Neuer Alltag in LeverkusenAuf Rolltreppen-Rampe wie bei einer Achterbahnfahrt

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Schnitzel Klopapier

Toilettenpapier ist mittlerweile ein echtes Verkaufsargument.

  • In unserer Kolumne beleuchten wir den neuen Alltag, den uns die Pandemie gebracht hat.
  • Mal nachdenklich, mal witzig schildert unsere Autorin, wie sie sich für einen Gang zum Supermarkt rüstet und warum sie einigen mehr Polizeikontrollen an den Hals wünscht.

Leverkusen – Der neue Alltag kehrt ein. Ein vermeintlich ruhigerer, entspannterer, das Haus wird kaum verlassen. Doch etwas treibt einen um und lässt den Wecker auf 6.30 Uhr stellen – es sind nur noch drei Rollen Toilettenpapier da. „Topa“ steht auf der Einkaufsliste, im Kalender und geistert durch den Kopf. Nach dem Aus-dem-Bett-Hieven wird die Rüstung angelegt.

Herkömmliche Atemschutzmasken sind für die Pflege und die Krankenhäuser bestimmt, also muss als Alternative ein vor Mund und Nase gebundenes Küchentuch herhalten. Auch jeglicher anderer Stoff schützt die Mitbürger vor den eigenen Nies-, Hust- und Atemtröpfchen. Zum Selbstschutz gehört dazu, auch die Augen zu verdecken.

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Die Erinnerung trügt nicht: Anno dazumal wurden für alle Schüler Labor-Schutzbrillen angeschafft. Das eigene Exemplar findet sich im Karton auf dem Dachboden zwischen Schulheften und dem eigentümlich grün schimmernden Chemiebaukasten. Nun muss nur noch die Kapuze eng um das Gesicht herum geschnürt werden; den Abschluss bilden die Geschirrspül-Gummihandschuhe. Dem Nachbarn bleibt das „Guten Morgen“ im Hals stecken, als er beim Erstkontakt verschreckt zusammenfährt.

Unsichtbarer Feind

Es geht hinaus, wo einen ein neuer unsichtbarer Feind erwartet: Auch der Frühling meldet sich, und mit ihm der Duft nach frischem Schweine-, Kuh- und Pferdedung. Beim Weg am Feld vorbei ist deshalb trotz der Schutzmaßnahmen gegen den ersten unsichtbaren Feind ein zusätzliches Luftanhalten notwendig. Vorbeiziehenden Kleingruppen von jungen Männern wünscht man eine Polizeikontrolle an den Hals, in etwa: „So, sie sind also zu viert. In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen Sie denn? Hm-hm. Und sie wohnen also zusammen? Hm-hm. Wie kommen Sie jetzt also darauf, hier in dieser Gruppe umherzuspazieren? Hm-hm. Das macht einmal tausend Euro pro Kopf, gerne bar, bitte.“

Vor dem Supermarkt hat sich eine Schlange gebildet; es sind nicht viele, doch die meisten stehen brav mit dem gebotenen Abstand zueinander. Muss man sich jetzt grüßen? Man scheint mehr Interessengemeinschaft zu sein als sonst beim Einkaufen. Als die Kirchturmuhr sieben schlägt, beginnt das Herz, schneller zu schlagen. Die lange Kette setzt sich einkaufswagenrasselnd in Bewegung. Es geht auf die Rolltreppen-Rampe wie beim Start einer Achterbahnfahrt. Dann direkt in Richtung Topa. Und wieder nix, nur dieses Regal ist wieder leer.

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