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ÜbungRettung aus Elektroautos stellt Leverkusens Feuerwehr vor Herausforderungen

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Feuerwehrmänner schneiden ein Auto auf

Das Ende eines Mazda: Ausbildende der Feuerwehr Leverkusen schneiden die Karosserie auf.

Normalerweise übt die Feuerwehr an älteren Autos, durch eine Spende hatte sie die Chance, die Besonderheiten moderner Technik zu erfahren.

Eingeklemmte, möglicherweise schwer verletzte Menschen aus deformierten Autos zu retten, ist vielleicht eine der schwersten Aufgaben, denen sich Feuerwehrmänner und -frauen stellen müssen. So eine Ausnahmesituation muss geübt werden – aber woher bekommt man Autos dafür?

„Normalerweise vom Autoverwerter“, erklärt Feuerwehrchef Thomas Kresse. Eine gute Sache, aber: „Das sind der Regel ältere oder bereits beschädigte Modelle.“ Aber gerade moderne Elektroautos und hochtechnologisierte Modelle stellen die Retter vor besondere Schwierigkeiten: sehr stabile Karosserie, Leitungen und Hochvoltbatterien, Seitenairbags.  

Feuerwehrmänner schneiden ein Auto auf

Mit der Spitzhacke ist das Fenster des modernen Autos nicht kleinzukriegen.

Deswegen freut sich Markus Schmidt, Leiter der Feuerwehr- und Rettungsdienstschule Leverkusen über eine besondere Spende: Zehn Vorserienfahrzeuge des Mazda CX-60 hat der Autohersteller mit Sitz in Leverkusen zu Übungszwecken an die Feuerwehr gespendet. „Das sind Fahrzeuge der neuesten Generation, die aber vor der Serienproduktion zu Testzwecken gebaut wurden und nicht zum Weiterverkauf bestimmt sind“, erklärt Bernhard Kaplan, Geschäftsführer von Mazda Motors Deutschland.

„Die Chance, an topaktuellen Plug-in-Hybridfahrzeugen zu trainieren, ist für uns sehr wertvoll“, erklärt Schmidt – und schickt die Auszubildenden des Grundlehrgangs los. Die Aufgabe: eine große Seitenöffnung. Der Verunglückte auf dem Fahrersitz ist eingeklemmt, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Er klagt aber über Rückenschmerzen, sodass der Fokus nicht auf der schnellstmöglichen Befreiung liegt. Stattdessen soll der Verunglückte stabil und rückenschonend befreit werden. „Dafür brauchen wir Platz“, sagt Schmidt.

Feuerwehrmänner schneiden ein Auto auf

Bei der Rettungsaktion müssen auch Hochvoltleitungen in dem Hybridauto berücksichtigt werden

Und viel schweres Gerät. Zuerst wird das Auto mit Holzklötzen abgestützt. „Damit es bei der Rettungsaktion nicht federt“, erklärt Schmidt, das könnte zu Schmerzen und weiteren Verletzungen beim Verunglückten führen. Dann wird die Heckscheibe eingeschlagen, ein Feuerwehrmann klettert auf den Rücksitz, kommuniziert mit dem Unfallopfer und schützt ihn und sich mit einer Schutzdecke vor den Glassplittern, die bei der weiteren Öffnung unweigerlich in den Innenraum kommen.

Die Seitenscheiben allerdings erweisen sich als äußerst widerstandsfähig. Der Federkörner, ein Notfallhammer zum Einschlagen von Scheiben, funktioniert nicht: Die Spitze ist abgebrochen. Nun müssen die Retter improvisieren und versuchen, der Scheibe mit einer Spitzhacke zu Leibe zu rücken. Doch das funktioniert nicht, schließlich müssen sie loslaufen, um einen neuen Körner, einem Werkzeug aus der Metallverarbeitung, zu organisieren.

Feuerwehrmänner schneiden ein Auto auf

Der Patient – natürlich ein Dummy – ist gerettet.

Dann wird mit einer großen Hydraulikschere erst die hintere Tür auf der Fahrerseite aufgeschnitten und ausgehebelt, dann folgt der B-Holm zwischen den Türen und letztendlich kann die ganze Front der Fahrerseite in einem Stück entfernt werden.

Mit einer Halskrause ausgestattet und der Unterstützung mehrerer Feuerwehrmänner wird der Dummy vorsichtig auf eine Trage gehoben. „Patient gerettet“, sagt Kresse zufrieden.