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KommentarWenn Leverkusen die Verkehrswende will, müssen Kinder mitgedacht werden

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Schnellbus Leverkusen-Wermelskirchen beim Halt in Bergisch Neukirchen

Der Schnellbus Leverkusen-Wermelskirchen beim Halt in Bergisch Neukirchen

Kinder aus Pattscheid sollen künftig anstelle eines Schulbusses den Linienbus nehmen. Dafür müssen aber ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Ist es gerecht, dass 39 Kinder aus Romberg, Linde und Pattscheid mit einem eigenen Schulbus zur Grundschule in Bergisch Neukirchen chauffiert werden? Natürlich nicht: Hunderte Grundschulkinder in der ganzen Stadt stehen vor der Herausforderung, dass ihr Schulweg zu weit oder zu gefährlich ist, um ihn alleine zu Fuß zu bewältigen. Einen eigenen Transfer gibt es nur noch am nördlichsten Stadtzipfel, weil es hier früher keinen öffentlichen Nahverkehr gab.

Trotzdem ist der sogenannte „Schülerspezialverkehr“ sinnvoll: Im Gegensatz zu vermutlich so ziemlich allen anderen i-Dötzchen fahren aus Pattscheid selbst Erstklässler schon selbstständig mit dem Bus zur Schule – in einem geschützten, altersangemessenen Rahmen. Das ist toll. Für Eltern, die ihre Kinder nicht fahren müssen, für den Verkehr auf der Burscheider Straße, für die Umwelt und für die Selbstständigkeit der Kinder.

Stefanie Schmidt

Stefanie Schmidt

Stefanie Schmidt ist Redakteurin in der Lokalredaktion Leverkusen. Eigentlich wollte die Sportstudentin zur Fußball-WM 2006 nur mal kurz als Praktikantin in die Sportredaktion beim Kölner Stadt-Anzeig...

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Das heißt nicht, dass jetzt überall wieder Schulbusse eingeführt werden können oder sollen. Und auch nicht, dass der Pattscheider Spezialverkehr unverändert bestehen bleiben muss, auch wenn die Infrastruktur im Stadtteil sich – zum Besseren – verändert hat.

Es zeigt aber, dass die Verkehrswende weg vom Individualverkehr nur gelingen kann, wann auch die Kinder ernsthaft mit bedacht werden. Keine Familie wird ihr Auto abschaffen, wenn sie es braucht, um das Kind zur Schule zu bringen. Und die Bedenken der Pattscheider Eltern sind verständlich. Wer will, dass Kinder, die nicht in Laufdistanz wohnen, nicht mit dem Auto gebracht werden, muss ihnen attraktive Angebote machen. Der Schulbus ist ein solches, das aber auch nur einer handvoll Kindern hilft.

Wenn der ÖPNV für alle sein soll, müssen Kompromisse gemacht werden
Stefanie Schmidt

Deswegen muss der ÖPNV im Norden und überall in der Stadt darauf überprüft werden, wie er auch für kleine Kinder praktikabel und sicher ist. Vielleicht könnte der SB24 in der Zeit zum Schulbeginn ja einen Schlenker zu einer extra Haltestelle vor der Schule fahren? Mit einer Durchsage: „Alle Grundschüler hier aussteigen“. Das würde Fahrpläne durcheinander bringen und wäre nicht unbedingt im Sinne der Pendler auf der Schnellverbindung zum Bahnhof Opladen. Aber wenn der ÖPNV für alle sein soll, müssen Kompromisse gemacht werden.

Vor allem müssen Interessen von Kindern und Bedenken von Eltern gehört werden. Und das geht nicht, wenn Beschlüsse, wie in diesem Fall, in einem Ausschuss gefasst und danach den Eltern mitgeteilt werden.

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