Das Einkaufszentrum hat Wiesdorfs City nachhaltig verändert.
ShoppingRathaus-Galerie feiert in Leverkusen: 15 Jahre ist kein einfaches Alter

Die Rathaus-Galerie
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Das Geburtstagsfest kommt spät. Es beginnt am Samstag, 4. Oktober, um 13 Uhr und dauert eine Woche. Es soll einen kleinen Jahrmarkt geben, und auch am verkaufsoffenen Sonntag beteiligt sich die Rathaus-Galerie. Ein Karikaturist ist da, Happy Feet treten auf. Und es gibt eine Verlosung, um die Leute zu locken.
Tatsächlich hätte man 15 Jahre Rathaus-Galerie schon Ende Februar feiern können: Denn das Einkaufszentrum wurde am 24. Februar 2010 eröffnet. Die Inbetriebnahme war das Ergebnis eines Innenstadt-Umbaus, wie es ihn seit den sechziger Jahren nicht mehr gegeben hatte. Damals war unter anderem die City C entstanden. Jenes Einkaufszentrum also, das bei der Eröffnung der Rathaus-Galerie zum Beispiel noch eine Filiale von C & A beherbergte. Die Doppelbesetzung in Rufweite zum Neubau wurde natürlich nur kurze Zeit beibehalten.
Fünf Jahre wurde geplant
Der Eröffnung waren fünf Jahre Planungszeit vorausgegangen. Und noch viel längerer politischer Streit: Das Rathaus aus den Siebzigern war schon nach rund drei Jahrzehnten derart marode, dass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll erschien. Es ging – wie so oft – um den Brandschutz. Eine dermaßen kurze Halbwertzeit war allerdings längst nicht jedem Politiker einsichtig. Pläne und Konzepte kursierten, wie der mächtige, die City dominierende Bau zu retten wäre. Am Ende setzten sich aber diejenigen durch, die sich vom Rathaus trennen wollten, ersatzlos.
Genug Platz für einen neuen Einkaufstempel bot das pure Rathaus-Areal allerdings nicht. Also kam auch das benachbarte Stadthaus mit in den Topf sowie das Bayer-Kaufhaus gegenüber. Es traf sich gut, dass der Umbauplan in eine Phase fiel, in der Bayer den Prozess der Selbstzerschlagung längst angestoßen hatte und Relikte aus der „Mutter Bayer“-Epoche loswerden wollte. Also auch das Kaufhaus in der Wiesdorfer Innenstadt.

Schlüsselübergabe: Der damalige Oberbürgermeister Ernst Küchler überlässt Klaus Grages (links) und Jules-Edouard Jeannot (rechts) das Rathaus und das Stadthaus.
Copyright: Ralf Krieger
Ab 2005 war dann ECE im Spiel. Den Hamburger Einzelhandelsspezialisten eilte ein vorzüglicher Ruf voraus; gut gemanagte Einkaufszentren in der Nähe wie im Kölner Hauptbahnhof und in Weiden dienten als Referenzobjekte. Es war auch kein Zufall, dass mit Klaus Grages der Weidener Centermanager die Steuerung des Leverkusener Projekts in seiner ersten Phase übernahm.
ECE war bereit, der Stadt ihre beiden Verwaltungsgebäude abzukaufen. Im September 2006 wurde der Vertrag unterzeichnet. Dazu kam ein städtebaulicher Vertrag sowie ein Mietvertrag: Die Rathaus-lose Stadt Leverkusen mietete zwei Etagen in dem noch zu errichtenden Komplex an. Die Architekten von HPP zeichneten einen scheinbar über allem schwebenden Rundbau, der sofort seinen Spitznamen weg hatte: Ufo.
Ein Rathaus mit Flaschenhals
In dem hatten von vornherein nur kleine Teile der Stadtverwaltung Platz: der Oberbürgermeister mit den ihn umgebenden zentralen Stellen in der fünften Etage. Das Bürgerbüro zog in die vierte Etage. Über allem schwebten auch die politischen Entscheidungsträger: Der Ratssaal und kleinere Sitzungssäle wurden in der fünften Etage platziert. Zugänglich ist das alles über ganze zwei Aufzüge. Ein Konstruktionsfehler, wie sich bald herausstelle: Mit dem Bürgerbüro die Stelle der Stadtverwaltung mit der größten Kundenfrequenz ans Ende eines Flaschenhalses zu setzen – das musste repariert werden. Inzwischen sind große Teile des Bürgerbüros in den Luminaden angesiedelt, wo die Sparkasse Platz anbieten konnten, nachdem sie dort ihre Filiale geschlossen hatte.

Leerstand auch an prominenten Stellen in der Rathaus-Galerie.
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Platz wäre unterdessen aber auch in der Rathaus-Galerie selbst. Von den 22.600 Quadratmetern Ladenfläche ist schon länger nicht mehr alles vermietet. Selbst an strategisch gut gelegenen Punkten gibt es Lücken – was auch an den Mieten liegen könnte. In der Eröffnungszeit galt in der City die Faustformel: Spitzenmiete irgendwo in der Fußgängerzone multipliziert mit zwei ergibt den Preis in der Rathaus-Galerie.
Am Anfang herrschte Überfluss
Am Anfang war das kein Problem: Katrin Becker, die erste Center-Managerin in Leverkusen, konnte auf den ECE-Erfolgsmix setzen: Die europaweit aktiven Shoppingmall-Magnaten aus Hamburg kombinierten auch in Wiesdorf große und kleinere Filialisten mit ein paar einheimischen Einzelhändlern. In der restlichen City wusste man nicht, ob das gut oder schlecht ist. Einerseits verliehen die wenigen Ortsansässigen dem neuen Einkaufstempel ein bisschen heimatliches Gepräge. Andererseits entstanden so weitere Lücken im Besatz der Innenstadt.
Die sorglosen Zeiten sind aber auch in der Rathaus-Galerie schon länger vorbei. Center-Manager Frederik Schmälter muss sich mühen, Lücken zu schließen. Das gleicht einer Sisyphos-Arbeit. Aber vom allgemeinen Trend in den Innenstädten kann sich auch ECE nicht abkoppeln und muss die Werbetrommel rühren. Zum Beispiel mit einem einwöchigen Geburtsfest rund um einen verkaufsoffenen Sonntag.