Immer mehr Menschen möchten ein Urnengrab statt eines Holzsargs. Die katholische Kirchengemeinde in Quettingen und Lützenkirchen reagiert darauf.
BaumbestattungFriedhof Quettingen bietet Urnengräber unter einer Winterlinde

Stadtdechant Heinz-Peter Teller segnet das neue Grabfeld ein, dessen Einrichtung Alfred Gierse (r.) vom Kirchenvorstand der Gemeinde organisiert hat.
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Das neue Urnengräberfeld auf dem katholischen Friedhof in Quettingen liegt an der nördlichen Seite des Geländes am Holzer Weg. Ein schlichter, mit Kopfsteinpflaster gefasster Weg führt auf eine Winterlinde zu. Um sie herum liegen zwölf Urnengrabplätze, die noch leer sind. Am Freitag segnete Stadtdechant Heinz-Peter Teller das kleine Gräberfeld in einer kurzen Zeremonie ein.
„Die Frage nach pflegefreien Gräbern und Urnenbestattungen wird immer häufiger gestellt“, berichtete Alfred Gierse vor der Einsegnung. Gierse ist im Friedhofsausschuss des Kirchenvorstands der Gemeinden St. Maria Rosenkranzkönigin und St. Maurinus und hat sich um die Einrichtung des neuen Urnengräberfeldes gekümmert. Die ersten Pläne dafür reichen etwa vier Jahre zurück. Das Urnengräberfeld biete die Möglichkeit für Ehepaare, nebeneinander bestattet zu werden, erläuterte Gierse. Und es sei auch für auf den Rollator angewiesene Menschen leicht, einen auf dem Urnengräberfeld bestatteten Angehörigen zu besuchen, anders als das mitunter in Friedwäldern der Fall sei. Denn, so Gierse: „Ein Anlaufpunkt für die Angehörigen ist wichtig.“
Leverkusen: Familiengrab ist teuer
Zugleich schrecke viele Hinterbliebene aber der Gedanke an die Pflege vom Erwerb einer Grabstelle für einen Sarg ab. Auch wegen der Kosten: Wer ein Familiengrab professionell pflegen lässt, muss laut Gierse mit Kosten von etwa 500 Euro pro Jahr rechnen. Der Kirchenvorstand hat also auf die gewachsene Nachfrage nach pflegefreien Bestattungen reagiert, die heute etwa 70 Prozent aller Bestattungen ausmachen.
In Quettingen werden die Urnen in vorbereitete Erdröhren eingesetzt. Jeweils zwei passen übereinander in die Röhre rund um den Baum hinein. Die Gemeinde hat weitere 30 Urnengräber auf Lager. Wenn die untere Ruhezeit abgelaufen ist, kann oben wieder nachbestattet werden. Da alle Urnen heute aus biologisch abbaubaren Material – sowohl die Schmuckurne als auch die Aschekapsel – hergestellt sind, gelangt die Asche der oder des Verstorbenen mit der Zeit einfach ins Erdreich. Denn das Rohr, in dem die Urne sitzt, ist nach unten offen.
Stadtdechant Teller bedankte sich sehr bei Gierse für dessen Einsatz: „Für die Idee, die Ausführung, die Zeit und die Nerven, die man dabei manchmal auch lässt.“ Er sprach ein Gebet und bat: „Guter Gott, segne dieses Gräberfeld und mache es zu einem Ort der Hoffnung, des Andenkens und der Zuversicht.“
Quettinger Friedhof besteht seit 1931
Der Friedhof am Holzer Weg ist fast 100 Jahre alt. 1931 wurde er eingerichtet. Er hat etwa 2300 Grabstellen in Form von Einzel- und Mehrfachgräbern, Reihen- und Wahlgräber. Die Ruhefrist beträgt 25 oder 30 Jahre. (ps)