„Blick auf häusliche Gewalt – Hinschauen statt wegschauen“ ist als Nächstes in der Sparkasse Leverkusen zu sehen.
AusstellungFrauenberatungsstelle Leverkusen rückt häusliche Gewalt in den Blickpunkt

Das Team der Frauenberatungsstelle hat sich die Ausstellung überlegt, die als Nächstes eine Woche in der Sparkasse gezeigt wird.
Copyright: Niklas Pinner
Die Fälle, die das Team der Frauenberatungsstelle Leverkusen zählen kann, sind schon alarmierend viele: 450 Frauen, die von Gewalt betroffen waren, hätten sich im vergangenen Jahr bei ihnen gemeldet, dazu kommen noch mal 150 Fälle von Stalking und digitaler Gewalt. Das berichten Alexandra Engel, Annette Witoßek aus dem Vorstand der Frauenberatungsstelle und ihre beiden Mitarbeiterinnen Christiane Gäcke und Duygu Demet Incekara am Donnerstagnachmittag in der Rathaus-Galerie.
Dort hat das Team nämlich ihre Wanderausstellung „Blick auf häusliche Gewalt – Hinschauen statt wegschauen“ aufgebaut. Drei Tage konnten Passantinnen und Passanten vor dem Saturn im Untergeschoss die Rollups betrachten, die sich mit dem Thema häusliche Gewalt befassen: Oben steht immer ein Ausspruch, der noch unverfänglich und harmlos klingt. „Mein Platz zum Träumen“, zum Beispiel. Darunter folgt das große Aber: „Bis er die Gardine schloss und mich hier vergewaltigte.“
Die Bilder, die immer zum jeweils dargestellten Fall passen, habe man selbst gemacht, berichtet Christiane Gäcke. Man habe sich die Idee für die Ausstellung in Absprache mit den Erfindern aus Bayern geliehen, berichten die Frauen. Dass die Ausstellung genau jetzt gezeigt wird, hat mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, am 25. November, zu tun. Als Nächstes wird die Ausstellung in der Sparkasse gezeigt, es gebe auch schon weitere Anfragen von Menschen, die sie in der Rathaus-Galerie gesehen hätten, sagt Alexandra Engel.
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Leverkusen: Frauen zeigen sich meistens dankbar
Die vier wissen als Mitarbeiterinnen einer Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt genau, wovon sie bei diesem Thema reden. Vermutlich ist die Dunkleziffer viel höher als die 600 Fälle, von denen sie in Leverkusen wissen. Zwischen 2019 und 2023 sei die Zahl von häuslicher Gewalt bundesweit um rund 20 Proeznt gestiegen. Und weniger werde es nicht, sagt Duygu Demet Incekara: „Es geht nie runter.“
Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit sei bei diesem Thema besonders wichtig. Denn häufig sei es zum Beispiel so, dass betroffene Frauen von ihrem gewalttätigen Partner abgeschottet würden. Sie wollen in ihrern Beratungen den Frauen Sicherheit geben, wenn der Partner sie unter Druck setze. „Es gibt Hilfe und Ausstiegsmöglichkeiten“, sagt Annette Witoßek. Wirtschaftlich, juristisch – die Beratung ist vielfältig. Übrigens auch für Angehörige, die nicht wissen, was sie machen wollen, wenn sie Betroffene kennen. Auch die können sich an die Frauenberatungsstelle wenden.
Die meisten Gesprächspartnerinnen, mit denen das Team in den vergangenen Tagen in der Ausstellung zu tun hatten, seien dankbar gewesen, dass das Thema mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werde. Von Männern sei hier und da Kritik gekommen, wieso man von Gewalt betroffene Männer bei der Ausstellung auslasse. Aber für Duygu Demet Incekara ist das in Ordnung: „Man kam dann trotzdem in einen Austausch.“
Corona, so berichten die vier, habe häuslicher Gewalt noch mal einen Auftrieb gegeben. Zuletzt war das Thema besonders durch den Fall der Französin Gisèle Pelicot bekannt, sagen sie. Aber weit weg sind Gewaltfälle trotzdem nicht. Alexandra Engel sagt: „Sowas gibt es auch in Leverkusen.“

