Die Schlebuscher Weiber zogen an Weiberfastnacht durchs Dorf.
Leverkusener KarnevalJecke Schlebuscherinnen trotzen dem Regen
„Wenn ich hier zehn Minuten stehen bleibe, ist mein Kölsch wieder voll!“, sagte eine der bunt verkleideten Schlebuscherinnen. 11.11 Uhr ging der Zug der jecken Schlebuscher Wiever durch die Gemeinde los, ungefähr um 11 Uhr hatte es so heftig zu regnen begonnen, dass die Frau die Verwässerung ihres Kölschs fürchtete.
Treffpunkt war die Kaffeebud an der Sparkasse im Edeka, wo es warm und trocken war. Lilo Schmitz ließ dreimal Alaaf ausrufen, dann ging es auf den Markt: Kein Standbetreiber ließ es sich nehmen, Wurststücke, Käse, Äpfel oder natürlich Schnaps auszugeben. Die meisten hatten sich da schon den Ein-Euro-Regenponcho übergezogen. „Lecker!“, hieß es.
Beim zweiten Schnaps sagte eine: „Ich will eigentlich noch bis heut’ Nachmittag durchhalten“, und kippte den Obstlikör auch noch runter. Um 11.30 Uhr blitzten die ersten Blaulichter eines Rettungswagens in der Fußgängerzone auf. Der Regen verstärkte sich, auf dem Lindenplatz war die Jugend noch nicht angekommen. Es war auch nicht besonders wahrscheinlich, dass es in diesem Jahr besonders voll wird auf dem Lindenplatz, wo es sonst immer Alkoholexzesse und auch Gewalt gegeben hat.
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Davon war nichts zu sehen. Bei einem solch verregneten Weiberzug wie diesem waren Filialen von Banken und Sparkassen wichtige Stationen. Außerdem gab es dort oft etwas zu trinken, wie in der VR-Bank. Deren Geschäftsstellenleiter war 2010 mal Karnevalsprinz Udo I., dort war also ein Zwischenstopp mit Kölsch obligatorisch.
Vorm Haus Ferger stand ein Türsteher, aber er war ohne Funktion, drinnen war es noch übersichtlich leer. Es gab noch Sitzplätze. Auch den Lindenplatz hatte man seit Jahrzehnten an Weiberfastnacht nicht so leer gesehen wie am Donnerstag. Dafür war ein überdachter Platz die Rettung für die feiernde Jugend: Langsam sammelten sich die ersten Schülerinnen und Schüler im überdachten Durchgang in der Verlängerung der Morsbroicher Straße. Das war außerhalb der glasfreien Zone, weshalb hier Flaschen herumgingen.
Die Schlebuscherinnen vom Weibersturm waren inzwischen im Festzelt angekommen. Zum Ende des Umzugs waren die Frauen eigentlich stimmungsmäßig gut in Fahrt. Die Frontfrau des Schlebuscher Karnevals, Lilo Schmitz, wusste, wie sie noch eine Steigerung erreichen konnte. Gemeinsam mit den Frauen im Festzelt stimmte sie das Schlebuscher Karnevalslied „Jo, mir sin Schliebijer“ an.
Von dem leicht selbst beweihräuchernden Lied mit der Zeile „mir sin von jooder Art“ ist weder im Netz ein Liedtext zu finden, noch weiß jemand, wer es in wahrscheinlich grauer Vorzeit geschrieben hat. Aber viele konnten es mitsingen. Lilo Schmitz wurde von Tochter Viktoria unterstützt. Und die Schlebuscher Clowns sangen auf der Bühne mit und schunkelten. Auch die Clowns der Telegrafenklause sangen mit, durch gelbe Perücken und rote Jacken unterschieden sie sich optisch von der überwiegend blau-bunt gekleideten Konkurrenz-Gruppe Schlebuscher Clowns. Als der Ausruf Schlebuscher Clowns Alaaf anstand, konnten einige von der Telegrafen-Fraktion nicht über ihren Schatten springen und mitmachen. Die beiden Clown-Zirkel, bis vor 15 Jahren ein Club, haben sich entzweit, das kann vorkommen. Draußen regnete es in Strömen. Das Lied „Dat Wasser vun Kölle is joot“ sangen wieder alle gemeinsam.