„Man schämt sich richtig“Mieter in Leverkusen kämpfen monatelang mit Wasserschaden und defektem Aufzug

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LEG-Siedlung in Leverkusen Steinbüchel

Die LEG-Siedlung in Leverkusen Steinbüchel.

In der LEG-Siedlung in Leverkusen Steinbüchel haben Mieter mit vielen Mängeln zu kämpfen – und fühlen sich nicht gehört.

„Manchmal habe ich schon fast Angst, nach Hause zu kommen“, sagt Sebastian Mojza. „Weil ich immer denke, es passiert wieder irgendwas.“ Der 42-Jährige wohnt in Steinbüchel in der LEG-Siedlung an der Albert-Schweitzer-Straße. Seit etwa sieben Jahren lebt er hier im zehnten Stock, direkt unter dem Dachgeschoss. Seit vier Jahren dokumentiert er immer wieder zahlreiche Mängel. Darunter Wasserschäden, Heizungsausfälle, defekte Aufzüge, kaputte Lampen, Warmwasserausfälle.

Aktuell hat er einen massiven Wasserschaden, der wohl auch schon bis hinunter in den fünften Stock reicht. „Über meiner Wohnung ist der Heizungsraum mit der Pumpstation“, sagt Sebastian Mojza. „Im Dachraum steht der ganze Boden rund zwei Zentimeter unter Wasser“, sagt der Leverkusener.

Ein Heizungsraum mit vielen Rohren. Auf dem Boden ist ein Wasserfilm zu sehen.

LEG-Siedlung in Leverkusen Steinbüchel: Im Heizungsraum unter dem Dach steht Wasser am Boden.

Im Nachbarhaus hingegen ist der Aufzug defekt. Und das schon eine ganze Weile. Seit dem 17. Dezember laufe der Aufzug nicht mehr oder nicht richtig, sagt die 73-jährige Annedore Ewald, die mit ihrem Ehemann im vierten Stock wohnt. Zwischendurch lief der Lift fünf Tage lang wieder. Seit Ende Januar ist er aber nicht mehr nutzbar. Sie selbst sei auf einen Rollator angewiesen und komme jetzt nur sehr schwer aus dem Haus und wieder hoch in ihre Wohnung. „Ich laufe immer mit einer Krücke runter“, sagt Annedore Ewald. 

Aufzug defekt: 73-Jährige ist auf Rollator angewiesen und muss durchs Treppenhaus

Vor zehn Jahren habe sie eine künstliche Hüfte bekommen und habe mit dem Bein bis heute Probleme. „Einkäufe kann ich nicht tragen, das macht mein Mann, aber auch er ist 70 und hatte vor zwei Jahren eine Herz-OP.“ Weder im Haus des Ehepaars Ewald noch im Haus von Sebastian Mojza gebe es ausreichend Informationen seitens des zuständigen Wohnungsunternehmens LEG Immobilien zur Beseitigung des Wasserschadens oder zur Reparatur des Aufzugs, sagen die Anwohner.

Auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ erklärt LEG allerdings, dass die betroffenen Mieter über den Rohrbruch in der Heizanlage informiert worden seien, auch beim Aufzug seien Mieter auf Anfrage über den Status der Arbeiten informiert worden.

Die Tür hat schon einen richtigen Pelz.
Sebastian Mojza, Mieter in Steinbüchel

Der Wasserschaden sei inzwischen nichts Neues für Sebastian Mojza. Der komme alle paar Jahre wieder. „Aber nie so schlimm wie diesmal, jetzt läuft das Wasser konstant.“ Das bestätigt auch der Mieterverein Leverkusen, bei dem Mojza Mitglied ist.  Im Jahr 2022 habe es schon einen ersten Wasserschaden gegeben. Da „dauerte es Monate, bis die Wohnung unseres Mitglieds wieder bewohnbar war“, heißt es vom Mieterverein. Anrufe, schriftliche Mängelanzeigen oder Androhungen von Klagen hätten keine Wirkung gezeigt. Nachdem es ab Oktober 2023 den nächsten Wasserschaden bei Mojza gab, hatte der Mieterverein sich im November zweimal, im Dezember einmal an LEG gewandt, erhielt jedoch nur einmal eine Rückmeldung, allerdings zu den Mietminderungsansprüchen des „Altschadens“.

