Gebühren steigenDie Müllabfuhr in Leverkusen wird teurer

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Vor allem die blauen Tonnen für Papiermüll stellen für Avea-Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp ein Problem dar, nicht nur in der Gebührenkalkulation.

Vor allem die blauen Tonnen für Papiermüll stellen für Avea-Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp ein Problem dar, nicht nur in der Gebührenkalkulation.

Leverkusen – 7,7 Prozent mehr sollen die Menschen in Leverkusen im kommenden Jahr für die Abfallbeseitigung bezahlen. So hat es der Stadtrat in dieser Woche mehrheitlich beschlossen. Begründet wird die Steigerung der ohnehin schon vielfach als zu hoch kritisierten Gebühren mit erheblich gestiegenen Kosten bei niedrigeren Erträgen. Avea-Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp, der der Ratssitzung per Video-Stream zugeschaltet war, führte in erster Linie die weitaus geringeren Wertstofferträge an.

So sei mit Altkleidern fast kein Geld mehr zu verdienen, mit Altpapier deutlich weniger. Der Papiermarkt sei in Pandemiezeiten – nicht zuletzt wegen der enorm gestiegenen Umsätze von Lieferdiensten wie Amazon – überschwemmt, der Erlös auf ein Siebtel gegenüber dem Vorjahr gefallen. Verschärft werde dies noch durch die oft minderwertige Qualität des Verpackungspapiers.

Zahlreiche Kostenfaktoren

Andere Faktoren für die Kostensteigerung: Die tarifliche Anpassung der Beschäftigten im Fuhrpark, die seit zwei Jahren nach dem Tarif für den Öffentlichen Dienst bezahlt werden, was zu einer Steigerung der Personalkosten von rund zehn Prozent geführt habe. Unmittelbar bevor stünden Investitionen in die Erneuerung der hoffnungslos veralteten Öfen der Müllverbrennungsanlage aus den Jahren 1969 und 1986, in eine neue Anlage zur Herstellung von Wasserstoff, der spätestens 2035 den gesamten Fuhrpark anstelle von Diesel antreiben soll, sowie die Anschaffung der entsprechenden Fahrzeuge für die Müllabfuhr. Ganz am Rande seien aktuell auch noch erhöhte Aufwendungen für die Sicherheit des Avea-Personals in der Pandemie angefallen, die eingepreist werden müssten, so Geschäftsführer Sprokamp.

Gesetzlich vorgegeben muss spätestens 2023 auch in Leverkusen eine separate Biotonne eingeführt werden. Die Gebühren müssen künftig dann vom bisher geltenden Personenmaßstab auf eine Leistungsgebühr umgestellt werden. An der dazu erforderlichen Satzungsveränderung werden Rat und Verwaltung im kommenden Jahr arbeiten müssen.

Während es im Rat viel Lob und Anerkennung für eine reibungslose Abfallbeseitigung auch in der gegenwärtigen Krise gab, kam auch Kritik an der Kostenentwicklung auf. Auch wenn eine Statistik der Immobilieneigner-Lobby Haus- und Grund von vielen in Zweifel gezogen wurde, wonach Leverkusens Müllabfuhr die teuerste im Lande sei, wurden mehr Sparanstrengungen vom städtischen Entsorgungsbetrieb eingefordert.

Sparkonzept eingefordert

Nur fünf statt der kalkulierten 7,7 Prozent wollte die FDP an Gebührensteigerung akzeptieren. Die Avea solle die Mehrkosten mit Umschichtungen kompensieren, lautete ein Ratschlag. Die AfD vermisste Ideen und Konzepte zur Kostenbegrenzung statt eines dumpfen Drehens an der Gebührenschraube. Den Hinweis auf Altkleidersammlung und Papiererlöse wertete die Klimaliste als Ausrede – das seien doch marginale Nebengeschäfte für die Avea.

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Stadtkämmerer Markus Märtens versuchte, die Aufregung zu begrenzen. Es gehe bei der Gebühr unterm Strich um eine Summe von 2,40 Euro pro Person und Jahr. Dass die Leverkusener Abfallgebühren grundsätzlich neu zu regeln seien, stehe allerdings außer Frage.

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