Leverkusener Pharma-AGStunden nach Kapitalschnitt will Biofrontera neue Aktien ausgeben

Lesezeit 3 Minuten
Der Vorstandsparkplatz von Biofrontera in Leverkusen-Manfort

Die Zeit drängt: Biofrontera will das geschrumpfte Grundkapital jetzt schnell verdoppeln.

Die Zeit drängt offensichtlich: Das von 63 auf drei Millionen Euro geschrumpfte Stammkapital soll verdoppelt werden. 

Zwischen dem harten Kapitalschnitt und dem Beschluss, frisches Kapital zu besorgen, lagen nur gut sieben Stunden: Vorstand und Aufsichtsrat von Biofrontera haben am Donnerstagabend beschlossen, gut drei Millionen neue Aktien anzubieten. Die am Donnerstagmittag von den Aktionären mit großer Mehrheit gebilligte Verringerung des Grundkapitals von gut 63 auf etwas über drei Millionen Euro soll danach nur ganz kurz Bestand haben: „Dieses herabgesetzte Grundkapital soll im Verhältnis 1:1 durch Ausgabe von bis zu 3.038.431 neuen Aktien erhöht werden“, teilten Vorstand und Aufsichtsrat am Abend mit. Den derzeitigen Anteilseignern, deren Besitz sich durch den Kapitalschnitt gerade von jeweils 21 auf nur noch eine Aktie verringert hatte, solle ein Bezugsrecht auf ein neues Papier gewährt werden. Mehr wäre möglich, heißt es ausdrücklich.

Der Bezugspreis für die gut drei Millionen neuen Aktien soll bei 1,10 Euro liegen, also gerade mal zehn Cent über dem Mindestpreis. Das klingt nach einem günstigen Preis: Denn mit dem Kapitalschnitt im Verhältnis von 21:1 musste man auch den Wert der bestehenden Biofrontera-Aktien mit 21 multiplizieren. Das ergab bei einem Kurs von bis dato rund 30 Cent einen Kurs von mehr als sechs Euro – theoretisch.       

Großaktionäre sollen sich engagieren

Damit die Kapitalerhöhung auch funktioniert, sucht die Führung des Ameluz-Herstellers das Gespräch mit großen Aktionären. Sie sollen sich zum Kauf neuer Aktien bekennen, damit „die Kapitalerhöhung teilweise garantiert wird“, heißt es aus Manfort.  In einem Fall wird das ein Selbstgespräch: Biofronteras mit Abstand größter Aktionär ist Wilhelm Zours, der Vorsitzende des Aufsichtsrats.   

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstagmittag im Hotel Bay-Arena hatte Biofronteras Führung deutlich gemacht, dass nun schnell Geld her muss, am besten bis zum Mai. Aus dem prägenden Geschäft in den USA werde das Unternehmen belastet: Der inzwischen selbstständige US-Ableger muss erst einmal seine großen Lagerbestände der Hautkrebs-Salbe Ameluz los werden, bevor er neue Bestellungen in Leverkusen tätigt. Vorständin Pilar de la Huerta nannte den Aktionären eine Summe von rund 1,8 Millionen Euro, die in diesem Jahr aufgebracht werden müsse, um über die Runden zu kommen. Entsprechend heißt es in der Mitteilung zur Kapitalerhöhung: Diese Mittel „dienen der Finanzierung der operativen Geschäftstätigkeit“. 

Zu den Belastungen aus dem laufenden Geschäft kommt eine Altlast, berichtete Aufsichtsratschef Zours auf Nachfrage eines Aktionärs: Mit der fristlosen Kündigung des früheren Finanzvorstands Ludwig Lutter im August 2022 ist Biofrontera nicht durchgekommen. Das Arbeitsgericht hat das Unternehmen verurteilt, Lutters Fixum bis zum ursprünglichen Vertragsende zu bezahlen. Das seien rund 250.000 Euro, so Zours.   

KStA abonnieren