Der Verein bestätigt die Wiedereinstellung von Michael H. nach Elterninitiative.
Eltern forderten Micha H. zurückJugendtrainer nach Nazi-Trikot-Eklat zurück beim SSV Alkenrath

Hier spielt der SSV Alkenrath: Der Verein bestätigt die Wiedereinstellung von Michael H. nach Elterninitiative.
Copyright: Charlotte Breidohr
Der Skandal schlug im Frühjahr hohe Wellen: Ein Jugendtrainer des SSV Leverkusen-Alkenrath posierte auf Mallorca in einem pinken Trikot mit dem Aufdruck „Führer“ und der Nummer 44 – eine Zahl, die in der Szene als Anspielung auf die SS gilt. Der Fußballverein trennte sich nach Medienberichten und öffentlichem Druck schnell und deutlich von dem Leverkusener. Nun ist der 41-Jährige zurück auf dem Platz – auf Wunsch der Eltern, deren Kinder er trainiert hat.
Michael H. – Spitzname Micha – ist nach zwei Monaten Pause wieder Jugendtrainer beim SSV Leverkusen-Alkenrath. Die Eltern der rund 20 Spieler hatten sich zusammengetan und in einem Schreiben an den Verein appelliert: „Michael hat einen schweren Fehler gemacht. Das steht außer Frage. (…) Doch dieser Fehler ist kein Beweis für eine fremdenfeindliche oder rechtsradikale Gesinnung. Wer Micha kennt, der weiß: Hier liegt keine Haltung vor, sondern ein gedankenloser, unkluger Moment (…). Unsere Mannschaft ist geprägt von Vielfalt. Unsere Kinder haben unterschiedlichste kulturelle und soziale Hintergründe. Micha war und ist für sie ein offener, wertschätzender, motivierender Trainer (…). Wir als Eltern kennen Micha und stehen geschlossen hinter ihm.“
Michael H. versteht, dass viele Menschen wütend waren, als die Bilder aus Mallorca öffentlich wurden. Er sei mit Freunden auf einem Junggesellenabschied gewesen, stark alkoholisiert und bereits über 20 Stunden auf den Beinen. Das Trikot habe er „im Vollrausch für einen Zehner bei einem Straßenhändler gekauft“. Die „Mallorca Zeitung“ und „Bild“ griffen das Thema auf, auch im Netz wurde heiß diskutiert.
Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Das war geschmacklos, unüberlegt und hat mir und dem Verein geschadet. Ich freue mich, dass Eltern hinter mir stehen und sich für mich eingesetzt haben.
Der unterschriebene Elternbrief bedeutet Michael H. viel: „Ich bin leidenschaftlich gern Fußballtrainer und übe dieses Ehrenamt seit sieben Jahren aus. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Das war geschmacklos, unüberlegt und hat mir und dem Verein geschadet. Ich freue mich, dass die Eltern hinter mir stehen und sich für mich eingesetzt haben.“
Dieses Engagement sei ausschlaggebend gewesen, den Jugendtrainer wieder auf den Platz zu holen. Daniel Albe, zweiter Vorsitzender des SSV Leverkusen-Alkenrath, bestätigt dies auf Anfrage: „Die Eltern haben sehr deutlich gemacht, dass sie den Vorfall verurteilen, den Menschen Michael H. aber weiter schätzen.“ Man habe das Gespräch mit Michael H. gesucht und intern diskutiert. „Seine glaubhafte Entschuldigung, sowie der Elternbrief haben unseren sportlichen Leiter bewogen, ihn wieder als Trainer einzusetzen, dem wir als Vorstand nicht widersprochen haben“, so Albe weiter.
Die Rückholaktion sorgt für neue Diskussionen in den sozialen Medien – es habe sogar Morddrohungen gegen Michael H. und seine Familie und Hass-Kommentare gegen den Fußballclub gegeben. „Das geht absolut zu weit“, betont Albe. Rund 70 bis 80 Prozent aller Mitglieder hätten laut Vorstand beim SSV Alkenrath einen Migrationshintergrund. „Gerade, weil wir für Vielfalt stehen, glauben wir an die Kraft der Versöhnung und für zweite Chancen.“
Michael H. weiß, dass er unter Beobachtung steht. „Ich möchte nun liefern – nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch“, sagt er. „Ich will nicht wieder in die Schlagzeilen. Ich will einfach nur mit meinen Jungs auf dem Spielfeld stehen.“
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat die Nummer 44 zwar schon längst aus dem regulären Verkauf genommen – auf Mallorca sollen laut Augenzeugen jedoch weiterhin Shirts mit dem Design frei erhältlich sein.