Die Stadt soll die Kita von dem Investor für 20 Jahre mieten.
Widerstand aus dem StadtteilJetzt soll die Entscheidung zur Paeschke-Kita in Hitdorf fallen

Am Ende der Weinhäuserstraße will der Investor Gernot Paeschke eine Kita bauen und sie für 20 Jahre an die Stadt vermieten.
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Soll die Firma von Gernot Paeschke in Hitdorf an der Weinhäuserstraße am Siedlungsrand eine neue Kita bauen dürfen oder nicht? Die großen Parteien sind sich einig, dass die Kita kommen soll, die Paeschke bauen will, der eine Garantie für eine 20-jährige Mietdauer von der Stadt erhalten soll. Den endgültigen Beschluss über einen neuen Bebauungsplan und die dafür nötige Änderung des Flächennutzungsplans will sich die Verwaltung am 16. Juni 2025 im Bau- und Planungsausschuss politisch genehmigen lassen.
Die Ansichten, ob eine Kita an der Stelle gebaut werden sollte, gehen direkt auseinander. Im vom Verkehr jetzt schon geplagten Hitdorf, in dem die Mehrzahl der Einwohner in Eigenheimen lebt, gibt es erhebliche Widerstände, die sich jetzt auch in den Ratsunterlagen wiederfinden. Im Stadtteil hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Jetzt hat sich auch die Hitdorfer CDU dem Kreis der Gegner der Kita angeschlossen. Der Hitdorfer CDU-Ortsverband empfiehlt, dem Bau der Kita nicht zuzustimmen, sie sieht die Sache also komplett anders als die CDU-Fraktion im Rat; von der ist nämlich eine hundertprozentige Zustimmung zur Paeschke-Kita zu erwarten, ebenso wie bei SPD und Grünen.
Die Hitdorfer CDU hingegen erlaubt sich eine eigene Meinung, sie beklagte zuletzt häufiger die hohe Belastung im Stadtteil durch den Autoverkehr, besonders auch vor den Grundschulen und den bestehenden Kitas an der Ringstraße; die meisten Autofahrten dürften allerdings hausgemacht sein, also aus dem Stadtteil selbst kommen.
Es sei zu befürchten, dass wegen der neuen Kita zum eigenen Autoverkehr demnächst auch auswärtige Autos hinzukämen, die morgens und zum Dienstschluss der Kita durchs Viertel fahren werden, so ein Kritikpunkt. Der Grund: Die Hitdorfer selbst bräuchten die neue Kita gar nicht unbedingt.

Ans Ende der Weinhäuserstraße auf diese Wiese soll die Kita gebaut werden.
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Das haben die beiden Hitdorfer, die Politikwissenschaftlerin Susanne Stark und der Mathematiker Stefan Artlich, noch einmal in einem Positionspapier aufgeschrieben, das sie an die Politik verschickt haben: „Wir haben intensiv die Daten der Stadt zum Kitaplätze-Bedarf auseinandergesetzt“, sagt sie. Man habe feststellen müssen, dass die Stadt mit einem viel zu starken Bedarf rechne. „Die Stadt hat nicht ordentlich nachgerechnet.“ Dass die Stadt mit ihren extremen Geldproblemen dem Investor eine 20-jährige Mietgarantie geben müsse, hält sie angesichts ihrer Berechnungen zum Bedarf für nicht zustimmungsfähig. Die dann angemietete Kita könne womöglich sogar teilweise leer stehen, wegen des falsch berechneten Bedarfs, womöglich auch wegen fehlenden Personals. Ein Bericht des Landesfamilienministeriums scheint die Berechnungen der Kritiker zu unterstützen. Darin heißt es, dass der heutige Platzmangel sich in einen Überhang wandeln werde.
Die Stadt sieht das anders, wie aus den Textbausteinen in den Ratsunterlagen hervorgeht: Die Zahlen der Bedarfsplanung stellten immer eine rechnerische Größe dar und gäben unter Umständen nicht den tatsächlichen Bedarf wieder. Und: Die Eltern sind frei in der Entscheidung, in welcher Kita sie ihre Kinder anmeldeten. Mit anderen Worten: Möglich, dass manche Mutter bereit sein könnte, wegen des sozial stabilen Umfelds in Hitdorf, Zeit und Geld in einen langen Weg von und zur Kita zu investieren.
Anwohner befürchten neue Siedlungsteile
In Hitdorf befürchtet man zudem eine Salamitaktik: Wenn erstmal die Kita da ist, könnte bald eine neue Straße „nach hinten raus“ über die Felder gebaut werden. Damit wäre die Ader für neue Siedlungsteile im Norden geschaffen, ein neues Baugebiet auf der grünen Wiese nicht mehr fern, sagte eine Anwohnerin.
Die Verkehrsfrage sieht die Stadtverwaltung nicht kritisch, in der Unterlage steht: In der morgendlichen Spitzenstunde zwischen 8 und 9 Uhr soll der Zuwachs in der Straße mit 114 Autos relativ gering sein. Ferner sei die Weinhäuserstraße geradlinig ausgebaut, sodass ein vorausschauendes Fahren möglich sei. Die Stadt gibt zu: „Aufgrund der hohen Dichte von Fahrbahneinengungen und Fahrzeugen des Hol- und Bringverkehrs, komme es jetzt zeitweise zu einem gestörten Verkehrsfluss auf der Ringstraße.“ Zur Entschärfung will man Engstellen auf der Ringstraße schleifen. Man sieht keine wirklichen Probleme: „Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass durch die vorgesehene Planung keine wesentlichen Verschlechterungen hervorgerufen werden.“ Durch Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer in der Stunde werde das Unfallrisiko reduziert. Fußwege seien ausreichend vorhanden.