Bei ihm selbst gebe es Wasserflecken in der Wohnung, sagt der 42-jährige Sebastian Mojza, vor allem am Eingangsbereich seiner Wohnung sowie direkt davor im Hausflur. Der Redaktion liegen Fotos vor, die das Ausmaß zeigen. Es ist deutlich zu sehen, wie das Wasser regelrecht die Wand hinunterfließt. „Bei mir hat sich auch schon Schimmel gebildet“, sagt Mojza dem „Leverkusener Anzeiger“. Aber der Großteil des Wassers fließe auf die gegenüberliegende Seite zum Nachbarn. „Da hat die Tür schon einen richtigen Pelz.“

In einem Hausflur verdunkeln Wasserflecke die weiße Wand. An einigen Stellen fließt das Wasser die Wand hinunter.

Die glänzenden Flecke, wo das Wasser im Flur an der Wand hinunterläuft, sind deutlich sichtbar.

Auf Meldungen an LEG habe es bisher keine Rückmeldungen gegeben, sagt Sebastian Mojza. „Das läuft wie eine stille Post. Ich rufe dort an, die rufen woanders an und dann ruft mich wieder jemand an und fragt nach dem Wasser, das im Keller ausläuft“, so berichtet es der Bewohner. Dann müsse er erstmal erklären, dass es um einen Wasserschaden unter dem Dach gehe. Informationen über Handwerker oder ähnliches habe er auch nicht erhalten. „Ich kam vor ein paar Wochen nach Hause, da war oben plötzlich ein Handwerker, aber geändert hat sich seitdem nichts.“

Wohnfirma LEG will Rohrbruch am 13. Februar behoben haben

Auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ zu den Problemen erklärte eine Sprecherin von LEG, dass beide Schäden bekannt seien. Der Wasserschaden in Mojzas Haus sei Ende Oktober gemeldet worden und „zunächst provisorisch abgedichtet, bevor der Rohrbruch am 13. Februar vollständig beseitigt wurde“. Wegen Handwerkermangels habe LEG nicht früher tätig werden können.

Ein großer Wasserfleck über einer Notausgangstür.

Mieter Mojza dokumentiert die Schäden. Im Flur läuft deutlich das Wasser an den Wänden herunter.

Grundsätzlich sei es aber „immer unser Anspruch, so schnell wie möglich tätig zu werden“. Notwendige Folgearbeiten würden noch überprüft, so LEG. Sebastian Mojza kann das nicht bestätigen. „Die Decke im Flur ist nach wie vor feucht, da trocknet nichts“, sagt der Anwohner.

LEG-Siedlung in Leverkusen: Treppenhaus ist verschmutzt und stinkt

Im Haus nebenan hängt ein Zettel an der Aufzugtür. Darauf heißt es, die Reparatur sei beauftragt worden. Nicht nur sei es für sie beschwerlich, mit einer Krücke und Schmerzen immer wieder vier Stockwerke hinauf- und hinunterzulaufen, sagt Annedore Ewald. Das Treppenhaus sei zudem auch noch in einem schlimmen Zustand.

Es ist düster, trotz Lampen mit Bewegungsmelder auf jedem Stockwerk. Der Betonboden, die Stufen, das Geländer sind schmutzig. Fast überall am Boden, an der Wand oder an der Decke sind dunkle Flecken zu sehen, bei denen nicht klar erkennbar ist, ob es Dreck oder Schimmel ist. Es riecht muffig, nach Feuchtigkeit und nach Urin. Das liege unter anderem an den Hunden, die im Haus lebten, sagt Annedore Ewald. Die Besitzer gingen teilweise zu knapp mit den Tieren nach unten und sie urinierten dann eben im Treppenhaus. 

„Ich nehme mir immer was zum Desinfizieren mit, wenn ich dort lang muss“, sagt die Rentnerin. „Ich habe immer das Gefühl, meine Hand ist schmierig vom Geländer.“ Es sei auch einfach nicht schön, so Besuch zu empfangen, der dann dort durchlaufen müsste. „Man schämt sich richtig.“ Sie und ihr Mann hätten sich für altersgerechtes Wohnen angemeldet, aber es sei derzeit nichts zu finden.

Der defekte Aufzug sei der Immobilienfirma LEG ebenfalls bekannt, teilt das Unternehmen der Redaktion mit. Die Instandsetzung solle am 23. Februar erfolgen. Zum verschmutzten Treppenhaus heißt es von LEG, es werde wöchentlich von einer Reinigungsfirma gesäubert. „Eine Sanierung des Treppenhauses ist aktuell nicht geplant. Eine Grundreinigung wurde beauftragt.“

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