„Habe mich absolut schrecklich gefühlt“Leverkusener beendet 29-tägigen Hungerstreik vor Bahn-Zentrale

Lesezeit 2 Minuten
Der Leverkusener Ilias Emmanuil streikte 29 Tage lang vor dem Hauptgebäude der Deutschen Bahn in Berlin.

Der Leverkusener Ilias Emmanuil streikte 29 Tage lang vor dem Hauptgebäude der Deutschen Bahn in Berlin.

29 Tage lang war der Leverkuener Ilias Emmanuil in Berlin – und hungerte dort für mehr Inklusion.

„Mein Hungerstreik ist definitiv vorbei. Ich habe mich heute absolut schrecklich gefühlt. Ein Arzt sagte mir, ich hätte viel Wasser in den Beinen, weil ich zu wenig Eiweiß zu mir nehme. Ich werde die nächsten Tage nutzen, um mich zu erholen“, teilt der Leverkusener Ilias Emmanuil seinen Followern auf Instagram mit.

Fast einen Monat lang hungerte der 32-jährige am Potsdamer Platz in Berlin für mehr Barrierefreiheit und sammelte Spenden für einen neuen Rollstuhl. Der Platz vor dem Hauptquartier der Deutschen Bahn war gleichzeitig sein Schlafplatz.

Emmanuil nahm jeden Tag etwa 400 Gramm ab. Insgesamt habe er knapp zehn Kilo verloren, ernährte sich zunächst nur von Kaffee und Wasser. Einige Passanten spendeten ihm jedoch Essen, um seinen Hunger zu beenden. „Lebensmittelverschwendung ist für mich ein absolutes No-Go. Ich habe versucht, die Spenden zu verschenken, aber musste dann letztendlich meinen Streik brechen. Deshalb habe ich die wenigen Tage, als ich Pizza bekommen habe, nicht zu den Streiktagen hinzugezählt“, sagt Emmanuil.

Emmanuil musste Regen, Sturm und Hitze trotzen. Und er wurde ausgeraubt, da er nicht die ganze Zeit auf sein Camp aufpassen konnte. Aber er hatte auch viele Gespräche mit den unterschiedlichsten Passanten. Emmanuil bekam sogar eine Tischtennisplatte von einem Berliner Fachhändler und konnte an seinem Protestplatz auch seine Lieblingssportart ausleben.

Als Mitglied der SPD setzt sich Emmanuil für Inklusion ein. So wollte er mit den Jusos Leverkusen eine barrierefreie Europawahl im nächsten Jahr erreichen. Der Antrag sei aber, so Emmanuil, von der AG Selbst Aktiv, einer Inklusions-AG in der SPD, abgelehnt worden, da die Barrierefreiheit schon gegeben sei. Enttäuscht von „vielen weiteren, nicht zwingenden Maßnahmen zur Inklusion, die einfach keine Priorität haben“, sah Emmanuil keine Alternative als seinen Hungerstreik.

Zum Ende seines Streiks, so Emmanuil, sah es nicht gut um ihn aus: „Der Körper baut alle Muskeln ab, um Eiweiß zum Überleben zu gewinnen. Ich hatte immer noch Körperfett, aber der Rest sah wirklich nicht gut aus. Ich werde jetzt zur Überwachung ins Krankenhaus gehen.“

Nach der langen Fastenzeit müsse er zudem aufpassen, nun nicht zu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Im schlimmsten Fall könnte das „Refeeding-Syndrom“ eintreten, das bei Nahrungszufuhr nach Mangelernährung sogar tödlich sein kann.

KStA abonnieren