf seines Ladens habe er mit der Levi schon verhandelt, aber plötzlich hätten die einen Verhandlungsstopp verkündet. Weshalb das, und wie hoch seine Preisvorstellungen waren, sagt er nicht direkt, aber: Niemand könne jetzt einen Preis für seine Immobilie schätzen.

Hamwi sagt, er habe finanzielle Schäden, die Levi schulde ihm und der Öffentlichkeit, dass sie ihr Konzept offenlege. Die städtische Immobiliengesellschaft habe ihn unter Druck gesetzt, „Es stinkt zum Himmel“. Klar ist: Der Immobilienbesitzer und sein Anwalt liegen im Clinch mit der Levi.